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Agrargenossenschaft Wörlitz Agrargenossenschaft Wörlitz: Nach 47 Jahren ist für Regina Bormann Schluss

Von Andreas Behling 30.06.2020, 08:57
Nach fast einem halben Jahrhundert geht Regina Bormann in Rente.
Nach fast einem halben Jahrhundert geht Regina Bormann in Rente. Andreas Behling

Vockerode - Mit dem Beginn der Corona-Krise war es ein kleines Mantra, das Regina Bormann immer wieder zu beherzigen hatte: Hände waschen, desinfizieren, abtrocknen - Hände waschen, desinfizieren, abtrocknen. Und so fort. Denn: „Mit Handschuhen kann man keinen Käse verkaufen. In die Dinger kommt man einfach gar nicht rein, wenn die Finger immer irgendwie feucht sind.“

Zum letzten Mal hinter der Theke

Neben der unglaublich positiven Resonanz ist das eben auch eine Erfahrung, die Regina Bormann gemacht hat, seit die „Elbkäserei Vockerode“ der Agrargenossenschaft Wörlitz ihre Pforten an der Landesstraße 133 öffnete. Ab diesem Moment stand die Frau aus Gohrau regelmäßig hinter der Theke. Am Sonnabend bediente sie nun zum letzten Mal die Kunden. Ab dem 1. Juli 2020 ist die 64-Jährige Rentnerin.

Im Haus, in dem sie geboren wurde, lebt sie noch immer. Und dem Betrieb, in dem sie anfing, hielt sie ebenfalls nahezu ewig die Treue. 1973 startete Regina Bormann, die in einer Großfamilie aufwuchs, ins Berufsleben. Erst in der KAP (Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion), dann in der LPG Wörlitz, zuletzt in der Agrargenossenschaft. In der Summe also stattliche 47 Jahre.

Das Organisieren hat der Wirtschaftskauffrau - „Lange Jahre habe ich die Futtermittel abgerechnet. Da wusste ich schon, was für die Viecher getan wird.“ - ganz gut im Blut gelegen. „Mich mit um die Verpächtertage zu kümmern, das habe ich stets gerne gemacht“, so die Finanzbuchhalterin, die mit der Landwirtschaft groß geworden und davon überzeugt ist, dass die Betriebe der Region eine Menge hervorragende Produkte zu bieten haben.

Regina Bormanns Nachfolgerin in der „Elbkäserei“, wo zumeist Kerstin Voigt die Kundschaft bedient, ist Jessica Sanftenberg. „Die stellt gemeinsam mit Beate Maiwald den Käse her. Sie weiß also viel besser Bescheid, wenn es mal spezielle Fragen gibt.“ Die Neu-Rentnerin ist froh, dass sie die junge Frau ordentlich einarbeiten und ihr ein bisschen die Aufregung nehmen konnte. „Den Bammel vor der Kasse hatte ich am Anfang auch.“

Die „Elbkäserei Vockerode“ sieht Regina Bormann als ein Aushängeschild für den gesamten Agrarbetrieb. „Sich um die Produktion und den Laden zu kümmern, war sicher ein großer Aufwand. Aber der hat sich in meinen Augen gelohnt.“ Inzwischen kämen die Leute sogar aus umliegenden Landkreisen, um sich mit Käse-Leckereien einzudecken. „Die freuen sich sehr, dass es regelmäßig neue Sorten gibt.“

Echte Fans der Elbetaler

Dass sie ab Juli irgendwie ganz toll wehmütig werden könnte, glaubt die Gohrauerin indes nicht. „Die ersten 14 Tage werden wie Urlaub sein. Und danach muss man eben planen. Ich schaue nach vorne. Es wird etwas anderes kommen“, ist sie überzeugt.

Zum Beispiel der Frühschoppen, zu dem die „Elbetaler Blasmusikanten“ 5. Juli in den Alte-Canzley-Garten nach Wittenberg einladen. „Mein Mann und ich sind Fans der Truppe“, lacht Regina Bormann. Regelmäßig reise man den „Elbetalern“ mit einer größeren Gruppe an Musikfreunden zu den Auftritten hinterher. „Wir haben sogar Plaketten und einen Koffer mit ’nem Wimpel. Der wird zum Konzert auf den Tisch gestellt.“

Maßgebliche Mitgestalterin

Mit Regina Bormann, so Steffen Dalichau, Vorstand der Agrargenossenschaft, verlasse eine engagierte Mitarbeiterin das Unternehmen, „welche sich unter hohem persönlichen Einsatz immer wieder neuen Herausforderungen gestellt hat“. Als Leiterin der Verwaltung habe sie beständig ein offenes Ohr für die Belange der Kollegen gehabt. Insbesondere habe sie den „Schritt in die Direktvermarktung … maßgeblich mitgestaltet“. Und abschließend formuliert Dalichau: „Ich kann Frau Bormann, die ihr gesamtes Arbeitsleben bei uns verbracht hat, nur ganz herzlich danken.“ (mz)