Adventskalender "Himmels-Blicke" Adventskalender "Himmels-Blicke": Türchen 9: Wetter ist eigenwilliger Partner

Oehna-Zellendorf - Ein nebelverhangener Tag der Marke Waschküche. „Da geht nicht viel“, meint Monika Hackel. Ihren Rundblick vom Tower des Verkehrslandeplatzes - soweit der Dunst ihn zulässt - kommentiert die 63-Jährige, eine von zwei Geschäftsführerinnen der Fläming Air GmbH in Oehna-Zellendorf, völlig unaufgeregt mit dem Satz: „Das Wetter ist unser Partner und manchmal eben ein eigenwilliger Partner.“
Was macht die Crew an solch einem Tag ohne Flugbewegungen? Carola Steinert, ebenfalls Fläming-Air-Geschäftsführerin, muss da nicht lange nachdenken, sie hat einen Funksprechkurs mit sieben Teilnehmern fürs Wochenende vorzubereiten.
Auch die Ausbildung von Fluglehrern für Ultraleichtflugzeuge geht weiter - die Theorie zumindest kann trotz des Nebels draußen vermittelt werden. Als die MZ den Flugplatz besucht, schwitzen im Schulungsraum gerade zwei Nachzügler über ihrer theoretischen Prüfung. „Und wenn das Wetter besser wird, folgt der praktische Teil“, sagt Carola Steinert. Die 32-Jährige hofft, dass der Himmel ein Einsehen hat und bald aufreißt.
Ein blaues Firmament wäre auch für das Piloten-Weihnachtstreffen von Vorteil. 40 Teilnehmer haben sich angemeldet. „Tagsüber fliegen wir, bis in den Sonnenuntergang hinein. Sogar Nachtflüge sind möglich“, beschreiben Monika Hackel und Carola Steinert das traditionelle Ereignis. „Abends geht es dann zum Gänsekeulen-Essen in unser Flugplatzrestaurant ,Stolpervogel’, mit Weihnachtsmusik und dem Austausch alter Flieger-Geschichten.“
Neun Beschäftigte hat die von fünf Gesellschaftern getragene Fläming Air GmbH auf ihrem Verkehrslandeplatz in Zellendorf. Neben den beiden geschäftsführenden Gesellschafterinnen sind dies die dreiköpfige Crew vom „Stolpervogel“, zwei Mitarbeiter in der Werft, wo der eigene Ultraleichtflieger gebaut sowie andere Maschinen überholt, gewartet und repariert werden, ein Hausmeister („unser Unimog-Pilot“) und Jens Einführer, „das fliegerische Mädchen für alles“, wie Carola Steinert sein Tätigkeitsprofil locker umschreibt.
Jens Einführer verfügt über 40 Jahre Flugerfahrung, steuerte früher MiG-21 und das Schulflugzeug L-39. Obendrein „pflegt er einen sehr sportlichen Stil“, merkt Carola Steinert augenzwinkernd an. Jens Einführer übernimmt Rundflüge und Technik-Einweisungen, er ist Fluglehrer für Ultraleichtflieger und kann jede Maschine steuern, die bei der Fläming Air steht.
Carola Steinert fliegt ebenfalls, ist Theorie-Lehrerin und gerade dabei, die komplette Fluglehrer-Ausbildung hinter sich zu bringen. Monika Hackel kümmert sich um die Finanzen einschließlich Lohnbuchhaltung und alle organisatorischen Belange. Die Flugleitung, sprich die Arbeit auf dem Tower, teilen sich die beiden Chefinnen mit Jens Einführer.
Ebenso das Flugzeuge putzen, das Carola Steinert in ihrer ungezwungenen Art als „Flugzeuge streicheln“ bezeichnet. „Im Sommer macht das am meisten Spaß.“
Bei der Fläming Air können Interessenten ihre Private Piloten Lizenz (PPL) erwerben. „Selbst der Weg zum Berufspiloten beginnt mit einem PPL-Schein“, erläutert Carola Steinert. Auch Ultraleichtflieger werden hier ausgebildet, zudem gibt es Schulungen für Nacht- und Kunstflugberechtigungen. Außerdem können Piloten eine Schleppberechtigung für Banner oder Segelflugzeuge erlangen.
Den Verkehrslandeplatz Oehna-Zellendorf gibt es seit Oktober 1990. Die Fläming Air GmbH startete hier die erste Flugschule der neuen Bundesländer. Gründer Rudolf Hackel erfüllte sich damit einen lange gehegten Traum. „Er war der erste Flugschüler in seiner eigenen Flugschule“, wirft Monika Hackel ein.
„Wir schicken ihm jeden Tag Grüße in den Himmel“, geht sie nur kurz auf den traurigen Umstand ein, dass ihr Mann 2011 tödlich verunglückte. „Sein Traum wird aber weiter gelebt, mit viel Freude und Energie“, ergänzt Carola Steinert.
Solange es den Zellendorfer Flugplatz gibt, finden hier alljährlich Flugtage statt. Allerdings hat der Termin dafür gewechselt. 1990 organisierte man sie zum 3. Oktober, dem Tag der Einheit, dann schwenkte das Team auf das dritte Wochenende im Juli um und blieb dabei.
Der Fläming Air gehören inzwischen sechs Flugzeuge. Am Platz befinden sich jedoch fast 30 Flieger. „Sie gehören Privatpersonen, die sich hier eingemietet haben“, klärt Carola Steinert auf.
