17. Wittenberger Reit- und Springturnier 17. Wittenberger Reit- und Springturnier: Neuer Teilnehmerrekord

Wittenberg/MZ - „Gestern haben wir uns einen Sonnenbrand geholt, heute machte uns der Landregen fast einen Strich durch die Rechnung“, schilderte Hans Andreas vom Reitverein (RV) Wittenberg die Situation beim 17. Wittenberger Reit- und Springturnier. Da muss am Sonntag „Plan B“ herhalten. Dieser ist immer parat und abrufbar. Organisationschefin Veronika Andreas und die Aktiven von „Pferd und Reiter“ haben nie einen Gedanken an Abbruch der Veranstaltung verschwendet - trotz Dauerregen und grauen Himmel.
Olympiaticket verpasst
Reiter aus vier Bundesländern (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg) kämpften um die begehrten Schleifen. Mit über 800 Aktiven wurde ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt. Der langjährige Sprecher des Turniers, Jürgen Schnelle, nahm das Wetter mit Humor. „Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur unpassende Kleidung“, sagte er durchs Mikrofon. „1960 trat ich als Aktiver beim deutschlandinternen Olympiaausscheid DDR kontra BRD gegen den späteren Olympiasieger Alwin Schockemöhle an und verpasste knapp das Olympiaticket für Rom“, erinnerte sich Schnelle im Gespräch an seine einstige Karriere.
Grundstein zur Karriere gelegt
Auch für das Reiten gilt der Grundsatz: Wer ein guter Sportler werden will, beginnt frühzeitig. Das trifft auf den siebenjährigen Emil Kwiatkowski aus Dabrun zu. Mit drei Jahren saß er erstmals im Sattel. Am Sonntag belegte Emil auf „Butterfly“ Platz eins im Führzügelwettbewerb. Mutter Carina und Vater Torsten waren stolz auf ihren Filius. Tägliches Training heißt das Erfolgsrezept. Erfolg hatte auch Vater Torsten. Er belegte in der Springprüfung Klasse A unter 57 Konkurrenten Platz sieben. Das war seiner Meinung nach aller Ehren wert. Am Samstag gab es bei Sonnenschein noch eine meisterwürdige Kulisse von 400 bis 500 Zuschauern, bei Dauerregen am Sonntag änderte sich die Situation schlagartig.
Deutschland hat etwa 1,6 Millionen aktive Reitsportler. Olympische Disziplinen sind Dressur, Springreiten und Vielseitigkeit.
Auf regionaler Ebene gibt es meist Springprüfungen von der A- (Anfangsklasse) bis zur M-Klasse (mittelschwere Prüfungen).
Organisiert im Landkreis Wittenberg sind 603 Reitsportler in 22 Vereinen. Zahlenmäßig stärkster Club ist der RZFV Bad Schmiedeberg mit 59 Mitgliedern, gefolgt vom Himmelsberger RVW (58). Der Wittenberger RV verfügt über 21 Mitglieder.
In Sachsen-Anhalt sitzen insgesamt 11 065 Reitsportler im Sattel. Das Gros ist in der Altmark zu finden. Der Sitz des Landesverbandes Reit- und Fahrvereine befindet sich in Zörbig, Ortsteil Prussendorf. Das Büro befindet sich in der Parkstraße 13.
Die etwas spärlich besetzten Ränge waren jetzt ein Fall für Hartgesottene. Lokalmatador Thilo Lösche (RV Seyda) schaffte es am Samstag beim M-Springen (Mittelschwere Klasse) bis aufs oberste Treppchen. Die Hindernisse sind hier zwischen 1,30 und 1,40 Meter hoch. Vater Horst, einst DDR-Spitzenklasse, fehlte wegen Krankheit. Unterdessen klangen laute Anfeuerungsrufe vom Reitplatzrand: „Laura, Laura.“ Diese galten Laura Hohlfeld (RV Wittenberg), die von ihren Großeltern Gisela und Walter Hohlfeld angestachelt wurde. Der Lohn: Rang sechs beim Führzügelwettbewerb nach erst dreimonatiger Praxis. Beachtliches Können demonstrierte auch der 18-jährige Maximilian Fricke vom RV Niederwerbig. Er gewann den Preis der Sparkasse in der M-Klasse.
Lob vom Landesbeauftragten
Otto Körnig, Landesbeauftragter für Pferdesport in Sachsen-Anhalt, gleichzeitig auch Sprecher und Preisrichter, lobte das Engagement des Wittenberger Reitvereins. „Ich erinnere mich noch an 1998, als der einstige Ascheplatz zum Reitplatz umgestaltet wurde. Es ist kaum zu glauben, was daraus geworden ist. Eine tolle Leistung.“ Viele Helfer wirkten auch diesmal am Zustandekommen der hochkarätigen Veranstaltung mit. Von den Parcoursbauern bis zum Veterinär war alles dabei. Zu beobachten ist zudem der Aufwärtstrend des Turniers in der Publikumsgunst. Einen Satz gab es bei Sonnenschein oder Regen immer wieder zu hören. „Ich bin das erste Mal hier und wusste gar nicht, dass es eine so tolle Veranstaltung gibt.“ Diese Feststellung freute Organisationschefin Veronika Andreas. „Solche Worte tun gut und ermuntern mich, weiterzumachen.“
Die kompletten Ergebnisse sind im Internet unter fn-erfolgsdaten.de einsehbar.