Intensive Grabung Tausende Funde - bis zur Jungsteinzeit - entdecken Archäologen in Ahlsdorf
Erfolgreiche Grabung Am Vietzbach in Ahlsdorf: Tausende Funde deuten auf eine Besiedlung über einen längeren Zeitraum hin. Was sie alles entdeckt haben.

Ahlsdorf/MZ - Für den Archäologen Olaf Kürbis schließt sich in Ahlsdorf ein Kreis. Anfang der 1990er Jahre hat er hier auf der Fläche gegraben, wo dann der NP-Markt Am Vietzbach gebaut wurde. „Das war eines meiner ersten Projekte“, sagt Kürbis, der heute als Gebietsreferent des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie unter anderem für den Landkreis Mansfeld-Südharz zuständig ist.
Damals sei auch auf der angrenzenden Fläche in Richtung des heutigen Feuerwehrgebäudes eine Grabung vorbereitet worden. „Die obere Schicht wurde schon abgezogen“, erzählt Kürbis. Doch zu der Grabung sei es dann nicht mehr gekommen; das Areal blieb brach liegen.
Archäologen fördern tausende Fundstücke zutage
Nun, circa 30 Jahre später, steht Kürbis erneut auf dem Gelände - das nun endlich bebaut werden soll. Laut dem Ahlsdorfer Bürgermeister Karsten Patz (parteilos) plant ein privater Investor die Errichtung eines Reha-Zentrums. Und deshalb ist die Fläche seit Anfang März archäologisch untersucht worden.
„Wir sind jetzt in den letzten Zügen“, sagt Grabungsleiterin Ines Vahlhaus, die mit mehreren Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern tätig gewesen ist. „Wir wussten ja schon von damals, dass dort mit Funden zu rechnen ist“, so Gebietsreferent Kürbis. Aber die Erwartungen seien noch einmal übertroffen worden.

Insgesamt mehrere Tausend Funde hat das Team gemacht. Sie stammen überwiegend aus der frühen Jungsteinzeit (circa 5.000 v. Chr.), der späten Bronzezeit (um 800 bis 1.000 v. Chr.) und der jüngeren Eisenzeit (1. bis 2. Jahrhundert v. Chr.). „Es war eine sehr intensive Grabung, die viel Einsatz gefordert hat“, sagt Vahlhaus. Sie ist besonders dankbar, dass immer wieder Ehrenamtliche mitgearbeitet haben. „Jeder hat so viel gegeben, wie er konnte.“
Pfostenlöcher von Häusern entdeckt
Wie Kürbis sagt, seien Pfostenlöcher von Häusern gefunden worden, die auf eine Besiedlung des Geländes wahrscheinlich in der frühen Jungsteinzeit - während der sogenannten Linienbandkeramik-Kultur - hindeuten. Es gebe Siedlungsgruben, die zur Lagerung von Vorräten oder zur Entnahme von Lehm zum Hausbau dienten.

„Der Flurname ist ja heute noch ‚Erdengruben‘“, sagt Kürbis. „Vielleicht ist hier über längere Zeit Lehm gewonnen worden.“ In die Gruben wurde später auch Abfall geworfen. Die Siedlung sei aber offenbar auf das jetzige Grabungsgebiet begrenzt gewesen. Denn beim Bau des Feuerwehrhauses seien keine Siedlungsspuren gefunden worden.

Zu den besonderen Funden gehört laut der Grabungsleiterin ein aufwendig gearbeiteter und verzierter Kamm aus Knochen oder Geweih, der etwa aus dem 6. Jahrhundert stammen könnte. „In der Qualität und dem guten Erhaltungszustand ist das sehr selten“, so Kürbis. So etwas sei von spezialisierten Handwerkern gefertigt worden. In Quenstedt sei zum Beispiel eine Kammmacher-Werkstatt aus dem 3./4. Jahrhundert gefunden worden.
Gute Bedingungen für die Grabung
Selten ist auch ein Teil eines Gefäßes aus der Linienbandkeramik, das mit einer plastischen Schneckenform verziert ist. „Das habe ich so noch nicht gesehen“, sagt Kürbis. Darüber hinaus sind unter anderem ein kleiner Keulenkopf, ein Teil einer Steinaxt, ein vollständiges eisenzeitliches Tongefäß und ein Glasring gefunden worden.
„Wir hatten hier hervorragende Bedingungen“, hebt Kürbis hervor. „Das ist nicht überall so.“ Die Gemeinde habe einen Lager- und Arbeitsraum bei der Feuerwehr zur Verfügung gestellt, der Gemeindearbeiter habe zeitweise mitgearbeitet.
Gegraben worden ist auch auf der anderen Seite der Straße Am Vietzbach, wo ein neues Wohngebiet erschlossen und eine Straße gebaut werden soll. Dort hat es aber nur wenige Funde gegeben. Neun Einfamilienhäuser werden hier entstehen. „Die Grundstücke sind jetzt alle vergeben“, freut sich Bürgermeister Patz.