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Talsperre bei Wippra Talsperre bei Wippra: Kompromiss zwischen Landesbetrieb und Naturschützern

Von Wolfram Bahn 14.10.2016, 11:20
Das Durchlassbauwerk aus Beton im Wippertal ist nahezu fertig. Doch um die Aufschüttung des Damms bei Wippra gab es monatelang ein Tauziehen zwischen dem Talsperrenbetrieb und Naturschützern.
Das Durchlassbauwerk aus Beton im Wippertal ist nahezu fertig. Doch um die Aufschüttung des Damms bei Wippra gab es monatelang ein Tauziehen zwischen dem Talsperrenbetrieb und Naturschützern. Lukaschek

Wippra - Gute Nachricht für die Anrainerorte an der Wipper: Nach rund einem Jahr Baustopp kann das zweite Hochwasser-Rückhaltebecken bei Wippra fertiggestellt werden. Der Naturschutzbund Nabu und der Talsperrenbetrieb des Landes haben sich auf einen Kompromiss verständigt. „Damit kann der geplante Damm errichtet werden, ohne dass es zu den befürchteten gravierenden Eingriffen im Landschaftsschutzgebiet des Wippertals kommt“, sagte Burkhard Henning, Geschäftsführer des Talsperrenbetriebs, der MZ.

Naturschützer verhindern Eingriff in Landschaft im Wippertal

Ursprünglich wollte das Land auf einer Fläche von etwa vier Hektar Wald in der Nähe des geplanten Dammes das Material gewinnen, um das bereits errichtete Durchlassbauwerk mit Gestein und Erde zu verfüllen und zu begrünen. Für den Nabu wäre dies mit gravierenden Eingriffen in Lebensräume und ins Landschaftsbild im Wippertal verbunden gewesen. Die Naturschützer konnten das Vorhaben per Gerichtsbeschluss stoppen, weil eine Umweltverträglichkeitsprüfung fehlte.

Der Mangel wurde in einem ordnungsgemäßen Verfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit und auch unter Einbeziehung der Naturschutzverbände inzwischen behoben. Doch zugleich suchten Talsperrenbetrieb und Naturschützer, die das Vorhaben ja nicht verhindern wollten, nach Lösungen, die für beide Seiten akzeptabel sind. Und die wurden jetzt gefunden.

„Selbstverständlich muss der Hochwasserschutz realisiert werden. Aber die Eingriffe in Natur und Landschaft müssen so gering wie möglich gehalten werden“, so Nabu-Landesgeschäftsführerin Annette Leipelt. Und das konnte aus ihrer Sicht erreicht werden. Demzufolge wird das Stützmaterial für den 17 Meter hohen und 190 Meter langen Damm weiterhin ortsnah aus einem neu zu schaffenden Steinbruch entnommen.

Schwerlaster und Baufahrzeuge müssen nun durch Wippra rollen

Erde und anderes Füllmaterial, mit dem der Damm abgedichtet wird, kommt woanders her. Damit verkleinert sich die Fläche im Wippertal, auf der Material gewonnen werden soll, um mehr als die Hälfte auf 1,5 Hektar. Auch die Umgestaltung der Bachtäler wird vermieden, hieß es.

Allerdings hat die neue Variante zur Folge, dass die Schwerlaster, die die Erde und andere Dichtstoffe bringen, durch Wippra rollen müssen, um an die Baustelle zu gelangen. „Deswegen sind wir nicht so recht begeistert über die neue Lösung“, bekennt Ortsbürgermeisterin Erika Rauhut. Man wolle aber auch, dass das Rückhaltebecken nach der Talsperre endlich fertig wird, um besser geschützt zu sein.

Das Bauwerk soll bei Hochwasser das Wippertal flussabwärts abriegeln. Dadurch sollen 21 Ortschaften an der Wipper, darunter auch die Stadt Hettstedt, vor künftigen Fluten geschützt werden. Der Plan reicht bis ins Jahr 1994 zurück, als ein schlimmes Hochwasser an der Wipper zu erheblichen Überschwemmungen und Schäden in Höhe von 35 Millionen D-Mark führte.

Endbetrag für Bau des zweiten Staudamms bisher offen

Nach langwierigen Untersuchungen hatte sich das Land schließlich entschieden, einen zweiten Damm zu bauen. 17 Millionen Euro wurden anfangs dafür veranschlagt. Wie teuer das Projekt nach den jüngsten Veränderungen wird, ist offen, so Henning.

Er versteht die Sorgen der Anwohner. Und seiner Auffassung nach wäre es einfacher gewesen, alles Material vor Ort abzubauen. Doch er verspricht: „Die Belastung der Bevölkerung durch den Antransport wird sich in Grenzen halten.“ Und er will auch die Wipperbrücke, die überquert werden muss, nicht unnötig strapazieren. Außerdem soll der jetzige Zustand der Grundstücke an der Zufahrtsstraße festgehalten werden, um vergleichen zu können, ob eventuell Schäden entstanden sind, die das Land begleichen will.

„Dafür bleibt die schöne Landschaft weitestgehend erhalten“, wirb Henning um Verständnis. Er hofft, dass der Winter nicht zu heftig ausfällt. „In ein paar Monaten ist alles vorbei.“ (mz)

Die Talsperre in Wippra
Die Talsperre in Wippra
J. Lukaschek