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Tagebau bei Amsdorf Tagebau bei Amsdorf: Getec will auf See eine Photovoltaik-Anlage installieren

Von Steffen Höhne 26.11.2019, 15:44
Die bisher größte schwimmende Photovoltaik-Anlage in Deutschland befindet sich auf dem Baggersee Maiwald in Baden-Württemberg. Der Kieswerkbetreiber Ossola hat mit der Erdgas Südwest GmbH die Anlage errichtet.
Die bisher größte schwimmende Photovoltaik-Anlage in Deutschland befindet sich auf dem Baggersee Maiwald in Baden-Württemberg. Der Kieswerkbetreiber Ossola hat mit der Erdgas Südwest GmbH die Anlage errichtet. dpa

Halle (Saale) - Für den Ausbau der Erneuerbaren Energien werden immer neue Flächen und Nutzungskonzepte gesucht. Dabei rücken nun auch Gewässer in den Blickpunkt. Der Magdeburger Energie-Dienstleister Getec plant einen kleinen, schwimmenden Solarpark auf einem Tagebausee bei Amsdorf im Landkreis Mansfeld-Südharz zu installieren. „In einem Pilotprojekt wollen wir die technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen untersuchen“, sagt Chris Döhring, Geschäftsführer der Getec Green GmbH.

150 Solarmodule sollen auf Schwimmpontons montiert werden

Dazu sollen 2020 laut Getec etwa 150 Solarmodule auf Schwimmpontons montiert werden. Die Anlage wird etwa 15 Meter lang und 15 Meter breit sein und eine Leistung von 50 Kilowatt besitzen. „Das entspricht einer größeren Dachanlage, doch daraus kann viel erwachsen“, sagt Döhring. Es müssten zunächst Erfahrungen gesammelt werden, wie aufwendig ein sicherer Stromanschluss auf dem Wasser und wie teuer und langlebig die Pontons seien. „Derzeit sind solche Anlagen im großen Stil noch nicht wirtschaftlich“, betont Döhring. Beteiligt sind die Kohle-Chemie-Firma Romonta und die Fraunhofer-Gesellschaft.

Schwimmende Solarparks als Ergänzung zu Dachanlagen

Letztere sieht in der Technologie viel Potenzial. „Schwimmende Solarparks können eine sinnvolle Ergänzung zu Dachanlagen sein und bieten Möglichkeiten zur Doppelnutzung“, sagt Martin Heinrich vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg (Baden-Württemberg). So könne in den Seen beispielsweise weiter Fischzucht betrieben oder Trinkwasser vorgehalten werden. „Durch die Verschattung des Sees ist auch die Algenbildung geringer, was im Sommer bei hohen Temperaturen bei zahlreichen Gewässern ein Problem ist“, erklärt Heinrich. Laut Döhring könnten in Ostdeutschland zahlreiche Seen, die in ehemaligen Tagebauen entstanden sind, genutzt werden. „Es gibt hier keine Flächenkonkurrenz etwa zur Landwirtschaft“, so der Firmenchef. Das Fraunhofer ISE beziffert das technische Potenzial in einer Studie allein für Braunkohletagebauseen in Deutschland auf 15 Gigawatt. Zum Vergleich: Das ist die Leistung von 15 großen Braunkohlekraftwerken. Da die Sonne aber nicht immer scheint, dürfte die tatsächliche Leistung eher bei der von zwei Kohlekraftwerken liegen.

Weltweit wird an dem Thema geforscht und die ersten großen schwimmenden Solarparks sind in Japan und Singapur am Netz. Das deutsche Unternehmen Baywa Re hat mit niederländischen Partnern Anfang des Monats eine Flooting-Anlage innerhalb von nur sechs Wochen realisiert. Das Projekt Sekdoorn nahe der Stadt Zwolle verfügt über 14,5 Megawatt. Die 40 000 Module den Strombedarf von 4 000 Haushalten decken.

Vorbild auf Baggersee Maiwald in Baden-Württemberg

Das bislang größte deutsche Projekt ging im Sommer 2019 im Baggersee Maiwald (Baden-Württemberg) in Betrieb. Der dortige Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) bescheinigte der Anlage mit 750 Kilowatt „Vorbildcharakter“. Denn die zahlreichen Baggerseen der Region würden sich zur Nachahmung anbieten. (mz)