Blumenstrauß der Woche Seit über sechs Jahrzehnten kümmert sich Heinz Westphal um die Grünanlagen in Breitenstein

Breitenstein/MZ - „Den Platz“, sagt Heinz Westphal aus Breitenstein und deutet auf die Grünanlage, „habe ich vor 65 Jahren angelegt.“ Und seitdem pflegt er ihn. Grund genug für Rosel und Karsten Jungermann sowie Ortsbürgermeister René Schröder, den engagierten Senior für den Blumenstrauß der Woche vorzuschlagen. Den Strauß hat die Blumenboutique Meinhardt aus Sangerhausen zur Verfügung gestellt.
Großer Ärger um Hühner
Auch in diesem Jahr hat Heinz Westphal die Hecke auf dem Platz der Freundschaft akkurat geschnitten, Rasen gemäht, die Beete vorm Winter in Ordnung gebracht. Nun will er noch frische Blumenzwiebeln in die Erde bringen. „Früher liefen hier Hühner rum“, erzählt der Breitensteiner, der vor wenigen Tagen 93 geworden ist. „Ich habe erst mal dafür gesorgt, dass die Hühner weg waren. Das gab großen Ärger“, sagt der frühere Polizist schmunzelnd. „Aber ich habe das durchgesetzt, mir einen Trecker geborgt, zwei große Hänger Erde hergefahren, Rasen gesät und Büsche gepflanzt.“ Wilfried Wöhler habe ihm lange bei der Pflege der Anlage geholfen.
Westphal stammt aus Breitenstein und hat viel erlebt. Schönes und Schlimmes. „Im Zweiten Weltkrieg war ich bei der Heimatflak in Leuna Mitte, das war heftig“, sagt er. Bei einem Angriff auf die Leunawerke wurden acht Kesselwagen mit Benzin getroffen, eine unvorstellbare Feuerwalze habe alles verschlungen. Es ist eins der Bilder, die ihn nie losgelassen haben. Später ging er freiwillig zur Kasernierten Volkspolizei nach Brandenburg, kam zum Stab, wurde zur Schule geschickt und sollte Offizier werden. Treuenbrietzen, Doberlug-Kirchhain, Gera, Pirna… Zweimal sei er zusammengebrochen, sagt Westphal, dann ließ er sich entpflichten.
Zeit als ABV in Breitenstein
Doch er wurde als Polizist gebraucht, was die Verantwortlichen damals zuerst mit seiner Frau Edelgard besprachen… Aber aus der versprochenen Neubauwohnung in Halle sei nichts geworden, also wurde er nach anderthalb, zwei Jahren wieder als Polizist in Sangerhausen und schließlich in Stolberg und Breitenstein eingesetzt.
An Westphals Zeit als ABV, also Abschnittsbevollmächtigter, kann sich René Schröder aus gutem Grund erinnern: „Mit 13, 14 bin ich mal schwarz Moped gefahren.“ Westphal habe ihn prompt erwischt und angekündigt, das seinem Vater zu erzählen - man kannte sich ja in Breitenstein - und er sollte zusehen, dass er das Moped nach Hause bringt… „Damals gab’s den Ortspolizisten, und wenn irgendwas war, ging er hin, es wurde geschlichtet und geregelt. Er war eine Vertrauensperson.“ Freilich habe es auch Probleme gegeben, sind sich beide einig, die sich nicht einfach lösen ließen.
Das Leben im Dorf sei anders gewesen als heute, sagt Westphal. Auch wegen der vielen Urlauber, die herkamen und für die tolle Veranstaltungen im großen Saal auf die Beine gestellt wurden - von und mit den Breitensteinern.