Schweinepest Schweinepest: Welche Gefahr die hochansteckende Virusinfektion für die Region hat
Sangerhausen - Der Landkreis Mansfeld-Südharz rüstet sich für den Ausbruch der hochansteckenden Afrikanischen Schweinepest (ASP). Die Seuche verläuft bei Hausschweinen und Wildschweinen ausnahmslos tödlich, einen Impfstoff gibt es gegenwärtig nicht. Dennoch warnt Amtstierarzt Lothar Seibt vor einer Panikmache. Denn die Viruserkrankung ist nach Einschätzung des bundeseigenen Friedrich-Löffler-Instituts für Tiergesundheit für den Menschen völlig ungefährlich.
Afrikanische Schweinepest wütet aktuell in Ukraine, Polen und Russland
Die Seuche stammt ursprünglich aus Afrika und tritt aktuell bei Wild- und Hausschweinebeständen in den baltischen Staaten sowie in der Ukraine, Polen und Russland auf. In keinem der Länder konnte sie erfolgreich bekämpft werden. Stattdessen rückt sie näher. So ist im Juli dieses Jahres erstmals ein Fall in Tschechien aufgetreten. Das Virus wird zwischen Schweinen übertragen, aber auch von anderen Tieren, unter anderem von Füchsen und Waschbären, die Überreste von Wildschweinkadavern in der Natur verteilen. Aber auch Speisereste, die an Rastplätzen in Mülltonnen oder auf Komposthaufen entsorgt werden, können diese Viren übertragen.
Das Virus, das Afrikanische Schweinpest auslöst, verursacht eine sehr schwere Allgemeinerkrankung, an der in der Regel 100 Prozent der betroffenen Tiere binnen zehn Tagen versterben. Die klinischen Anzeichen sind häufig unspezifisch und umfassen im Wesentlichen hohes Fieber, Futterverweigerung, Atemprobleme, Blaufärbung der Haut, Festliegen und plötzliche Todesfälle. Trächtige Sauen können verferkeln. In wenigen Fällen wurden auch schwere Blutungen der infizierten Tiere beobachtet. (Quelle: Friedrich-Löffler-Institut)
„Wir sind auf den Tag X vorbereitet“, sagt Amtsveterinär Seibt. Demnach seien Notfallpläne erstellt worden. Unter anderem müsse beim Ausbruch der Krankheit eine Schutzzone in einem Radius von 15 Kilometern eingerichtet werden. Dort gelte unter anderem ein Jagdverbot für alle Tierarten. In Schweinzucht- oder -mastanlagen innerhalb der Sperrzonen müssten die Tiere getötet werden. Angesichts dessen dürfte der wirtschaftliche Schaden beträchtlich sein. Allein im Landkreis Mansfeld-Südharz stehen bei den 15 Mastbetrieben rund 72.000 Schweine in den Ställen.
Die Tierhalter bekämen zwar über die Tierseuchenkasse eine Entschädigung, aber die decke bei weitem nicht den damit verbundenen Aufwand ab, weiß Wolfgang Minning, Chef des Kreisbauernverbandes. Er rät den Landwirten, die ohnehin strengen Hygienebestimmungen in und um die Stallungen konsequent umzusetzen. Einen hundertprozentigen Schutz gebe es nicht. Hinzu kommt, dass das Fleisch später in den Schlachthöfen und an den Verkaufstheken der Fleischereien fehlt. Da Angebot und Nachfrage den Preis regulieren, erfahre das Schnitzel mit Sicherheit eine Preissteigerung.
Seibt hofft bei der Eindämmung der Seuche auch auf Hilfe aus der Bevölkerung. „Wer zum Beispiel beim Pilzesuchen ein totes Wildschwein entdeckt oder ein verhaltensauffälliges beobachtet, sollte einen Jäger oder die Behörden informieren“, rät er. Ferner appellierte Seibt an Urlauber, die nach Osteuropa fahren, keine Fleisch- und Wurstwaren mitzubringen und besondere Vorsicht walten zu lassen. „Schon ein angetrockneter Blutstropfen auf Schuhen oder Kleidung kann die tückischen Viren übertragen“, sagt der Kreisveterinär.
Wildschweine gelten als Hauptinfektionsquelle für die Afrikanische Schweinepest
Unterdessen gelten die Wildschweine als Hauptinfektionsquelle. Dem wollen die Weidgenossen abhelfen. „Den Jägern kommt jetzt eine besondere Schlüsselrolle zu“, sagt Kreisjägermeister Ekkehard Punk. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich der Wildschweinbestand auf einem „historischen Höchststand“ bewege. Bundesweit geht man von zwei Millionen Schwarzkitteln aus, darunter 150.000 in Sachsen-Anhalt. „Je mehr Wildschweine jetzt noch geschossen werden, umso geringer ist das spätere Infektionsrisiko,“ spricht sich Punk für eine intensivere Jagd aus. Insbesondere die so genannten Erntejagden böten gute Chancen, den Bestand an Schwarzwild zu reduzieren.
Dem steht der Landesforstbetrieb Süd mit Sitz in Obersdorf aufgeschlossen gegenüber. Forstbetriebsleiter Holger Koth bietet unter anderem Jungjägern oder revierlosen Jägern die Möglichkeit, sich zur Jagd anzumelden. Ab November bis Januar will man mit Drückjagden gegen die Tiere vorgehen. (mz)