Schülerbeförderung Schülerbeförderung: Bus von Wippra nach Sangerhausen ist völlig überfüllt

Sangerhausen - Der Fahrer bremst und schon wieder stolpern einige Kinder durch den Mittelgang. Der Schulbus, der morgens zwischen Wippra und Sangerhausen verkehrt ist so voll, dass kaum noch Platz ist. Dicht an dicht drängen sich die Kinder und versuchen dabei das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als in Gonna die letzten Schüler zusteigen, macht der Fahrer eine Durchsage: „Rückt bitte noch weiter nach hinten durch. Wir kriegen sonst nicht alle rein.“
Rund 5.150 „Fahrschülern“ werden mit Bus, Bahn und Taxi transportiert
Für Schulamtsleiterin Christine Hachmeister-Hübner ist mit Blick auf den Schülerverkehr der Start in das neue Schuljahr „ohne größere Probleme“ vonstatten gegangen. Zudem habe es im Bereich Roßla und Kelbra veränderte Anfangszeiten an Schulen gegeben, sagt die Amtsleiterin im Schul- und Kulturausschuss des Kreistages.
Darüber hinaus werde der Schülerverkehr den Kreishaushalt stärker belasten. Zahlen nannte sie nicht. Von den rund 5.150 sogenannten „Fahrschülern“ werden 150 mit der Bahn transportiert, 500 mit Taxen in die Schule gefahren, alle anderen fahren mit dem Bus.
Die einen sagen so, die anderen so. Damit könnte man die Situation im Bereich der Schülerbeförderung salopp überschreiben. Während der Landkreis offenbar keinen Handlungsbedarf sieht, auf der einen oder anderen Strecke möglicherweise nachzubessern, empfinden das Schüler und ihre Eltern hier und da ganz anders, sehen sogar dringenden Handlungsbedarf. Zum Beispiel auf der Strecke Wippra - Sangerhausen. Wie sieht das anderswo aus? Wie voll sind die Busse, mit denen Schüler allmorgendlich fahren müssen, um zur Schule zu kommen. Wer hat besonders lange Fahrzeiten oder extrem ungünstige Busverbindungen beziehungsweise Wartezeiten?
Schreiben Sie uns die Situation ihrer Kinder, wo drückt Ihnen in Sachen Schülerbeförderung der Schuh.
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Zurück zur Fahrt nach Sangerhausen. „Das ist hier jeden Morgen so“, berichtet die 16-jährige Marie aus Pölsfeld von ihren Erfahren. Schon in Wippra finden nicht alle Schüler einen Sitzplatz und mit jeder weiteren Haltestelle verschärft sich das Problem.
Obwohl ab Grillenberg ein weiterer Bus eingesetzt wird, steigen viele Kinder in den ersten. Der andere fährt nicht bis ins weiter entfernte Schollgymnasium sondern nur bis zur Thomas-Münzer-Schule in der Borngasse.
Nicht nur das Gedrängel missfällt vielen Eltern, auch die Verkehrssicherheit bereitet ihnen große Sorgen. „Ich weiß, das keine Sitzplätze in den Bussen garantiert werden können. Trotzdem finde ich es gefährlich, wenn die Kinder im Bus nicht angeschnallt sind oder sogar die ganze Zeit über stehen müssen“, klagt eine Mutter aus Wippra.
Schließlich sei die Strecke auch sehr kurvenreich und der Bus fährt weite Abschnitte über die Landstraße. Immerhin, Linienbusse, in denen Passagiere stehen müssen, dürfen laut Straßenverkehrsordnung nicht schneller als 60 Kilometer pro Stunde sein, doch bei einer Vollbremsung sind Stürze quasi vorprogrammiert.
Beatrice Weidinger, eine Mutter aus Wippra hält es deshalb für sinnvoll, wenn der Schülerverkehr nicht durch den normalen Linienbus übernommen wird. „Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten und die Schüler haben schwere Rucksäcke und zweimal in der Woche auch noch Sportsachen dabei. Ich finde es unzumutbar, dass vor allen auch jüngere Kinder, die ganze Strecke über stehen müssen. An manchen Tagen wiegt der Schulranzen meines Sohnes zehn Kilo“, erzählt sie.
Für die Verkehrsgesellschaft Südharz, die im Auftrag des Landkreises den Schülerverkehr absichert, ist das jedoch kein Thema. Dass Linienbusse für den Schülertransport eingesetzt werden, sei erlaubt. Auch die vom Hersteller angegebene Kapazität von 99 Personen werde nicht überschritten, sagt VGS-Sprecherin Anja Reise.
Behörden und Verkehrsgesselschaft sehen keine Grund für zusätzlichen Buseinsatz
Nach ihren Angaben wurde das erst kürzlich überprüft. So sei die Linie 460 (Wippra-Sangerhausen) zwischen Ende August und Anfang September untersucht worden - mit dem Ergebnis, dass im Durchschnitt 66 Fahrgäste den Bus auf der Strecke nutzen. Der Bus verfügt zwar nur über 37 Sitzplätze, es gebe aber noch 62 Stehplätze. Einen Anspruch auf einen Sitzplatz gebe es generell nicht.
„Wir wissen, dass die Herstellerempfehlungen knapp bemessen sind und haben deshalb die interne Regelung, dass ab durchschnittlich 75 Personen ein zweiter Bus zur Verfügung gestellt wird. Das ist hier aber nicht der Fall“, sagt Anja Reise. Auch das Schulamt des Landkreises sehe angesichts der Untersuchung keinen Grund, einen weiteren Bus für die Schüler einzusetzen, hieß es bei der Verkehrsgesellschaft.
Erst im vergangenen Jahr war der Schülerverkehr im Landkreis Mansfeld-Südharz für vier Jahre neu ausgeschrieben worden. Gegenwärtig liegen die Kosten dafür bei rund 4,4 Millionen Euro. Zuletzt hatten Proteste von Eltern im Bereich der Gemeinde Südharz zu Veränderungen geführt.
Im Landkreis Mansfeld-Südharz gibt es im Schuljahr 2015/16 rund 4.000 Grundschüler, 3.500 Sekundarschüler, 2.700 Gymnasiasten, 700 Förderschüler und 1.500 Berufsschüler. (mz)