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Berufsausbildung Romonta in Amsdorf sucht Nachwuchs - Viele Lehrstellen in Mansfeld-Südharz unbesetzt

Die Agentur für Arbeit zieht nach dem Coronajahr Bilanz: 97 von insgesamt 642 Ausbildungsstellen im Landkreis sind unbesetzt geblieben.

Von Beate Thomashausen 29.10.2021, 11:00
Zum Abschluss des Berufsberatungsjahres 2020/21 zeigte die Romonta-Geschäftsführung in Amsdorf, wie sie aktuell und künftig ausbilden will. Auf dem Foto: Romonta-Geschäftsführeron Rena Eichhardt, die scheidende Chefin der Sangerhäuser Arbeitsagentur Martina Scherer, die neue Agenturchefin Simone Meißner, Romonta-Personalchefin Sabine Rothgaenger, Romonta-Ausbilderin Miriam Fritsch und Azubi Tom Ringmann   (v.li.).
Zum Abschluss des Berufsberatungsjahres 2020/21 zeigte die Romonta-Geschäftsführung in Amsdorf, wie sie aktuell und künftig ausbilden will. Auf dem Foto: Romonta-Geschäftsführeron Rena Eichhardt, die scheidende Chefin der Sangerhäuser Arbeitsagentur Martina Scherer, die neue Agenturchefin Simone Meißner, Romonta-Personalchefin Sabine Rothgaenger, Romonta-Ausbilderin Miriam Fritsch und Azubi Tom Ringmann (v.li.). Foto: Beate Thomashausen

Amsdorf/MZ - Tom Ringmann (20) aus Merseburg ist einer der 20 jungen Leute, die derzeit ihre Lehrausbildung bei Romonta in Amsdorf absolvieren. Drei weitere Lehrlinge wurden erst kürzlich von Romonta übernommen. Tom Ringmann steckt gerade mitten im zweiten Ausbildungsjahr zum Bürokaufmann. Über Gespräche in der Familie sei er auf Romonta als Ausbildungsbetrieb aufmerksam geworden, habe sich schließlich beworben und sei jetzt sehr zufrieden mit seiner Wahl.

An seinen ersten Tag bei Romonta und den Betriebsrundgang kann er sich noch lebhaft erinnern: „Ich war schon von der Größe des Unternehmens beeindruckt. Aber als ich dann am Rand des Tagebaus stand, da kam ich mir doch wirklich sehr klein als Mensch vor.“ Mittlerweile fühlt er sich nicht mehr winzig, sondern heimisch in Amsdorf. „Menschlich hat hier alles von Anfang an gepasst“, freut sich der Azubi.

„Wir müssen noch viel mehr für uns werben“, stellt Romonta-Geschäftsführerin Rena Eichhardt fest. Dass die jungen Leute so einfach den Weg ins Unternehmen finden wie Tom Ringmann, wäre erfreulich, sei aber keineswegs so einfach. „Wir brauchen Fachkräfte und bilden auch schon immer aus. Aber dafür müssen wir nun mehr werben.“ Sie sieht sich da im Konkurrenzkampf mit anderen Firmen um Mitarbeiter und Azubis. Dabei ist Romonta schon immer ein Ausbildungsbetrieb, auch wenn es der Firma mal nicht so gut ging. Für diese kontinuierliche Ausbildung zeichnete die Arbeitsagentur Romonta jetzt auch mit einem Zertifikat aus.

Arbeitsagentur Sangerhausen kennt die Sorgen in den Unternehmen

An vorderster Front, bei der Werbung um Nachwuchs, steht hier die Personalerin des Unternehmens, Sabine Rothgaenger, die selbst erst einige Wochen im Unternehmen ist. „Ich höre oft, dass mir Mitarbeiter sagen, dass sie sich freuen, mich kennenlernen und mir gleichzeitig freudig verkünden, dass sie in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen.“ Das sei gefühlt jeder Dritte. Dass die meisten auf ein jahrzehntelanges Arbeitsleben bei Romonta zurückblicken können, beeindruckt sie genauso, wie es sie auch besorgt. Denn die Mitarbeiter müssen ja ersetzt werden. Und das sei heute eine Herausforderung. Die man unter anderem gemeinsam mit der Arbeitsagentur Sangerhausen anpacken will.

Dort weiß man um die Sorgen in den Unternehmen, sowohl was den Fachkräftebedarf anbelangt als auch die Suche nach Azubis. Von Oktober 2020 bis September 2021 erfasste die Agentur 464 Bewerber um eine Ausbildungsstelle. Das waren 112 weniger als im vergangenen Jahr.

Die Ursache dafür sieht die Chefin der Sangerhäuser Arbeitsagentur, Martina Scherer, vor allem auch in der Zeit der Pandemie: „Lernen auf Distanz, fehlende Praktika - all das mussten unsere jungen Leute meistern.“ 97 der insgesamt 642 Ausbildungsstellen, die die Unternehmen in diesem Jahr an die Agentur meldeten, blieben unbesetzt. Ein Grund dafür ist, dass sich 52 Schüler für den Besuch einer weiterführenden Schule entschieden und noch keine Ausbildung antraten, so Scherer.

Wie kann Romonta für junge Leute als Arbeitgeber attraktiv sein?

Bei Romonta indes überlegt man, wie man gerade für junge Leute als Arbeitgeber attraktiv sein kann. „Nur das Salär alleine ist es nicht“, überlegt die Geschäftsführerin und interessierte sich für Impulse aus der Agentur neue Berufsbilder betreffend. „Aktuell denken wir noch viel zu sehr so, dass wir den ausscheidenden Mitarbeiter durch jemanden mit derselben Ausbildung ersetzen müssen. Aber was muss der neue Mitarbeiter eigentlich tatsächlich in Zukunft alles beherrschen?“ Personalchefin Sabine Rothgaenger und Miriam Fritsch, die im Unternehmen für die Ausbildung verantwortlich zeichnet, entwickeln hier Ideen, wie sie in Zukunft Romonta als einen attraktiven Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb nach außen darstellen. Unter anderem funktioniert das ja über Berufsmessen.

„Wir planen für das nächste Jahr wieder zahlreiche Aktivitäten im Rahmen der Berufsorientierung. Damit bekommen auch die Unternehmen wieder eine Chance, sich mit ihren Berufen zu präsentieren“, kündigte Scherer an.

Allerdings wird sie selbst dann nicht mehr federführend sein. Bei dem Pressetermin bei Romonta übergab sie offiziell den Staffelstab an ihre Nachfolgerin Simone Meißner, die ab dem 1. November die Sangerhäuser Agentur leiten wird. Gleichzeitig wird Meißner auch für die Agenturen in Halle und Weißenfels verantwortlich sein. Ein Vorgriff auf die bevorstehende Umstrukturierung ab 2023.