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Miteinander e.V. in Kritik Rechtsextremismus Presseaussagen Mansfelder Land: Verein Miteinander e.V. steht in der Kritik

Von Fabian Wagener 24.10.2019, 23:47

Eisleben/Hettstedt - Nach Aussagen über rechte Tendenzen im Mansfelder Land gerät der Verein „Miteinander“ in die Kritik. „Der Verein bekommt kein Geld, um Pauschalurteile über eine ganze Region zu fällen“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete André Schröder und kündigte an: „Das wird ein Nachspiel haben.“

Der Verein „Miteinander“, der Sitze in Magdeburg, Halle und Salzwedel hat und sich gegen Rechtsextremismus einsetzt, wird vom Land finanziell gefördert.

Hintergrund der aktuellen Debatte ist ein Statement des Mitarbeiters Torsten Hahnel in einem Text der Deutschen Presse-Agentur, der sich mit der Heimat des Attentäters von Halle befasst, dem Mansfelder Land.

Der 27-Jährige, der vor rund zwei Wochen in eine Synagoge eindringen wollte und zwei Passanten erschoss, ist dort geboren und aufgewachsen.

Rechtsextremismus im Mansfelder Land: Aussagen sind zu pauschal

In dem Artikel wird unter Verweis auf Rechtsextremismus-Experten von einer „rechten Alltagskultur“ in der Region gesprochen. Hahnel selbst sagt darin, dass es in Eisleben und Umgebung häufig rechte Konzerte und Kameradschaftsabende gebe, die rechte Kampfsportszene sei stark.

Das Mansfelder Land sei zudem Schwerpunkt in der Arbeit der AfD. Das trage dazu bei, dass rechte Gewalt begünstigt werde. Zivile Gegenwehr sei selten - anders als etwa in Halle.

Der CDU-Politiker Schröder kritisierte die Aussagen scharf. Eine ganze Region werde in „gesinnungsethische Haft“ genommen, sagte er. „Es wird suggeriert, dass es im Mansfelder Land eine spezielle Kultur gibt, die solche Attentäter verstärkt hervorbringt.“

Nach den Ereignissen in Halle müsse man im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus genau hinschauen. „Wer eine Region pauschal kritisiert und zivilgesellschaftliches Engagement ignoriert, trifft nicht den richtigen Ton.“

CDU wirft Verein Miteinander mangelnde Neutralität vor

Zuvor hatten Politiker ähnliche Kritik geäußert, darunter Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer.

Schröder sagte, dass man das Thema in der nächsten Sitzung des Vereinskuratoriums auf den Tisch bringen werde. Sollte der Verein „verfestigte rechte Strukturen“ in der Region ausmachen, kritisiere er im Grunde seine eigene Arbeit.

„Es wäre die Aufgabe des mit Steuergeldern finanzierten Vereins gewesen, dies zu verhindern“, so Schröder. Man werde die „Zielgenauigkeit beim Einsatz öffentlicher Mittel“ überprüfen.

In dem Kuratorium sitzen unter anderem Politiker verschiedener Parteien. Die Finanzierung von „Miteinander“ war immer wieder Thema, insbesondere von der AfD wird der Verein attackiert. Auch Teile der CDU werfen ihm mangelnde Neutralität vor. Andere hingegen loben das Engagement des Vereins gegen Rechtsextremismus.

Hettstedter Stadtrat Stefan Gebhardt gibt Verein Rückendeckung

„Miteinander“-Mitarbeiter Hahnel sagte, dass es ihm keinesfalls darum gegangen sei, eine Region pauschal zu verunglimpfen. „Es war ein Appell an die Mehrheitsgesellschaft, das Problem Rechtsextremismus ernstzunehmen.“ Alltagsrassismus bleibe zu oft unwidersprochen, das gelte andernorts genauso wie im Mansfelder Land.

„Aus Worten werden Taten“, sagte Hahnel. Auf Schröders Ankündigung, seine Aussagen in der Kuratoriumssitzung anzusprechen, reagierte er gelassen. „Wir können das gerne diskutieren. Das ist Teil des demokratischen Diskurses.“

Unterstützung bekam „Miteinander“ von Stefan Gebhardt, Linken-Landeschef und Hettstedter Stadtrat. Auch Gebhardt hatte Hahnels Aussagen zwar als zu pauschal kritisiert, sprang ihm nun aber bei: „Man muss nicht jede Aussage, die von dem Verein kommt, teilen, aber dessen Arbeit ist unverzichtbar.“

Die Ankündigung Schröders, die Vereinsarbeit überprüfen zu wollen, kritisierte Gebhardt deutlich. „Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten antisemitischen Attacken ist es gefährlich, die Arbeit von denen in Frage zu stellen, die sich am stärksten dagegen engagieren.“ (mz)