1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. Normag-Treffen: Normag-Treffen: Jochen Kulbe aus Agnesdorf bringt alte Motoren wieder zum Laufen

Normag-Treffen Normag-Treffen: Jochen Kulbe aus Agnesdorf bringt alte Motoren wieder zum Laufen

Von Helga Koch 20.10.2017, 18:00
Jochen Kulbe mit seinem MAN 4-K-1
Jochen Kulbe mit seinem MAN 4-K-1 Maik Schumann

Agnesdorf - Es ist eine Kindheitserinnerung: Wenn Jochen Kulbe als Junge morgens mit der Mutter in die Scheune ging, um Holz oder Kohlen zu holen, zog ihn jedes Mal das Motorrad seines Vaters magisch an. „Eine DKW 250“, erzählt der 79-Jährige. „Mein Vater war im Krieg und das Motorrad mit einer Plane zugedeckt.“ Manchmal kletterte der Junge auf die Maschine.

Seine Leidenschaft für Technik hat ihn nie wieder losgelassen. Sie gilt alten Traktoren und darüber hinaus allem, was älter als ein halbes Jahrhundert ist und fährt - oder fahren würde, wenn Jochen Kulbe nur irgendwie die nötigen Ersatzteile auftreiben und sich in seiner Werkstatt damit beschäftigen kann. „Wahrscheinlich steckt so was im Blut“, sagt der Agnesdorfer und schmunzelt.

Jochen Kulbe rief die Normag-Treffen an der Kelbraer Pension Weidemühle ins Leben

Seine Leidenschaft teilt Jochen Kulbe mit vielen anderen Technik-Liebhabern. Als er zu Beginn der 90er Jahre das erste Mal zu einem Treckertreffen nach Netzkater fuhr, kam er auf den Geschmack. Er rief die Normag-Treffen an der Kelbraer Pension Weidemühle mit ins Leben. Jahr für Jahr locken sie ein großes (Stamm-)Publikum zum Schauen, Staunen und Fachsimpeln an.

„Die Leute kommen von überall her, aus ganz Deutschland. In den Anfangsjahren waren sogar Österreicher und Niederländer hier“, erzählt Kulbe. Anfangs habe ein Ehepaar von der Aumühle den ganzen Papierkram und die Werbung übernommen, er selbst die Ausfahrten und Stellplätze organisiert. Inzwischen habe er in Lutz Aderhold aus Wolkramshausen einen neuen, jüngeren Mitstreiter gefunden.

Schrauber Jochen Kulbe hatte auch beruflich immer etwas mit Technik zu tun

Beruflich hatte Jochen Kulbe immer irgendwie mit Technik zu tun, erzählt er. Gern wäre er Autoschlosser geworden, doch der auserkorene Lehrmeister verschwand damals über Nacht in den Westen. Also überbrückte Kulbe erst mal ein Jahr zu Hause, half in der elterlichen Wirtschaft, fuhr mitunter bei der Genossenschaft den Bulldog und wurde schließlich Maurer.

Da gab es immerhin Betonmischer, aber auch Elektroaggregate oder Verdichtungsmaschinen. Damit konnte er umgehen und sie, wenn nötig, reparieren. Später arbeitete er bei der Melioration, dem Wohnungsbaukombinat und der Getreidewirtschaft in Roßla, erwarb Scheine fürs E-Schweißen oder Raupefahren. In der Freizeit baute er Fräsen und sogar zwei kleine Traktoren: aus alten Autoteilen und passenden Motoren.

Technikfan Jochen Kulbe legte sich noch zu DDR-Zeiten seinen ersten Lanzbulldog zu

Einen 25 PS starken Lanzbulldog legte er sich noch zu DDR-Zeiten zu, der sei aber für die kleinen Flächen zu groß gewesen. Mit der „Spielerei“, wie er das fast tägliche Schrauben und Tüfteln an den alten Traktoren, Maschinen und Motoren nennt, habe er erst nach der Wende richtig angefangen, sagt Jochen Kulbe augenzwinkernd.

Etwa am LanzBulldog mit 12 PS, dem MAN 4-K-1 mit 18 PS oder dem Normag NG 23, Baujahr 1944. „Das ist der einzige von Halle bis Nordhausen, der läuft. Er stand fünf Jahre in Nordhausen im Museum.“

Im nächsten Jahr wird das 20. Normag-Treffen in Kelbra stattfinden

Zu jedem Fahrzeug und jedem Motor, jeder Säge oder Fräse und selbst zu den Unmengen an Ersatzteilen könnte Jochen Kulbe eine Geschichte erzählen. Manchen Tipp gibt er bei den Schleppertreffen weiter, zu denen er ringsum fährt.

Für dieses Jahr ist die Saison zwar vorbei, aber nächstes Jahr steht das 20. Normag-Treffen in Kelbra bevor. Er freut sich drauf. „Man trifft immer die selben Kumpels.“ Ans Aufhören hat Jochen Kulbe zwar schon mal gedacht, sagt er. Aber nicht ernsthaft. (mz)