1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. Natur um Wallhausen wird erforscht: Natur um Wallhausen wird erforscht: Auf der Suche nach seltenen Frühlings-Adonisröschen

Natur um Wallhausen wird erforscht Natur um Wallhausen wird erforscht: Auf der Suche nach seltenen Frühlings-Adonisröschen

Von Helga Koch 07.04.2018, 13:00
Sandra Dullau, Mitarbeiterin der Hochschule Anhalt, und Ludwig Brust suchen Standorte der Adonisröschen auf.
Sandra Dullau, Mitarbeiterin der Hochschule Anhalt, und Ludwig Brust suchen Standorte der Adonisröschen auf. Maik Schumann

Wallhausen - Sandra Dullau und Ludwig Brust fahren den holprigen Feldweg oberhalb der Bahntrasse von Wallhausen nach Sangerhausen. Nordwestlich zweigt ein Weg in Richtung Jackenthalmühle und Pfeiffersheim ab. Die Ränder sind bis an die Äcker dicht mit trockenen Grasbüscheln bewachsen, Sträucher machen sich breit.

Kaum sind sie ausgestiegen, braucht Ludwig Brust nur ein paar Minuten. Schon deutet der 22-Jährige auf die leuchtend-gelben Blüten eines Adonisröschens. Er wird in den kommenden Wochen alle Pflanzenarten erfassen, die an diesem und weiteren vergleichbaren Standorten im westlichen Landkreis vorkommen.

Student erfasst für seine Bachelorarbeit Pflanzenarten um Wallhausen

Das gehört zu seiner Bachelorarbeit, die er jetzt, im sechsten Semester, schreiben will. Brust, der aus Steinthaleben (Kyffhäuserkreis) stammt, studiert Naturschutz und Landschaftspflege an der Hochschule Anhalt in Bernburg.

Wie Dullau erklärt, handelt es sich nicht schlechthin um ein Adonisröschen, sondern um ein Frühlings-Adonisröschen. Das sei eine typische Pflanze für Steppenrasenflächen. Die 41-Jährige arbeitet an der Hochschule Anhalt, hat selbst Landschaftspflege studiert und betreut Studenten wie Ludwig Brust beim Fachpraktikum oder bei Forschungsprojekten.

Seit 2001 ist sie in Mansfeld-Südharz unterwegs. „Das ist unsere ’Erstbefahrung’ der Flächen“, sagt die Hallenserin schmunzelnd. Als Orientierung dienen unter anderem Satellitenbilder, auf denen die Wege und Äcker gut zu erkennen sind.

Steppenrasenflächen im Biosphärenreservat sollen kartiert werden

Im Rahmen der Bachelorarbeit soll Brust die Steppenrasenflächen im Biosphärenreservat kartieren. „Das ist bisher noch nicht gemacht worden“, begründet Dullau. Als weitere typische Pflanzen nennt sie den Furchen-Schwingel und die Fiederzwenke. Doch im Gegensatz zu den beiden Arten von Süßgräsern gilt das Frühlings-Adonisröschen in Deutschland als gefährdet.

Es war ursprünglich in Sibirien und dem Altai zu Hause und gelangte erst zum Ende der Weichsel-Eiszeit nach Mitteleuropa. „Es ist traurig, dass der Steppenrasen in den Jahren nach der Wende nahezu komplett aus der Nutzung genommen worden ist“, stellt Dullau fest.

Anders gesagt, treibt heutzutage kein Schäfer mehr seine Herde hier entlang. Das habe zur Folge, dass die nach Süden abfallenden Gebiete - mit Ausnahme der Äcker und Wege - von Sangerhausen bis nach Wallhausen und Bennungen stark vergrast und verfilzt sind.  Auch die zunehmende Verbuschung bereite große Probleme. „Wenn Flächen stark vergrasen und verfilzen, verschwinden typische Arten wie das Frühlings-Adonisröschen.“ An manchen Stellen komme die Pflanze nicht mehr vor.

Brust wird die wenigen Wochen nutzen, in denen die gelben Blüten im Gras leuchten, um die Pflanzenarten auf den vorgegebenen Standorten zu erfassen. Er wird den Zustand der Flächen bewerten und Maßnahmen zur Pflege ableiten.

Schon mehrere Forschungsprojekte im Biosphärenreservat

Zuerst einmal, sagt Dullau, müssten wohl die Büsche entfernt werden, später möglichst regelmäßig Schafe hier weiden. Doch das sei schwierig umzusetzen, dafür kämen ja nur noch zwei Betriebe im westlichen Landkreis in Frage. Sie könnten das gar nicht schaffen, stellt Dullau fest, zumal für solche Naturschutzleistungen die Förderung nicht ausreichend sei.

Seit 2010 arbeitet sie eng mit dem Biosphärenreservat im Südharz zusammen. „Ich war in den letzten Jahren relativ häufig hier. Wir haben oft Forschungsprojekte gehabt.“ Im vorigen Jahr habe sich mit den Orchideenwiesen bei Wettelrode, Horla und Stolberg befasst. Dort gebe es übrigens ähnliche Probleme wie mit dem Adonisröschen; die seltenen, geschützten Orchideen drohten zu verschwinden.

Wenn Ludwig Brust seinen Bachelor in der Tasche hat, erzählt er, wolle er sich erst mal „ein bisschen den Wind um die Nase wehen lassen“. Wie es dann weiter geht, weiß er noch nicht. Aber vielleicht er dann noch das Masterstudium dranhängen. (mz)