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Abschied aus dem Motorsport Motorsport in Mansfeld-Südharz: Uwe Böttcher aus Hettstedt gibt sein Motocross-Team ab.

Von Detlef Liedmann 14.12.2016, 13:59
Uwe Böttcher mit einer Maschine vor seinem Transporter in Hettstedt.
Uwe Böttcher mit einer Maschine vor seinem Transporter in Hettstedt. Liedmann

Hettstedt - Das Video von seiner Abschiedsparty rührt zu Tränen. Mehr als 250 Gäste waren gekommen, um mit Uwe Böttcher zu feiern. Obwohl feiern nicht das richtige Wort ist. Es war mehr ein erinnern. Denn Böttcher, 58, und in der Motorsportszene bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, schließt zum 31. Dezember nicht nur sein Geschäft. Er gibt auch sein Motocross-Team weiter.

Uwe Böttcher will sich weiter im Fachausschuss Motocross des Landesverbandes engagieren

„Meine Gesundheit steht jetzt an erster Stelle“, sagt Böttcher, der krankheitsbedingt kürzer treten muss. „Aber ich weiß das Team in guten Händen und werde beratend zur Seite stehen.

Das Team Böttcher gibt es seit 1991. Am Ende des Jahres geht eine Ära zu Ende. Böttcher schließt nicht nur sein Geschäft in Hettstedt, sondern legt die Geschicke des Teams in andere Hände. Es wird laut Böttcher jemand sein, der eng mit dem Team verbunden ist.

Auf der Internetseite des Teams finden sich viele Fotos und einige Videos mit Impressionen aus der jüngeren Vergangenheit. Böttcher hat sich nicht nur um die Ausrüstung der Fahrer gekümmert, sondern auch um Dinge fernab der Strecken. So gab es unter anderem im Frühjahr 2014 eine Reise nach Südafrika. Tradition hatten die jährlich organisierten Trainingslager.

Auch im Fachausschuss Motocross des Landesverbandes werde ich mich weiter engagieren.“ Denn so ganz kann und vor allem will sich Böttcher nicht zurückziehen. Viel zu viel Rennbenzin fließt in seinen Adern.

Schon als 15-Jähriger ist er seine ersten großen Rennen gefahren. Im Enduro. Das Wort kommt vom englischen Endurance - Durchhalten. Und Durchhaltevermögen hat Böttcher immer bewiesen. „Das war ja für uns als junge Burschen die große Chance. Wer konnte sich schon ein Motorrad leisten und in dem Alter Rennen fahren“, sagt Böttcher.

25 Jahre lang kümmerte sich Uwe Böttcher um den Nachwuchs im Motorsport

Nach der Wende nahm er alles selber in die Hand, machte einen Motorradladen auf, formte sein Team. „Wir haben mit Textilmalstiften unsere ersten Leibchen beschriftet, damit jeder weiß, wer wir sind.“ Stefan Pässler, Ralf Schmidt und Andreas Feuerherd, seine Kumpel aus DDR-Zeiten, waren Böttchers erste Mitstreiter im Team. „Ich bin ja noch einige Jahre selber Rennen gefahren, bevor ich mich mehr und mehr um den Nachwuchs gekümmert habe “, so der 58-Jährige.

Wie viel Jungen im Laufe der 25 Jahre im Team waren, weiß Uwe Böttcher gar nicht genau zu sagen. Bei den Mädchen ist das einfacher. „Vier“ kommt es auf die entsprechende Frage wie aus dem Auspuff geschossen. „Auch Mädchen wollen sich mal ausprobieren und ich kenne einige, die sind schneller als Jungs“, sagt Böttcher dazu und lacht herzhaft.

Auf das Konto des Teams gehen mindestens 50 Landesmeistertitel im Motocross

Aber die Namen der Jungen haben sich dann doch eingeprägt. Einige jedenfalls. Und nicht nur bei Böttcher. Maik Scheffler, der bei den Six Days mitfährt, Freestyler Robert Naumann, Laurenz Falke, deutscher Vizemeister im Motocross 2015, Noah Ludwig, Timo Strecker oder der Pole Oskar Kaczmarczyk, zu Hause im Extrem Enduro, sind nur einige davon. Die Erfolge kommen nicht von ungefähr, sondern sind das Ergebnis des Talents der jungen Fahrer, gefördert durch Uwe Böttchers Engagement, der sich seit 23 Jahren im Fachausschuss Motocross des Landesmotorsportverbandes einbringt. „Mein Herz hängt an Sachsen-Anhalt“, sagt Böttcher.

Kein Wunder, gehen doch aufs Konto seines Teams mindestens 50 Landesmeistertitel im Motocross. „Wie viele es genau sind, weiß ich aber nicht“, sagt Böttcher. Erinnert sich aber gern an 1998. „Da haben wir in sieben der acht ausgeschriebenen Klassen den Landestitel gepackt.“ Böttcher sagt immer wir. „Allein hätte ich das alles nicht geschafft. Zum Team, da gehört auch meine Frau dazu. Da gehören meine Freunde dazu, die Fahrer, ihre Eltern. Das ist wie in einer großen Familie.“ Und die möchte Böttcher in keinem Fall missen. Zwar wird er nicht mehr das „Familienoberhaupt“ sein, aber ein „väterlicher Freund“ bleiben. „Wer mich um Rat fragen möchte, der kann das jederzeit tun. Und auch den Schraubenschlüssel werde ich hin und wieder in die Hand nehmen“, so Böttcher. (mz)

Mehr zum Team im Netz unter:  www.ktm-team-böttcher.de