Heimisches "Superfood" Landwirtschaft - Helmsdorf: Apfelernte fällt geringer als im Vorjahr aus

Helmsdorf - Dass der Apfel ein schmackhaftes Obst ist, das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. „Über Rosen lässt sich dichten, in die Äpfel muss man beißen“, zitierte Antje Uhlig deshalb den berühmten Dichter. „Antje I.“, Blütenkönigin des Verbands „Sächsisches Obst“, ist am Freitag nach Helmsdorf gekommen, um Sachsen-Anhalts Apfelsaison zu eröffnen. Und kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Basisch, viele Ballaststoffe, bis zu 30 Vitamine: „Der Apfel ist das heimische Superfood!“
In der modernen Marketingwelt werden so Lebensmittel genannt, die positive gesundheitliche Wirkungen haben sollen - meist kommen sie aber aus exotischen Ländern. Dass das heimische Obst dabei unterschlagen wird, kann Uhlig kaum verstehen. „Ich habe meinen Apfel immer dabei!“
Apfelernte: „Wir liegen nochmal 20 Prozent unter der Vorjahresernte“
So positiv das Image des Apfels sein mag, so schwierig ist jedoch die Ernte in diesem Jahr. „Wir liegen nochmal 20 Prozent unter der Vorjahresernte“, sagte Philipp Moser, Vorsitzender der Landesfachgruppe Sachsen-Anhalt und Obstbauer am Süßen See. 9.050 Tonnen Apfelernte werden in diesem Jahr für Sachen-Anhalt erwartet. Es ist die bisher kleinste Ernte im Land, gerade einmal 50 Prozent vom Normalwert. Damit setzt sich ein Trend fort: Vor zwei Jahren waren es noch fast 15.000 Tonnen Ernte gewesen.
Grund sind laut Moser vor allem Hitze und Trockenheit: „Wir hatten den dritten Dürresommer in Folge.“ Hinzu kommt der Frost im Frühjahr. So habe es im März sechs Frostnächte in Folge und dann kräftige Eisheilige gegeben. Man erwarte nun kleinere, aber süße Früchte, so Moser . Für eine schöne Färbung seien die Voraussetzungen nun bestens: „Wir bekommen kühle Nächte und warme Tage, das ist genau das, was Äpfel jetzt brauchen.“
Kampf mit Frost und Trockenheit
Übrigens: 25,5 Kilogramm Äpfel isst ein Sachsen-Anhalter durchschnittlich pro Jahr. Moser mahnt mit einem Augenzwinkern: „Es wird nur jeden zweiten Tag ein Apfel gegessen.“ Schließlich sollte man einem Sprichwort zufolge jeden Tag einen Apfel verspeisen, um nicht zum Arzt zu müssen. Abdecken können Sachsen-Anhalts Betriebe den Bedarf aber schon jetzt nicht: Die Erntemenge reicht nur zu 19,4 Prozent für die Eigenversorgung - auch dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Verbandsvorsitzender Gerd Kalbitz erklärte, dass die Apfelernten auch deutschland- und europaweit zurückgegangen seien. „Wir erwarten aber eine Konstanz zu den Preisen des vergangenen Jahres“, sagte Kalbitz. Neben den Schäden durch Frost und Trockenheit seien steigende Löhne für Saisonarbeiter, die Mindestlohn bekommen, eine Herausforderung. Auch die Corona-Krise habe zu zusätzlichen Kosten und zu geringerer Kaufkraft geführt.
Ralf-Peter Weber (Grüne) betont Unterstützung durch die Politik
Ralf-Peter Weber (Grüne), Staatssekretär im Magdeburger Umweltministerium, betonte in Helmsdorf die Unterstützung durch die Politik. Neben den zahlreichen Förderprogrammen hätten über 500 Agrarbetriebe in Sachsen-Anhalt Corona-Hilfe erhalten. „Es ist wichtig, dass wir uns peu à peu der Normalität annähern“, sagte Weber. Matthias Sommer, Chef der Helmsdorfer Agrargenossenschaft, beklagte wegen strikter Auflagen durch die Politik Wettbewerbsnachteile gegenüber ausländischen Produzenten. Er erkenne bei den Kunden jedoch einen klaren Trend: „Das Regionale, das zieht!“
Beim Verband „Sächsisches Obst“ sind Erzeugerbetriebe aus Sachsen und Sachsen-Anhalt organisiert. 71 sind es insgesamt, 33 davon aus Sachsen-Anhalt. Der Verband verantwortet eine Obstanbaufläche von 4.196 Hektar - das sind fast 6.000 Fußballfelder. Es ist damit das drittgrößte Obstanbaugebiet Deutschlands. Mehr als 60 Prozent der Fläche wird für den Apfelanbau, also das heimische „Superfood,“ genutzt. (mz)
