Kyffhäuserkreis Kyffhäuserkreis: Riesen-Hängebrücke in der Hohen Schrecke geplant

Kyffhäuserkreis - Ein Urwaldgebiet mit jahrhundertealten Baumriesen - das ist die Hohe Schrecke zwischen Heldrungen, Wiehe, Rastenberg und Beichlingen. Jahrzehntelang war der Buchenwald bei Wiehe militärisches Sperrgebiet. Die Sowjetarmee betrieb dort weitläufige Bunkeranlagen, für den Forst war der Wald weitestgehend tabu.
So konnte sich ein urwaldähnlicher Zustand entwickeln. Gewaltige Baumriesen recken sich in den Himmel, andere sind vor Jahren umgestürzt und mit einer dicken Moosschicht überzogen. In manchem haben Hunderte Fledermäuse ihre Wochenstube, andere bieten seltenen Käferarten Lebensraum. Und in viele Waldwinkel führt kein Wanderweg, sondern nur ein schmaler Wildpfad.
Tourismus und Naturschutz sollen schonend unter einen Hut gebracht werden
Längst sind weite Teile der Hohen Schrecke Landschaftsschutzgebiet. Und die Kommunen vor Ort stehen vor einem Problem: Einerseits wollen sie den Naturschatz vermarkten und Touristen in die Region locken. Andererseits wäre Massenandrang Gift für die geschützte Natur.
Möglicherweise hat man jetzt einen Weg gefunden, Tourismus und Natur schonend unter einen Hut zu bringen. Geht es nach den Plänen in den Thüringer Ministerien für Umwelt und Wirtschaft, dann ist in der Hohen Schrecke demnächst der Urwald nicht mehr die einzige Attraktion.
Zwischen den hohen Baumwipfeln soll sich eine bis zu 400 Meter lange Hängeseilbrücke entlang schwingen, auf der Besucher entlangwandeln und den Urwald aus der Vogelperspektive erkunden können - einen Schuss Abenteuer inklusive.
„Die Idee ist erst vor wenigen Wochen im Umweltministerium entstanden“, sagt Ulrich Thiele, Verwaltungsleiter des Kyffhäuserkreises. Die Anregung kam demnach von der in Erfurt ansässigen Naturstiftung David, die im Auftrag des Bundes das millionenschwere Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke steuert. Ein Vorbild für die riesige Hängebrücke gibt es auch - die Geierlay im Hunsrück.
Der Verein Hohe Schrecke, zu dem sich die Anrainerkommunen des Waldgebiets zusammengeschlossen haben, soll jetzt so schnell wie möglich eine Machbarkeitsstudie für das Bauwerk in Auftrag geben - und das nötige Geld dafür im Thüringer Umweltministerium beantragen.
Machbarkeitsstudie für mögliche Brücke soll im Sommer vorliegen
Mit der Studie sollen die grundlegenden Fragen geklärt werden: Wo genau kann die Brücke stabil genug stehen und zudem so, dass der Bau möglichst wenig in die geschützte Natur eingreift?
Im Sommer soll die Machbarkeitsstudie vorliegen, dann könnte der Verein das Geld für den Bau beim Thüringer Wirtschaftsministerium beantragen, erklärt Ulrich Thiele. Nach den Vorstellungen des Umweltministeriums könnte die Hängebrücke 2,5 Millionen Euro kosten und der Bau im nächsten Jahr beginnen.
Ist das neue Projekt möglicherweise schon das Trostpflaster, falls der Geolift auf dem Kyffhäuser doch nicht realisiert werden kann? Nein, winkt Ulrich Thiele ab. Beide Projekte seien nicht miteinander verknüpft. Zum gläsernen Geolift, der durch das Kyffhäusergestein hindurch Besucher hinauf zum Denkmal bringen soll, liege dem Kyffhäuserkreis das fachtechnische Gutachten vom Landesamt für Bau und Verkehr noch nicht vor.
Von dem Papier hängt ab, welche zusätzlichen Maßnahmen nötig sind, um den Lift sicher genug durch den zerklüfteten Kyffhäuserfels zu bauen. Und ob das Projekt damit endgültig zu teuer werden würde. Die geschätzten Baukosten sind im Lauf der Jahre von zwei auf zuletzt 4,2 Millionen Euro gestiegen. Das Land Thüringen hat immer wieder eine 90-prozentige Förderung zugesagt. Um die zehn Prozent Eigenanteil anzusparen, wurde der Eintrittspreis fürs Kyffhäuserdenkmal von 6 auf 7,50 Euro erhöht. (mz)
