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Kulinarisches Weihnachten Kulinarischer Adventskalender: Friwi-Werk Stolberg

Von Helga Koch 10.12.2019, 09:43
Stolberg: Michael Schwarz (links, 3. Lehrjahr) und Felix Thieme bringen die Haselnussschokolade aufs Band.
Stolberg: Michael Schwarz (links, 3. Lehrjahr) und Felix Thieme bringen die Haselnussschokolade aufs Band. Maik Schumann

Stolberg - Wollten Sie schon immer mal probieren, Bruchschokolade selbst herzustellen? Friwi-Chefin Nadja Witte hat dafür einen Geheimtipp: „Die Nüsse müssen erst angeföhnt werden. Sonst würde es klumpen, wenn die Schokolade drauf kommt.“ Um die Nüsse auf die nötige Temperatur zu erwärmen, kommt in dem Stolberger Werk doch tatsächlich ein Föhn zum Einsatz…

Bruchschokolade gehört zu den vielen Leckereien, die zurzeit in großer Menge über den Ladentisch gehen: in Stolberg, den Partnergeschäften oder auf Weihnachtsmärkten. Außerdem nutzen viele Kunden die Möglichkeit, sich Kekse, Lebkuchen oder Stollen schicken zu lassen.

Friwi-Werk Stolberg: Ab August werden Stollen gebacken

„Die meisten Pakete verschicken wir innerhalb von Deutschland“, sagt Bärbel Richter, während sie mit Anika Krischok die Bestelllisten abarbeitet und sich die Kartons türmen. Einige davon gehen sogar in die USA und nach Österreich auf die Reise.

Die Vorbereitungen für die Weihnachtszeit beginnen in der traditionsreichen Stolberger Fabrik schon viel eher. „Die ersten Stollen backen wir Ende August“, erzählt Nadja Witte. So könnten sie eine Weile ruhen und schmecken dann umso besser; ein Tipp, den passionierte Stollenbäcker zu Hause beherzigen.

Auch der Lebkuchenteig wird im Friwi-Werk schon Monate zuvor vorbereitet und eingekocht. So kann er reifen, bevor die Gewürzmischung zugesetzt wird und beim Backen der typische Duft der Printen durch die Fabrikhalle zieht.

Friedrich Wilhelm Witte gründete am 30. April 1891 eine kleine Konditorei in der Niedergasse 21, übrigens als 13. in Stolberg.

Mitte der 1920er Jahre platzte die Backstube förmlich aus allen Nähten, so dass ein Fabrikgebäude mit einer großen Ofenanlage gebaut werden musste.

Bis 1972 blieb das Friwi-Werk in der Hand der Familie, wurde dann zwangsenteignet und in Volkseigentum überführt. Konditormeister Ludwig Witte, ein Enkel des Firmengründers, arbeitete bis 1979 als Produktionsleiter und Lehrausbilder im Betrieb.

1990, kurz nach der Wende, beantragten Ludwig Witte und seine Tochter Nadja die Reprivatisierung, die allerdings erst nach knapp drei Jahren umgesetzt werden konnte. Zeitweise wurde die Produktion vollständig eingestellt.

In der ersten Hälfte der 1990er Jahre startete die Familie mit einer Konditorei und einem kleinen Café aufs Neue und begann auch wieder, Dauerbackwaren herzustellen.

Zurzeit hat das Friwi-Werk 28 Mitarbeiter, die in der Produktion, der Konditorei, im Fabrikverkauf und dem zugehörigen Café tätig sind.

In zwei Jahren steht das 130-jährige Jubiläum des Traditionsbetriebes bevor. Es soll, gemeinsam mit weiteren Jubiläen, vom 11. bis 13. Juni 2021 gefeiert werden,

Kekse, Gebäck, Pralinen oder schokolierte Früchte gehören zum Sortiment

Wer dem Stolberger Betrieb nacheifern will, dürfte bald an seine Grenzen stoßen. Fast 150 Sorten Kekse, Gebäck, Pralinen oder schokolierte Früchte gehören zum Sortiment. Darunter auch Marzipanfiguren, die die Konditorinnen Lilly-Ann Müller und Michelle Jäger zaubern.

Und sie backen natürlich auch Baumkuchen. Die große, meterbreite Walze taucht beim langsamen Drehen in die ziemlich flüssige Masse ein, Schicht für Schicht wird einzeln abgebacken.

„Das ergibt 20 bis 22 Ringe“, sagt Müller. Und Tricks gibt’s auch hier: Nicht zu viel Mehl nehmen, damit die Masse flüssig bleibt. Das geschlagene Eiweiß macht den Teig locker, durch gemahlene Mandeln wird er saftiger.

Die Zutaten kommen von langjährigen Lieferanten, sagt die Chefin. Das Mehl stammt aus der Mühle in Thale, die Butter aus Süddeutschland. Den Zucker bezieht der Betrieb über die Bäckereigenossenschaft, die Mandeln von einem langjährigen Hersteller.

Stolberg: Naschen erlaubt

Obwohl heutzutage genauer hingeschaut wird, wie viel Zucker in Lebensmitteln enthalten ist, räumt Nadja Witte lachend ein: „Wir sind Zuckerbäcker! Und es macht doch auch glücklich, so was zu genießen.“ Natürlich in Maßen. Und keinesfalls dürfe der Geschmack durch Zucker übertüncht werden, egal ob bei Kuchen, Keksen oder Pralinen.

Naschen ist natürlich erlaubt. „Zum Beispiel vom Einback, den wir zu Sultanzwieback weiterverarbeiten“, sagt Nadja Witte. „Oder vom Baumkuchen. Und die frischen Kuchenränder…“ (mz)

Friwi-Werk: Schokolade mit dem Stolberger Schloss.
Friwi-Werk: Schokolade mit dem Stolberger Schloss.
Maik Schumann