"Kleines Bürgerhaus" in Stolberg "Kleines Bürgerhaus" in Stolberg: Geschichtsverein kann Museum noch nicht betreiben

Stolberg - Die Idee klingt vielversprechend, doch sie lässt sich nur schwer umsetzen. Eigentlich sollte das Stolberger Museum „Kleines Bürgerhaus“ zum Jahreswechsel in die Obhut des örtlichen Geschichts- und Traditionsvereins übergeben werden. Zumindest hatte das der Betriebsausschuss empfohlen, der für den Kommunalen Eigenbetrieb Südharz und dessen Konsolidierung zuständig war.
Doch so einfach lässt sich das nicht umsetzen. Eigenbetrieb und Betriebsausschuss sind zum Jahresende aufgelöst worden; seitens der Gemeinde betreut jetzt ein Regiebetrieb den Bereich Tourismus - einschließlich „Bürgerhaus“.
"Kleines Bürgerhaus" ist oft Kulisse für Dreharbeiten
Das Museum in der Stolberger Rittergasse 14 gehört zu den ältesten erhaltenen Wohngebäuden der Stadt. Es wurde um 1470 erbaut und war bis etwa 1930 noch bewohnt. Besucher können in dem zweigeschossigen Fachwerkhaus einen Eindruck bekommen, wie eine Familie im Mittelalter gelebt und gewohnt haben mag.
Es gibt Mobiliar und Hausrat aus dem 17. bis 19. Jahrhundert zu entdecken, zum Beispiel eine kleine Schusterwerkstatt und eine alte Kücheneinrichtung - samt offenem Kamin in der Küche. Imposant sind auch die Butzenscheiben, Harzer Schiebefenster und alte Türrahmen mit „Eselsrücken“. All das lockt immer wieder Fernsehteams nach Stolberg, die das „Bürgerhaus“ als Kulisse für Dreharbeiten nutzen.
Die Idee, das Museum zu übernehmen, stieß durchaus auf offene Ohren bei den meisten der etwa 45 Mitglieder des Geschichtsvereins. Die Gemeinde legte den Entwurf eines Betreibervertrags vor, sie hätte den Anteil der Betriebskosten übernommen, der nicht durch Spenden gedeckt worden wäre.
Wöchentliche Öffnungszeit von 20 Stunden lässt sich mit Ehrenamtlern nicht stemmen
Doch so einfach scheint es nicht zu sein. „Unser Problem ist“, sagt Vereinschef Mario Bolte, „dass eine wöchentliche Öffnungszeit von etwa 20 Stunden erforderlich wäre.“ Anders könne man die „nicht unerheblichen Betriebskosten“ mit einiger Sicherheit nicht erwirtschaften.
Dies sei aber rein ehrenamtlich nicht abzudecken, so Bolte. „Zumindest entspricht das nicht meiner Auffassung von bürger-schaftlichem Engagement oder Ehrenamt.“
Der Verein habe sich bemüht, ein tragfähiges Modell zu finden, wonach eine Vergütung etwa in Höhe des Taschengeldes für einen Bundesfreiwilligen gezahlt würde. Das sei nicht gelungen, der Landesheimatbund habe ebenfalls nicht helfen können.
Bürgerhaus gehört vorläufig zum Regiebetrieb Tourismus
Bundesfreiwillige, die das Museum während der Öffnungszeiten betreuen könnten, fehlten mittlerweile, bedauert Bolte. Laut Gesetz sei nach dem Ableisten eines solchen Dienstes eine Pause von fünf Jahren einzuhalten. Wer fürs „Kleine Bürgerhaus“ in Frage käme, habe den Dienst schon geleistet und sei deshalb gesperrt.
Statt zum Kommunalen Eigenbetrieb Südharz gehört das „Bürgerhaus“ jetzt zum Regiebetrieb Tourismus, also direkt zur Gemeindeverwaltung - zumindest vorläufig. Wie Tourismus-Chefin Angelika Strojek sagt, brauchen die Gäste auch jetzt keinen Eintritt zu bezahlen: „Wir bitten unsere Besucher nur um Spenden.“ Auf diese Weise kamen im Vorjahr 6.160 Euro zusammen, 4.426 Gäste wurden gezählt. (mz)