Jägerhof in Stolberg Jägerhof in Stolberg: Vier-Seiten-Hof wird vom Prinz zu Stolberg-Stolberg gekauft

Stolberg - Der ehemalige Jägerhof im Zentrum von Stolberg fällt aus der Reihe. Zwischen den Fachwerkhäusern, die sich entlang der Straße „Am Markt“ aneinanderreihen, zieht der Jägerhof den Blick der Passanten nicht etwa auf seine Fachwerk-, sondern auf eine steinerne Fassade, in denen zwei herrschaftliche Torbögen eingearbeitet sind. Nun soll der Hof einen neuen Besitzer bekommen.
Der 30-jährige Heinrich-Viktor Prinz zu Stolberg-Stolberg ist nach einem Beschluss des Südharzer Gemeinderates bald der neue Eigentümer. Laut Ralf Rettig (parteilos), Bürgermeister der Einheitsgemeinde Südharz, wurden die Verträge für den Jägerhof bereits notariell beurkundet.
Das Objekt wurde über eine öffentliche Ausschreibung an den Meistbietenden verkauft. Den Leerstand bei Wohnungen mit Privatkapital zu kompensieren, ist laut Rettig ein Grund für die Ausschreibung gewesen. „Und wir als Gemeinde haben kein Geld, um in die Wohnungen zu investieren“, ergänzt Rettig.
Künftige Nutzung des Stolberger Jägerhofs zunächst unklar
Unklar bleibt somit zunächst auch, wie das Objekt – jahrzehntelang in kommunaler Hand – durch die Fürstenfamilie genutzt werden soll. Der Vier-Seiten-Hof ist ein repräsentatives Anwesen - allein aufgrund seines Alters: 1413 gebaut, ist das Gebäude am Markt 18 das älteste öffentliche Fachwerkhaus in Stolberg.
Der eigentliche „Schatz“ des ursprünglich als Herrenhaus dienenden Hauses kommt vor allem auf der straßenabgewandten Seite zum Vorschein: Dunkles Gebälk durchzieht die grau verputzte Rückseite.
Der großzügige, gepflasterte Hof würde sich hervorragend als Kleinkunstbühne eignen. Das hat eine Vorstellung des Theaterstückes „Gottes Narr und Teufels Weib“ vom Kulturwerk des Landkreises vor Kurzem gezeigt, die kürzlich hier stattfand.
Die Uhren waren für diese Momente auf das Jahr 1525 zurückgestellt. Die Szenerie zeigte die Küche Katharina von Boras am Vorabend ihrer Hochzeit mit dem Reformator Martin Luther. Historisches Schauspiel auf historischem Boden. Über dem Hof lag Schatten. Die goldenen Sonnenstrahlen färbten lediglich die baumbewachsenen Hänge. Idyllischer könnte es nicht sein, fand Zuschauerin Antje Seidenfaden.
Jahrelang hat die Stolbergerin in den städtischen Wohnungen im Jägerhof gelebt und erinnerte sich an das letzte kulturelle Highlight: „Das war der Weihnachtsmarkt 2004.“ Es sei ein gemütlicher Ort, prädestiniert für kleinere Veranstaltungen.
Kulturelle Aufführungen sollen öffter im Stolberger Vier-Seiten-Hof stattfinden
„Wir werden versuchen, solch eine Aufführung oder auch etwas anderes Kulturelles auch im nächsten Jahr in den Jägerhof zu holen, sofern es von der fürstlichen Familie abgesegnet würde“, wünscht sich Claudia Hacker von der Stolberger Touristinformation.
Ihr Blick streifte über den Hof - vorbei am derzeit ungenutzten Seitenflügel, am Nebengelass und über die mehr als 30 leer gebliebenen Sitzmöglichkeiten. Lediglich acht Besucher hatten an diesem Tag den Weg in den Jägerhof gefunden. Für Hacker blieb das unverständlich.
Vielleicht im nächsten Jahr? Besucher wie Stolbergerin Seidenfaden fänden das schön, und Hacker verwies noch einmal auf die einmalige Kulisse: „Immerhin ist die ehemalige Münzstätte eines der wenigen Grundstücke der Stadt, zu denen ein solcher Hof gehört“, sagte sie. (mz)
