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Interview mit neuem SMG-Chef Interview mit neuem SMG-Chef: "Mansfeld kennt man nicht"

14.01.2019, 11:02
Andreas Hensel ist der neue Chef der Standortmarketinggesellschaft Mansfeld-Südharz.
Andreas Hensel ist der neue Chef der Standortmarketinggesellschaft Mansfeld-Südharz. Lukaschek

Eisleben/Hettstedt - Andreas Hensel (36) ist der neue Geschäftsführer der Standortmarketinggesellschaft Mansfeld-Südharz (SMG). Der gebürtige Berliner, der in Bad Freienwalde in Brandenburg im Tourismus-Bereich tätig war, spricht im Interview über seine Ziele für den Kreis. Das Gespräch führten Joel Stubert und Fabian Wagener.

Herr Hensel, 2018 wurde in Eisleben der Landkreis von Kommunalpolitikern symbolisch in einem schwarzen Sarg zu Grabe getragen. Was will man an einem solchen Ort?

Andreas Hensel: Ach, ich fand das nicht so schlimm. Ich weiß, manche haben das als Imageverlust angesehen. Aber als so großen Imageverlust habe ich das nicht gewertet. Man muss auch immer sehen, wen eine solche Aktion wirklich erreicht. Ich denke nicht, dass sich Investoren davon abschrecken lassen werden. Die Aktion hatte Mut, Kreativität und einen gewissen Charme. Aber man sollte das natürlich auch nicht wöchentlich machen.

Und wie war Ihr erster Eindruck hier?

Im November war ich zum ersten Mal hier, um mich vor meinem Vorstellungsgespräch umzuschauen und erste Ideen zu entwickeln. Die Infrastruktur und die Verkehrswege finde ich besser als in Ostbrandenburg. Und die Leute sind aufgeschlossener als im Oderbruch. Manche sagen zwar, hier seien die Menschen reserviert, aber wenn man sie grüßt, dann grüßen sie auch freundlich zurück (lacht).

Wegen der freundlichen Leute allein werden Sie hier aber wohl nicht anheuern...

Hier hat man Chancen, die andere Regionen nicht haben, angesichts der Förderkulisse. Das heißt, wir können hier viele Projekte entwickeln und umsetzen, weil man Voraussetzungen erfüllt, um Fördermittel zu bekommen. Und deswegen kann man mit verhältnismäßig kleinen Mitteln viel machen. Ich wollte nicht an einen Ort gehen, in dem man nur verwaltet, sondern an einen Ort mit guten Ideen und einem agilen, kreativen Team.

Welche Stärken sehen Sie im Landkreis noch?

Ein Standort steht und fällt mit den Menschen, die dort leben. Und die Leute sind engagiert. Zudem spürt man hier eine gewisse Aufbruchstimmung, wie in einem digitalen Start-Up. Und das ist ein Standortvorteil, denn das sehe ich woanders nicht so. Das wird dazu führen, dass Investoren hier erfolgreich und letztlich glücklich werden können.

Wie wollen Sie den Landkreis denn konkret voranbringen?

Die ersten Ideen sind bereits niedergeschrieben. Die Details müssen jedoch noch mit den Gesellschaftern abgesprochen werden. Im Vordergrund steht zunächst eine Marke, die man im touristischen Markt etablieren kann. Und Mansfeld-Südharz als Marke funktioniert nicht.

Woran liegt das?

"Mansfeld" kennt man außerhalb leider nicht so und kann es geographisch schwer verorten. Man sollte sich daher touristisch auf den Namen Südharz konzentrieren. Das hat den Vorteil, dass die Leute ja ungefähr wissen, wo der Harz liegt. Deswegen muss man eine Markenstrategie fahren und nur noch mit dem Namen Südharz arbeiten. Dann klingt das sogar ein bisschen wie Südtirol.

Was bedeutet das genau?

Man würde in Messekatalogen und Broschüren dann den Landkreis nur noch unter dem Namen Südharz touristisch vermarkten und auch regionale Erzeugnisse so benennen.

Das wird den Mansfeldern nicht gefallen...

Ja, aber durch diese Marke bekomme ich Touristen hierher. Aber Markenbildung dauert und muss konsequent gespielt werden.

Vor einiger Zeit hat Hettstedt die SMG verlassen. Unternehmen Sie einen Versuch, die Stadt zurückzugewinnen?

Ich würde immer den Versuch unternehmen. Das Ziel ist, dass alle Kommunen in die SMG eintreten, denn man braucht alle, wenn man gemeinsam auftreten will. Es ist immer das Problem, wenn man eine Region gemeinsam vermarkten will, dass sich einige unterrepräsentiert fühlen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man geht oder man findet gemeinsam eine Lösung, wie man sich als Stadt Hettstedt besser in einem Verbund aufgehoben fühlt.

Welche Rolle spielt das Thema Luther für die SMG zukünftig?

Man braucht langfristig touristisch eine gleichwertige Alternative. Mittelfristig spielt Luther weiterhin eine wichtige Rolle, aber Namen der Vergangenheit sind im Tourismus – den Tourismusstatistiken nach - weniger attraktiv, als man meint. Im Lutherjahr waren die Übernachtungen in Eisleben gut. Die Zielgruppe, die sich mit Luther beschäftigt, wird allerdings immer älter. Und die Jugend setzt sich nicht mehr so sehr mit Personen der Geschichte auseinander. Das betrifft alle Städte, die mit Namen werben und gilt auch für Halle.

Worin misst man bei Ihrer Arbeit am Ende den Erfolg?

Übernachtungszahlen und Besucherzahlen der Tagestouristen sind wichtig, daran kann man den Erfolg messen. Aber Tourismus ist das eine. Wir brauchen auch Investoren. Wenn wir in fünf Jahren sprechen und wir haben mehr Investoren und mehr Touristen, dann war ich erfolgreich.

Sie sagten zu Beginn, wie Sie den Kreis bei Ihren ersten Besuchen empfunden haben. Was hat Sie dabei am meisten überrascht?

(Überlegt lange.) Das Bahnhofsprojekt in Eisleben hat mich wirklich überrascht. Das klingt banal, aber dass die Bürger vor Ort in eine Genossenschaft in ihrer eigenen Stadt einzahlen, hat mich beeindruckt. Diese Bereitschaft brauchen wir, dann können wir weit kommen.

(mz)