Heimkehle als Naturschatz: Heimkehle bei Uftrungen im Südharz: Schauhöhle wird "Nationales Geotop"

Uftrungen - Wissen Sie, was Helgoland, das Elbsandsteingebirge und die Heimkehle im Südharz gemeinsam haben? Alle drei sind Nationale Geotope der Bundesrepublik Deutschland. Der Staatliche Geologische Dienst hat die Karsthöhle zur Aufnahme in die Liste vorgeschlagen, die Auszeichnung ist durchs Präsidium der Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien (AGG) erfolgt.

Dass der Gemeinderat von Südharz einhellig zugestimmt hat, war letztlich Formsache. Die Urkunde, sagt Bürgermeister Ralf Rettig (parteilos), liege allerdings noch nicht vor.

Bisher umfasste die Liste gerade mal 77 Objekte aus dem gesamten Bundesgebiet. Sie waren 2004 im Zuge eines Wettbewerbs um „Die bedeutendsten Geotope Deutschlands“ ausgezeichnet worden. In Sachsen-Anhalt waren es drei: der Harznordrand mit der Teufelsmauer, das Bodetal im Harz und die Blockhalden des Brockens bei Schierke.

Für die Heimkehle und den Südharz birgt die Auszeichnung zwei Chancen: eine breite Öffentlichkeit auf die Höhle aufmerksam zu machen und das Bewusstsein für das geologische Erbe des Landes zu fördern.

Zum Prädikat „Nationaler Geotop“ gehört ein Logo, das die Gemeinde künftig auf Broschüren, im Internet und auf Schautafeln nutzen kann. Die Bezeichnung und das Logo sind als Marke geschützt - patentrechtlich.

Die Aktion, Geotope von nationaler Bedeutung auszuweisen, sei von Anfang an sehr positiv angenommen worden, schätzt Akademie-Präsident Ugur Yaramanci ein, vor allem in Presse und Fernsehen. Unter anderem hat die Akademie einen Bildband „Faszination Geologie“ herausgegeben.

In der dritten Auflage, die bereits geplant ist, wird dann auch die Heimkehle zu finden sein. Yaramanci leitete viele Jahre das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover und lehrte als Professor an der Technischen Universität in Berlin.

Mit dem Titel für die Heimkehle erwächst der Gemeinde allerdings eine Verpflichtung: die Karsthöhle zu pflegen, auszuweisen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten, wie die Akademie betont. Genau dafür hat die Gemeinde, finanziell gefördert vom Land Sachsen-Anhalt und dem Freistaat Thüringen, schon den Weg geebnet.

Die Höhle wird seit zwei Jahren bergbaulich gesichert, was insbesondere den in der Höhle zu Tausenden überwinternden Fledermäusen zugute kommt. Im Außenbereich entsteht ein Naturschutz-Informationszentrum, das die unterschiedlichen Facetten der Höhle vermitteln soll - als Lebensraum der streng geschützten Fledermäuse und als imposante Erscheinung der Karstregion.

Außerdem soll die Höhle als Ort der Zeitgeschichte dargestellt werden. Hier wurden 1944/45 Hunderte Häftlinge aus Konzentrationslagern zur Rüstungsproduktion eingesetzt und kurz vorm Kriegsende auf Todesmärsche geschickt, fast alle wurden ermordet.

Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten in der Höhle abgeschlossen sein und das Informationszentrum eingeweiht werden. Quasi ein Geschenk zum 100-jährigen Jubiläum: Im September 1920 wurden große Teile der Höhle nach ihrer touristischen Erschließung öffentlich zugänglich gemacht. „Deshalb werden wir nächstes Jahr im Museum ’Alte Münze’ die Jahresmedaille für die Heimkehle prägen“, verrät Claudia Hacker vom Bereich Tourismus der Gemeindeverwaltung.

Wann und in welcher Form die Urkunde nach Uftrungen kommt, ist offen. „Das wird das Präsidium in der nächsten Sitzung entscheiden“, sagt Akademie-Geschäftsführer Rainer Müller.

In zehn Jahren will die Akademie den Zustand der Heimkehle erneut prüfen, um sie zu rezertifizieren. Bis dahin, hofft man in der Gemeinde Südharz, werden wohl - nicht zuletzt dank der Werbung mit dem neuen Zertifikat - deutlich mehr Besucher nach Uftrungen kommen. (mz)