Gedenkstätte Wansleben Gedenkstätte Wansleben: Nazi-Bunker wird zugänglich

Wansleben - Die schätzungsweise rund 20 Meter hohe Halde sieht wie frisch aufgeschüttet aus. Kein Gras, kein Busch haben auf dem lockeren Grund Fuß gefasst. Dabei gibt es den kegelförmigen Berg in unmittelbarer Nähe der KZ-Gedenkstätte Wansleben bereits seit dem 2. Weltkrieg. „Die Halde wurde damals zur Tarnung aufgeschüttet“, sagt Andreas Tautrim. Der örtliche Unternehmer ist Chef des Vereins zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu Mansfeld/Georgi. Ab 1944 bestand in Wansleben ein Außenlager des KZ Buchenwald. Mehr als 2 000 Häftlinge produzierten unter der Erde Teile für V-Raketen. Unter der Halde haben die Nazis einen Luftschutz-Bunker versteckt.
Bunker als Teil der Gedenkstätte
„Wir sind noch dabei, ihn zu erforschen“, so Tautrim. Der Verein will den Bunker in den nächsten Monaten zu einem Bestandteil der Gedenkstätte machen.
Erst beim zweiten Blick entdeckt man den Eingang zu den unterirdischen Räumen, der 1945 von der Sowjetarmee gesprengt worden war. Drum herum wurde später eine Mauer hochgezogen. Die ist zerbröckelt, der Bunkereingang liegt offen. Doch mehrere riesige Steinbrocken hängen bedrohlich an den Seiten und über dem Zugang über. Wenn die herunterdonnern...
Jede Menge Salz
„Ja, es ist gefährlich“, sagt Tautrim. Er selbst hat aber den alten Bunker bereits von innen gesehen. Jede Menge Salz gebe es drin, der Boden bestehe aus einer dicken Salzschicht. Es ist Kali-Salz, das in der Gegend früher mal für die Dünger-Herstellung gewonnen wurde. Salzbrocken unterschiedlicher Größe enthält auch die Halde über dem Bunker. Deshalb wächst nichts drauf. Scharenweise erscheinen hier aber Rehe, um am Salz zu lecken.
Formeller Antrag nötig
Die Erweiterung der Gedenkstätte ist ein Projekt, das mit Fördermitteln der Europäischen Union unterstützt wird. Rund 60 000 Euro stehen dafür im Rahmen des Leader-Programms für ländliche Regionen zur Verfügung. Einen formellen Antrag muss der Verein noch einreichen. Das Geld ist aber bereits fest versprochen.
Noch im Februar wollen die Wanslebener den Antrag einreichen. Starten würden die Arbeiten dann im Mai. „Zuerst kommt ein Bagger, um den Bunker freizulegen. Der Rest ist dann Handarbeit“, sagt Tautrim. Im Herbst soll die Erweiterung abgeschlossen sein.
Musikalische Einlagen geplant
Neben dem räumlichen Ausbau der Gedenkstätte bereitet der Verein auch eine inhaltliche Ergänzung des Besucher-Programms. Anregung dazu gab der Auftritt von Musikern der Kammerakademie Halle anlässlich einer Ausstellung im vorigen Jahr. „Die musikalische Einlage kam so gut an, dass wir sofort die Idee hatten, so etwas zu wiederholen“, schildert Vereinsmitglied Rolf-Dieter Werner. Angetan von dem Vorschlag waren auch die halleschen Musiker. Jeweils vier bis fünf von ihnen würden bei den künftigen Matineen in Wansleben spielen.
Matineen im Mai und September
Zwei Matineen sollen bereits in diesem Jahr stattfinden - Ende Mai und im September. Genaue Termine werden noch bekanntgegeben. Gespielt wird in der Halle der Gedenkstätte, die Platz für 100 Besucher bietet. „Die Halle hat eine wunderbare Akustik“, sagt Vereinschef Tautrim.
Verschiedene Musikwerke werden gespielt
Das Repertoire der Matineen soll dem Charakter der Gedenkstätte entsprechen. Geplant sind unter anderem Werke von Komponisten, die von den Nazis verfolgt und umgebracht wurden. Werner nennt Leo Smit, den niederländischen Komponisten und Pianisten, der 1943 im KZ Sobibor ermordet wurde. Oder den tschechisch-jüdischen Komponisten und Pianisten Gideon Klein, umgekommen 1945 im KZ Fürstengrube, Franz Waxman, der als Jude vor den Nazis aus Deutschland fliehen musste. Aber auch andere Musikwerke sollen hier erklingen. (mz)