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Fußball-Verbandsliga Fußball-Verbandsliga: VfB Sangerhausen erzwingt das Glück

Von RALF KANDEL 03.11.2013, 17:28
Schiedsrichter Simon hatte viel zu tun.
Schiedsrichter Simon hatte viel zu tun. RALF KANDEL Lizenz

SANGERHAUSEN/MZ - Was haben sie beim VfB Sangerhausen vor 14 Tagen das fehlende Glück verflucht. Spieler, Trainer, Fans, alle haderten nach dem 1:4 gegen die Preußen mit dem Fußballer-Schicksal. Pfostenschüsse, zweifelhaften Schiedsrichter-Entscheidungen – alles schien sich gegen sie verschworen zu haben. Aber wie so oft im Fußball, alles gleicht sich irgendwie aus. Knapp zwei Wochen später hatten die Sangerhäuser das Glück auf ihrer Seite. 1:0 hieß es am Sonnabend vor über 100 Zuschauern im Kampf um Verbandsliga-Punkte gegen Askania Bernburg. Dabei steht fest: Die Gastgeber haben das Glück nicht geschenkt bekommen, sondern erzwungen. Und zwar mit einer der besten Leistungen der letzten Monate. Mit Willen und Kampfkraft, aber auch spielerischem Geschick. Der Lohn war prasselnder Beifall der Fans beim Abpfiff der Partie durch Schiedsrichter Dirk Simon nach 95 Minuten.

Vom Anpfiff weg übernahmen die Bernburger zunächst das Zepter auf dem Spielfeld. Der VfB mit dem nach seiner Verletzung ins Team zurückgekehrten Marcus Bäcker stand in der Abwehr aber sicher. So blieben Chancen für Askania rar. Die besseren Möglichkeiten hatten die Gastgeber. Doch weder der ebenfalls wieder mitwirkende Steven Ebert noch Torsten Klaus brachten die Kugel im Bernburger Tor unter. Da auch die Gäste zunächst zwar optisch überlegen, aber harmlos agierten, stand die Partie zur Pause noch 0:0.

Aufreger nach dem Seitenwechsel

Für den ersten Aufreger nach dem Seitenwechsel sorgte Matthias Härtl. Bernburgs Torjäger vom Dienst knallte aber die Kugel nach 47 Minuten aus fünf Metern freistehend in den wolkenverhangenen Sangerhäuser Himmel.

So stand es nach einer Stunde noch immer torlos. Dann folgte der große Auftritt von Danny Schulz. Nahe der Außenlinie bekam er den Ball zugespielt und jagte die Kugel Richtung Bernburger Gehäuse. Zum Entsetzen der Gäste und zum großen Erstaunen aller segelte die Kugel über Freund und Feind hinweg, der Rettungsversuch des zu weit vor seinem Tor stehenden Gäste-Schlussmanns kam zu spät. Der Schuss von Schulz, abgefeuert aus mehr als 30 Metern, landete hinter der Linie, Keeper Patrick Baldauf verstand in diesem Moment die Welt nicht mehr. „Der war klar hinter der Linie. Ich habe es auch sofort gesehen“, so Schiedsrichter Simon.

Auf den Führungstreffer der Sangerhäuser folgten spektakuläre 20 Minuten. Fast postwendend vereitelte VfB-Keeper Christoph Schwab gegen Bernburgs Michael Schmidt bravourös. Nach 72 Minuten war Schwab schon geschlagen, doch ein Schuss von Stephan Duscha knallte von der Lattenunterkante des Sangerhäuser Tores ins Feld zurück. Eine weitere Minute darauf lag der Ball dann im VfB-Kasten, doch der Treffer zählte nicht. Schiedsrichter Simon pfiff Abseits. In der 77. Minute dann der zweite Pfostenkracher. Diesmal war es Thomas Duscha, der die Kugel vehement an den Innenpfosten jagte. „Heute strapazieren wir aber das Glück“, atmete VfB-Keeper Christoph Schwab da tief durch. Und als dann auch noch die Pfeife von Simon nach einem Foul an Martin Salis stumm blieb, war das Schlimmste überstanden. Da auch Schulz die große Chance zum 2:0 verpasste, der eingewechselte Marcel Dietze allein vor Schlussmann Baldauf nicht einnetzen konnte und schließlich auch Andre Meyer nur den Pfosten traf, blieb es bis zum von den Sangerhäusern so sehnlichst erwarteten Schlusspfiff eine Zitterpartie.

"Tolle Mannschaftsleistung"

Als Dirk Simon nach 95 Minuten endlich ein Einsehen hatte, und alle erlöste, war der Jubel grenzenlos. Danny Schulz konnte sein Glück kaum fassen: „Eigentlich habe ich das so nicht gewollt. Es sollte ein langer Ball für Torsten Klaus werden. Aber egal, Hauptsache der Ball war drin“, freute er sich. Und spendete gleich seinen Mitspielern ein dickes Lob: Das war eine tolle Mannschaftsleistung.“

Ganz anders die Gefühlslage bei den Bernburgern: „Es ist einfach nur schade, dass die Mannschaft nicht für ihren Aufwand belohnt wurde. Der VfB hat glücklich gewonnen“, so Askania-Trainer Thomas Dietrich.

Der Sangerhäuser Trainer Bernd Nemetschek wollte gar nichts sagen: „Das sollen die Spieler tun“, genoss er den Triumph. Ob glücklich oder nicht, war allen in diesem Moment egal.