Flugplatz Allstedt Flugplatz Allstedt : Saisonauftakt von "All cars and bikes"

Allstedt - Formel-1-Feeling beim „All cars and bikes“-Saisonauftakt auf dem Allstedter Flugplatz am vergangenen Wochenende: Der Motor heult laut auf, die Reifen quietschen, eine kleine Rauchwolke steigt von den Reifen eines Ford Ranchero, Baujahr 1957, auf, als das Startsignal zum Kampf um die Bestzeit auf der Viertelmeile gegeben wird. Das etwa sechs Meter lange, blank polierte Schönwetterauto des Bitterfelders Heiko Marx setzt sich unter erstaunten Blicken in Bewegung. Seinem Gegner fährt der 43-Jährige mit dem Oldtimer davon. Mit mehr als zwei Sekunden Vorsprung überfährt er die Ziellinie vor seinem Konkurrenten im wesentlich kleineren und leichteren VW.
Augenschmaus aus Amerika
Mit wie vielen Pferdestärken er davongesaust ist, könne er nicht genau sagen. „Ich habe keine Angabe zur PS-Stärke“, sagt der Oldtimerliebhaber. Er schätzt die Motorleistung auf rund 300 PS. Die reize er so gut wie nie aus. Das aus Delaware stammende Fahrzeug soll nämlich noch die nächsten Jahre sein Augenschmaus bleiben. Dazu gehört, den Motor zu schonen. „Meistens“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. Der blank polierte silbern-schwarze Ford ist ein amerikanisches „Muscle-Car“ in Pick-up-Manier mit Ladefläche. Danach habe Marx anderthalb Jahre gesucht. „Davon wurden 1957 nur rund 23.000 Stück gebaut. In Deutschland müsste ich der einzige mit so einem sein; in Mitteldeutschland bin ich es ganz sicher“, erzählt er nicht ohne Stolz.
Knapp 2.000 Autobegeisterte vor Ort
Die ungefähr 2.000 Autobegeisterten, die sich laut Veranstalter Sebastian Stach auf dem Gelände eingefunden haben, erhalten einen Einblick in die Welt der hohen PS-Zahlen. Mit seinen 360 Pferdestärken gehört der VW Golf I aus dem Jahr 1976 schon zu der Spitzenklasse an Motorleistung.
Eine Bestzeit bei der Viertelmeile schon in Aussicht, streikt an der Startbahn die Antriebswelle des von Johannes Gängel getunten Schmuckstücks. Die Reparaturarbeiten übernimmt der 25-jährige Konstruktionsmechaniker selbst – und gleich vor Ort. Ziel ist zumindest das einmalige Bewältigen der Viertelmeile. Als „Eigenbelohnung“ für die aufgewendete Tuningzeit. „Letztes Jahr war mein Bruder bis fünf Minuten vor Schluss Schnellster seiner Klasse“, bedauert Bruder Martin das Pech des Sangerhäusers.
Die Chance kommt vielleicht im nächsten Jahr. Dann soll Gängels Golf I 500 PS Motorleistung besitzen. Manchmal nimmt Martin Gängel mit seiner Verlobten Mignon Pusch auf seiner Interpretation eines Quads Platz. Highlight ist der Bierkasten als Sitzfläche und die 120 Stundenkilometer, die das Gefährt leisten soll.
Ein bisschen abgedreht sein
Was macht die Leidenschaft eines Bastlers aus? Dazu, hakt sich Sascha Turzer ein, müsse man etwas abgedreht im Kopf sein. Seinen Rennwagen mit 50 Pferdestärken stellt er wie auf einem Präsentierteller zur Schau. „Hier fahre ich nicht, dafür ist das Gelände zu uneben; das Fahrzeug zu tief“, deutet der 26-jährige Betonmischmeister auf den Rennwagen, der an ein Formel-1-Auto erinnert. Die Passion, die sich in der Jugend entwickelt habe, soll künftig in der Anschaffung eines Formel-3000-Wagens münden - „mit 500 Kilogramm und 530 PS“.
Mit dem aktuellen Rennwagen fahre er vorwiegend in Oschersleben - bis zu 150 Stundenkilometer schnell. 150 Kilometer weit, dann sind die Reifen abgenutzt. Sein Resümée: Ein Tag Rennwagen fahren im Hobbybereich koste ihn 300 bis 400 Euro. Weshalb sich Turzer selbst in Tuning- und Autosportbelangen als „krank im Kopf“ bezeichnet, begründet er so: „Wer einen Dreher mit dem Renncar bei 140 Kilometer pro Stunde als nichts Wildes bezeichnet, muss so sein“, sagt der junge Mann. (mz)