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Der Biber und andere Sorgen Der Biber und andere Sorgen: Unterhaltungsverband Helme blickt auf 25 Jahre zurück

Von Karl-Heinz Klarner 06.02.2017, 11:35
Spuren eines Bibers: Schon vor gut zwei Jahren entstand diese Aufnahme bei Kelbra.
Spuren eines Bibers: Schon vor gut zwei Jahren entstand diese Aufnahme bei Kelbra. Archiv/Reinboth

Riethnordhausen - Die Nachricht, dass der Biber zurück an der Helme ist, ist so neu nicht. Aber Adelbert Stickel, Vorsitzender Verbandsversammlung des Unterhaltungsverbandes Helme, der seit 25 Jahren besteht, konnte auf der Feierstunde zum Jubiläum die Anwesenheit des Tieres mit einem Video von einer so genannten Fotofalle belegen.

Messungen hätten ergeben, dass das Tier zwölf Zentimeter breite Späne von den Stämmen schäle. Das schaffe keine Schrotsäge. „Gelingt uns die Integration des Tieres?“, warf er die Frage in die Runde. Schließlich baut der Nager Dämme und macht damit die Arbeit des Verbandes teilweise wieder zunichte.

Auch das Fällen von Bäumen und Sträuchern, deren Rinde die Hauptnahrung des Bibers im Winter darstellt, kann zu Konflikten führen. Denn die Tiere fällen erfahrungsgemäß nicht nur Weiden und Pappeln, sondern benagen auch gern Eichen oder Obstbäume oder Ziersträucher. Dass die Natur ihre eigenen Regeln aufstellt, zeige sich bei der Helme-Azurjungfer. Die streng geschützte Libellenart droht in den Helmeniederungen auszusterben, weil ihr Lebensraum, die Feuchtgebiete, austrocknet, sagte Adelbert Stickel.

Unterhaltungsverband Helme hat in die Unterhaltung und Pflege der Gewässer investiert

Also nicht nur eitel Sonnenschein zur Jubiläumsveranstaltung des Verbandes. Und doch: Rund 2,8 Millionen Euro hat der Unterhaltungsverband Helme in den zurückliegenden 25 Jahren an Zuschüssen des Landes Sachsen-Anhalt im Altkreis Sangerhausen in die Unterhaltung und Pflege der Gewässer zweiter Ordnung investiert. Das erklärte der Vorsitzende der Verbandsversammlung der zwölf Mitgliedsgemeinden während der Feierstunde in Riethnordhausen. Während in den ersten Jahren des Verbandes die Landeszuschüsse noch relativ üppig ausfielen, gehe die Förderung derzeit weiter zurück, machte Stickel deutlich. Im Gegenzug habe man immer wieder die Umlagen, die die Gemeinden für die Finanzierung des Verband zahlen, erhöhen müssen.

Schon im November 2013 entdeckten Mitarbeiter des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz einen halb abgenagten Weidenstamm am Helmeufer bei Hohlstedt. 

Im darauffolgenden Frühjahr wurde ein Landwirt zwischen Kelbra und Roßla fündig, diesmal waren es gleich mehrere Stämme, bei denen das Holz in Form einer Sanduhr benagt wurde.  Weitere Funde  schlossen sich an, unter anderem im Dezember 2014, als man bei Kelbra acht frisch angenagte Bäume entdeckte.

Der Europäische Biber  ist das größte europäische Nagetier.  Mit seinen Schneidezähnen kann er in einer Nacht einen bis zu 50 Zentimeter dicken Baum fällen.

Dabei wird das Holz in Form einer Sanduhr benagt. Der Biber ist stark gefährdet und gehört nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Arten.  (mz)

„Die Arbeit ist für das Geld, das zur Verfügung stand, ganz gut gemacht worden“, lobte Sangerhausen Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) die Tätigkeit des Verbandes. Wolfgang Minning, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, machte deutlich, dass die Arbeit immer schwieriger werde. „Vor allem die vielen Restriktionen, die beim Arten- und Naturschutz anstehen, machen es nicht einfacher“, sagte Minning.

In dem Zusammenhang erinnerte er an den aktuellen Streit mit Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne). In einem offenen Brief von 18 land- und forstwirtschaftlichen Verbänden heißt es: „Statt konstruktiver Dialoge mit den Interessenverbänden der betroffenen Landeigentümer und -nutzer zum Naturschutz und besonders zu neuen Naturschutzgebieten erleben wir Schnellschüsse und folgenschwere, ja katastrophale Entscheidungen.“ Vor diesem Hintergrund sollte man sich den Problemen offensiver stellen, forderte Minning.

2017 Arbeiten am Altarm der Helme bei Bennungen geplant

Mit diesen hat schließlich auch der Unterhaltungsverband Helme zu kämpfen. Insgesamt betreuen die sechs Beschäftigten im Bereich des Altkreises Sangerhausen auf knapp 65 Hektar 770 Kilometer Gewässer und Gräben, insbesondere die Helme.

Erschwert werde die Arbeit des Verbandes durch das Schutzgebietssystem „Natura 2000“. Dieses steht für ein europäisches Netz aus zusammenhängenden Gebieten, welches zum Schutz der einheimischen Natur aufgebaut werden soll.

Davon betroffen sind große Teile des Helmegebietes. Hier müssen bestimmte Prämissen bei der Landschaftspflege eingehalten werden. Unter anderem dürfen nur „schonende Mähtechniken“ zur Anwendung kommen. Gewässer dürfen nur bis zu zehn Zentimeter über dem Grund beräumt werden, hieß es. Hier hofft man auf eine Landesverordnung, die dem Verband freie Hand gewährt.

Für das Jahr 2017 plant der Verband unter anderem Arbeiten am Altarm der Helme bei Bennungen. Ferner ist vorgesehen, die Rohre aus den Gräben in Wickerode zu entfernen. Das Budget für Arbeiten beläuft sich auf rund 300.000 Euro für dieses Jahr, hieß es. (mz)