Bundestag - und dann? Bundestag - und dann?: Was ehemalige Abgeordnete heute machen

Sangerhausen - Acht Direktkandidaten kämpfen bei der Bundestagswahl am Sonntag um den direkten Einzug in den Bundestag und die Nachfolge von Uda Heller, die nicht mehr zur Wahl antritt. Doch wie geht es ihren Vorgängern Harald Koch, Uwe-Jens Rössel, Frederick Schulze und Silvia Schmidt?
Harald Koch sitzt im Kreistag in Mansfeld-Südharz
Harald Koch ist der einzige der vier, der noch mitten drin ist im politischen Geschehen. Von 2009 bis 2013 saß er für die Linken im Bundestag, heute ist er Pensionär und parteiloser Kreistagsabgeordneter und Stadtratsmitglied in Sangerhausen.
Doch seine Pläne waren eigentlich andere, als er Berlin nach einer Legislaturperiode wieder verließ. Eigentlich wollte Koch an seine alte Wirkungsstätte in der Kreisverwaltung zurückkehren, allerdings verpasste er die Antragsfrist. Koch versuchte dann, bei der Wahl 2014 Landrat zu werden. Bei einer Abstimmung über den Landratskandidaten der Linken verlor er jedoch gegen die heutige Landrätin Angelika Klein.
Er trat dann als unabhängiger Kandidat an, kam aber nicht in die Stichwahl. Da er mit seiner Kandidatur der Partei Schaden zugefügt habe, warfen ihn die Linken raus. Heute sieht sich Koch als Querdenker und jemand, der der Verwaltung auf die Finger schaut.
Uwe-Jens-Rössel war Haushaltsreferent im Landtag in Niedersachsen
Auch Uwe-Jens Rössel, von 1994 bis 2002 für die PDS, die Vorgängerpartei der Linken, im Bundestag, konnte nach seinem Ausscheiden die Politik nicht verlassen. „Ich habe eine Zeitlang freiberuflich gearbeitet im Bereich Finanzen und Wohnungswirtschaft“, sagt Rössel, der immer noch in Berlin lebt, aber den Kontakt zum Landkreis nicht verloren hat und auch die lokalen Nachrichten verfolgt. „Der Abschied aus dem Bundestag ist mir ein bisschen schwergefallen“, erinnert sich Rössel.
Und als die Linken 2008 in den niedersächsischen Landtag einzogen, nahm er das Angebot, als Referent für Haushalt und Finanzen zu arbeiten, gern an. „Das war eine sehr lehrreiche Zeit. In der Landespolitik beschäftigt man sich ja mit anderen Themen. Zum Beispiel habe ich viel über die Schulpolitik gelernt. Auch habe ich den Alternativen Haushalt der Linken mit ausgearbeitet“, so Rössel. Als die Fünf-Prozent-Hürde in Hannover im Jahr 2013 verpasst wurde, kam der Abschied.
„Ich habe eine angeborene Hüft-Verrenkung, die operiert werden musste“, so Rössel. „Aber auch ohne politische Aufgabe bin ich ein politischer Mensch, nehme an Veranstaltungen teil, auch parteiunabhängig.“ Und an Sportveranstaltungen. „Ich bin Fan von Union Berlin und gehe gelegentlich zu den Spielen“, so der 67-jährige Rentner.
Silvia Schmidt arbeitet für Soziale Dienste in Berlin und Brandenburg
Silvia Schmidt (SPD) verlor 2013 ihr Bundestagsmandat, das sie 15 Jahre lang innehatte. „Das ist mir nicht schwergefallen. Ich bin aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden“, sagt die 63-Jährige, die aktuell im Urlaub auf Hiddensee weilt.
„Nach meiner Zeit im Bundestag habe ich das gemacht, was ich immer gepredigt habe“, sagt sie. „Ich bin Geschäftsführerin des gemeinnützigen Trägerwerks Soziale Dienste in Berlin und Brandenburg.“
Dabei kümmert sie sich um ältere, pflege- und hilfsbedürftige Menschen. „Nach der Zeit als Abgeordnete hatte ich endlich mal wieder freie Wochenenden“, sagt sie. Aktuell wohnt sie in Berlin. Am Wochenende ist die Klostermansfelderin gern in der Heimat bei Freunden und Verwandten.
Frederick Schulze ist inzwischen Rentner
Frederick Schulze (68), der für die CDU von 1994 bis 1998 im Bundestag saß, lebt in Kirchheim unter Teck (Baden-Württemberg). Er kommt aber mindestens einmal im Jahr nach Sangerhausen und in seinen früheren Wohnort Roßla, um Freunde und Bekannte zu besuchen. Der ehemalige Oberstleutnant der Bundeswehr ist seit 2008 pensioniert.
„Ich kümmere mich um die Familie“, sagt er. „Vor kurzem haben wir meine 92-jährige Schwiegermutter aufgenommen. Meine Frau arbeitet noch. So sorge ich dafür, dass die Mäuler satt werden.“ Außerdem sei er ein kritischer Beobachter der Politik. Er freut sich, dass sein 28-jähriger Sohn Sebastian sein politisches Faible geerbt hat. Der ist stellvertretender Ortsvorsitzender der CDU. Schulze, der zwischenzeitlich in der rechtspopulistischen Schillpartei aktiv war, drückt Angela Merkel am Sonntag die Daumen: „Sie und Schäuble machen vernünftige Politik.“ (mz)


