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Aufregung um Wölfe Aufregung um Wölfe: Drei entlaufene Hunde haben im Südharz für Wirbel gesorgt

Von Helga Koch 18.12.2017, 19:13
Wolf oder nicht? Drei ausgebüxte Hunde haben im Südharz und darüber hinaus auch im Internet für Aufregung gesorgt.
Wolf oder nicht? Drei ausgebüxte Hunde haben im Südharz und darüber hinaus auch im Internet für Aufregung gesorgt. Privat

Südharz - Maik Buchold war sicher: „Das war ein Wolf, direkt vorm Auto.“ Freitagmittag hatte er zwei Hunde - oder Wölfe? - an der Straße von Rottleberode nach Schwenda entdeckt, ein befreundeter Jäger eins der Tiere ebenfalls als Wolf erkannt. Im Nu sorgten weitere, ähnliche Fotos im Internet für Aufregung.

Doch Antje Weber vom Wolfskompetenzzentrum Iden widerspricht: „Bei den Tieren, die am Freitag frei laufend im Harz fotografiert wurden, handelt es sich nicht um Wölfe, sondern um Tschechoslowakische Wolfhunde.“ Dies sähen auch die Experten der anderen Bundesländer so.

Worin unterscheiden sich Wölfe und wolfsähnliche Hunde?

Die Biologin ist auf größere Säugetiere spezialisiert. „Seit 20 Jahren beschäftige ich mich mit den Wölfen, zunächst im Ausland und seit 2010 intensiv auch in Sachsen-Anhalt.“ Sie bewertet regelmäßig Wolfsfotos im Rahmen ihrer Tätigkeit als Monitoring-Bearbeiterin im Wolfskompetenzzentrum.

Weber erläutert, worin sich Wölfe und wolfsähnliche Hunde unterscheiden: „Typische Trennungs-Merkmale sind die Form von Kopf und Ohren, die Länge der Beine, auch der Gesamteindruck aus den Körperproportionen, also das Verhältnis der Körperlänge zur Körperhöhe, und die Fellfärbung.“

Im Internet gebe es viele Bilder solcher wolfsähnlicher Hunde aus den verschiedenen Rassen, beispielsweise Tschechoslowakische Wolfhunde oder Saarloos. „Hier arbeiten wir ja auch mit den sogenannten Fotofallen, so dass ich sehr viele Bilder regelmäßig und in unterschiedlichen Lebenslagen der Tiere sehen darf und für die Landesdatenbank zu beurteilen habe.“ Darüber hinaus sei sie drei-, viermal wöchentlich im Gelände unterwegs und suche in verschiedensten Territorien der bisherigen Rudel aktiv nach Hinweisen. „Wölfe zu sehen ist nicht so ganz einfach, meist handelt es sich um kurze flüchtige Momente.“

2008 tauchten erstmals wieder Wölfe in Sachsen-Anhalt auf

Meldungen, man habe Wölfe gesichtet, gebe es immer mal, sagt Andreas Berbig, ebenfalls Biologe in Iden. Immerhin galt das Raubtier seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland als ausgerottet. 2008/09 tauchten erstmals wieder Wölfe in Sachsen-Anhalt auf. Vor ein paar Jahrzehnten, erzählt Berbig, seien dann Hunde und Wölfe gekreuzt worden.

Die umfangreiche Debatte im Internet beweist aus seiner Sicht vor allem eins: „Der Wolf bewegt.“ Die Reaktionen reichten von Begeisterung bis hin zu Ängsten vor dem Raubtier. Der Wolf sei jedoch nur eine unter vielen Arten, die unter Naturschutz stehen. „Der Wolf ist flexibel. Wenn er nicht bejagt wird, nutzt er die Chance und breitet sich aus.“

Die ausgebüxten Hunde, die so viel Aufregung ausgelöst haben, sind übrigens wieder zu Hause in Rottleberode. Wie Astrid Völke vom Ordnungsamt der Gemeinde Südharz sagt, wurde eine Hündin am Freitagmorgen gefunden und konnte dank ihres Chips vom Eigentümer abgeholt werden. Dabei stellte sich heraus, dass die Hunde nachts zu dritt entwischt waren.

Die beiden anderen kamen von allein nach Hause, wie Völke sagt: „Sie waren aber total eingeschüchtert und der Besitzer heilfroh, dass sie unversehrt waren.“ Das sei das Gute am neuen Hundegesetz: „In Sachsen-Anhalt sind alle seit März 2009 geborenen Hunde gechipt.“ Sie appelliert an alle Hundehalter: Falls ein Hund ausbüxt, sollten sie das sofort im Ordnungsamt melden. „Das erspart viel Ärger und Kosten.“ Und Aufregung. (mz)