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Asylbewerber im Landkreis  Asylbewerber im Landkreis : Minderjährige aus Afrika kommen

Von Karl-Heinz Klarner 13.04.2016, 10:09
Flüchtlinge. (Symbolbild)
Flüchtlinge. (Symbolbild) Boris Roessler/dpa

Sangerhausen/Eisleben/Hettstedt - In Mansfeld-Südharz werden nach Hochrechnungen des Landkreises bis zum Jahresende knapp 200 minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge erwartet. Das sagte Jugendamtsleiter Sven Vogler im Jugendhilfeausschusses des Kreistages im Kolpingwerk Hettstedt. Demnach leben derzeit 56 dieser Flüchtlingskinder im Alter von 14 bis18 Jahren in der Region. Hintergrund ist deren Verteilung auf die Landkreise.

Zuweisungen aus Afrika

„Die aktuellen Zuweisungen kommen vor allem aus dem afrikanischen Raum, zuvor aus Syrien“, sagte Vogler. Angesichts der wachsenden Aufgaben stimmte der Jugendhilfeausschuss ohne weitere Debatten einer Ausweitung der Platzangebote zu. „Wenn der Zustrom weiterhin anhält, dann benötigen wir auch noch mehr Plätze“, sagte Vogler. Darüber hinaus werden unter anderem vier Sozialarbeiter und drei Amtsvormünder benötigt. Die Kosten werden vom Land Sachsen-Anhalt getragen.

Aktuell erfolgt die Unterbringung der Minderjährigen bei freien Trägern der Jugendhilfe im Raum Eisleben und Hettstedt. Im Kolpingwerk der Kupferstadt ist eine sogenannte „Clearingstelle“ eingerichtet worden. Dort wird unter anderem festgestellt, ob die Flüchtlingskinder Verwandte in Deutschland haben. Darüber hinaus werden die Personalien und die Herkunft abgeglichen. Nach drei Monaten werden die Kinder meist in Wohngruppen oder Heimen untergebracht.

Sprachbarriere als Stolperstein

Einer der größten Stolpersteine bei der täglichen Arbeit sei die Sprachbarriere, sagte Klaus Herling vom Kolpingwerk Hettstedt. Kaum eines der Kinder könne sich auf Englisch oder Französisch verständigen. Hinzu komme, dass Flüchtlinge unterschiedlicher Nationen unter dem Dach des Kolpingwerkes leben, die sich auch kaum untereinander verständigen könnten. Dafür Dolmetscher zu finden, sei beinahe unmöglich, hieß es. Das erschwere die Arbeit. Dennoch seien die Kinder und Jugendlichen „sehr wiss- und lernbegierig“.

Die anfänglichen Skepsis gegenüber den Betreuern sei mittlerweile einer Akzeptanz gewichen. So hatten anfänglich die männlichen Heranwachsenden Autoritätsprobleme mit dem weiblichen Personal, schildert Herling. Ferner räumte er auch mit in der Öffentlichkeit kursierenden Vorurteilen auf: „Wir haben bislang keine ansteckenden Krankheiten festgestellt“, sagte er. Eine medizinische Betreuung sei mit der Helios-Klinik in Hettstedt abgesichert worden. Vielmehr seien die Flüchtlingskinder auch „sehr, sehr reinlich“. Der überwiegende Teil von ihnen dusche am Tag drei- bis viermal.

Tägliches Training für den Alltag

Ferner bereite man die Minderjährigen auf ihren Aufenthalt in Deutschland vor. „Die meisten von ihnen wissen nicht, wie man eine Waschmaschine oder einen Herd bedient, geschweige denn, wie eine Toilette funktioniert“, sagte Herling. Dies trainiere man beinahe täglich. Zudem plant das Kolpingwerk die Ausbildung Jugendlicher zum Fachpraktiker für Lebensmitteltechnik. „Integration funktioniert am besten über Arbeit“, sagte Markus Feußner, Geschäftsführer und Gesamtleiter des Kolpingwerks Hettstedt. (mz)