Landkreis Mansfeld-Südharz Landkreis Mansfeld-Südharz: Sprengstoffkapsel detoniert bei Entschärfungsversuch

Dietersdorf/MZ. - Gespenstische Ruheherrscht am Vormittag vor dem Werksgeländeder Muni Berka nahe des kleinen Ortes Dietersdorf(Mansfeld-Südharz). Abgeschirmt von zwei Stahlgitterzäunenversuchen Polizisten in Schutzanzügen zu demOrt vorzudringen, an dem am Dienstag ein 58-jährigerArbeiter aus Siptenfelde (Landkreis Harz)getötet worden war. Er wollte eine fingerkuppengroßeSprengkapsel entschärfen.
Die Leiche des Mannes konnte aufgrund giftigerDämpfe erst mehr als fünf Stunden nach demUnglück geborgen werden. Eine Gefahr für dieBevölkerung habe zu keiner Zeit bestanden,erklärt die Polizei. Der 63-jährige Schichtleiterder Firma, der als erster am Explosionsorteintraf und Säuredämpfe einatmete, wurde mitVerdacht auf Verätzung der Atemwege in einKrankenhaus eingeliefert.
Firmeneigentümer Walter Hanser ist der Schockanzusehen, als er am Mittag vor die Pressetritt. Noch in der Nacht war er 600 Kilometervon seinem Wohnort im Badischen in den Südharzgereist. Der Getötete habe mit einem neuenVerfahren gearbeitet, das die Munitionsbeseitigungsfirmazusammen mit einem Kali-Forschungszentrumim thüringischen Sondershausen erarbeitethat, sagt er.
Das Verfahren sei bereits aus dem Versuchsstadiumheraus, werde aber noch nicht großserienmäßigangewandt. Das Forschungszentrum bestätigtdies. Laut Hanser werden die Sprengkapselnin Salzsäure und Eisen-III-Chlorid aufgelöstund der Sprengstoff dabei unschädlich gemacht.Er hält das Verfahren für sicher. Die Explosionkann sich der 60-Jährige noch nicht erklären,hat aber drei Theorien: "Die Zusammensetzungder Ätzlösung hat nicht gestimmt, es gab eineelektrostatische Aufladung oder die Sprengkapselist irgendwie mechanisch belastet worden.Ein Stolpern und das Runterfallen der Kapselreichen dafür aus."
Der Getötete war laut Hanser ein "Insider".Er sei seit drei Jahren in der Firma tätig,habe vorher bei einem Kampfmittelräumdienstgearbeitet. In seinem Heimatort Siptenfeldegilt der verheiratete Vater von zwei Söhnenals verschlossen. Nach der Wende habe er zunächsteinen Gebrauchtwagenhandel betrieben, danneinen Job in den Altbundesländern und schließlichals Minenräumer im frühreren Grenzgebiet gehabt,heißt es. Aktiv gewesen sei er nur im Schützenverein.
Dass das Geschäft der Muni Berka gefährlichist, zeigt auch ein drei Jahre zurückliegendesUnglück: Damals wurde bei der Explosion einerÜbungspatrone ein 19-jähriger Lehrling soschwer verletzt, dass er kurz darauf starb.Später stellte sich heraus, dass an der Hülseein Produktionsfehler vorlag.
