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Landkreis Leipzig Landkreis Leipzig: Morde geben Rätsel auf

Von ALEXANDER SCHIERHOLZ 29.08.2010, 10:20
Kriminaltechniker sichern auf einem alten Landwirtschaftsgelände im westsächsischen Groitzsch (Kreis Leipzig) Spuren nach einem Doppelmord. (ARCHIVFOTO: DPA)
Kriminaltechniker sichern auf einem alten Landwirtschaftsgelände im westsächsischen Groitzsch (Kreis Leipzig) Spuren nach einem Doppelmord. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Groitzsch/MZ. - Ein rot-weiß gestreiftesAbsperrband versperrt die Einfahrt zum Hofeiner ehemaligen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft(LPG), davor steht ein Streifenwagen. Zwischenden regennassen heruntergekommenen Lagerhallenlaufen Männer in weißen Schutzanzügen umher,sie sind von der Spurensicherung. Zwei Polizistenhantieren mit einer Art überdimensionalerKamera auf einem Stativ. Es ist ein 3-D-Scanner,mit dem ein dreidimensionales Computermodellvon dem Gelände erstellt wird.

Es ist eher routinierte denn hektische Betriebsamkeitam Tag nach dem schrecklichen Geschehen inGroitzsch südlich von Leipzig. Zwei jungeMänner sind am Samstagabend in dem Städtchenunweit der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalterschossen worden. Der eine, ein 23-Jähriger,liegt in einer der LPG-Lagerhallen, er istbereits tot, als die Polizei ihn findet. Derandere liegt mit schwersten Schussverletzungenneben einem Auto mit Einschusslöchern an einemBahnübergang. Er stirbt wenig später im Krankenhaus.

Das ist auch schon fast alles, was Polizeiund Staatsanwaltschaft am Tag nach der Tatberichten können. Weder lässt sich bisherder genaue Tatablauf rekonstruieren noch istein Motiv bekannt. Allerdings schließen dieErmittler aus, dass einer der beiden Männerzuerst den anderen erschossen hat, um sichdann selbst zu richten. "Bei den beiden wurdenkeine Waffen gefunden", sagt ein Polizeisprecher.Ermittelt werde wegen zweifachen Mordes gegenunbekannt, so der Leipziger Staatsanwalt RicardoSchulz. Beide Opfer, soviel immerhin stehtfest, kannten sich. In welcher Beziehung genausie zueinander standen, auch das müsse nochuntersucht werden, sagt Sachsens LandespolizeipräsidentBernd Merbitz. Die Polizei hat eine Sonderkommissiongebildet, in der mehr als 70 Ermittler arbeiten.

Es ist der zweite mysteriöse Fall in kurzerZeit, der Groitzsch erschüttert: Im Aprilvorigen Jahres ist unweit des Städtchens der27-jährige Tino L. erschossen worden. Auchnach dieser Tat tappt die Polizei bisher imDunkeln, sie hat eine Belohnung von 10000Euro ausgesetzt. Gibt es einen Zusammenhangzwischen beiden Fällen? "Den können wir bisherweder ausschließen noch bestätigen", sagtder Präsident der Polizeidirektion Westsachsen,Jürgen Georgie. Die einzige Parallele seibislang, dass jeweils Schusswaffen im Spielseien. "Das ist in einer Kleinstadt nichtunbedingt üblich", formuliert Georgie zurückhaltend.

In Groitzsch macht die Nachricht von der jüngstenBluttat am Sonntag schnell die Runde. "Komischist das schon", meint eine junge Frau, diemit Baby und Hunden unterwegs ist, mit Blickauf den kurzen Abstand zwischen den Verbrechen."Hoffentlich passiert so etwas jetzt nichtöfter", sagt eine ältere Frau. Von den Schüssenam Vorabend haben beide erst aus den Nachrichtenerfahren. Anders ein älterer Mann, der naheder alten Lagerhalle wohnt. "Ich habe Schüssegehört", sagt er, "aber ich habe mir nichtsdabei gedacht. Hier kracht es öfter mal."In alten Hallen und Fabrikgebäuden entlangder Straße hätten Jugendliche schon häufigrandaliert. Auch eine andere Anwohnerin hatmehrere Schüsse gehört. Laut Polizei sah siesogar einen Mann davonlaufen und um Hilferufen. Sie war die erste, die kurz vor 21Uhr die Polizei verständigte. Die Ermittlersuchen nun noch weitere Zeugen.

Info-Telefon der Polizei: 0800/6647653