Waldbrandgefahr Waldbrandgefahr im Landkreis Harz: Brandschutzbeauftragter Carsten Brett ist alarmiert

Wernigerode - Das vertrocknete Gras liegt spröde über der Erde, die Halme sind dürr und gelblich verfärbt. Vom Himmel prallt die Mittagssonne unerbittlich hinunter. Auch der Wiese oberhalb des Voigtstiegs bei Wernigerode haben die seit Wochen anhaltende Hitze und der fehlende Regen schwer zugesetzt. Hier reicht jetzt ein Funke, um einen Waldbrand auszulösen.
„Ich habe die Gefahrenstufe heute früh auf 5 umgestellt“, sagt Carsten Brett. Als Kreisbrandschutzbeauftragter überwacht der stellvertretende Forstamtsleiter des Betreuungsforstamts Harz, wie anfällig die örtliche Flora für Wildfeuer ist - je nach Witterung. Gefahrenstufe 5, das bedeutet sehr hohe Waldbrandgefahr. Es ist die höchste der Stufen, die Brett an diesem Donnerstag ausgerufen hat.
Wildfeuer vervielfacht
„Ich leite das anhand des Waldbrandindexes her, den ich morgens vom deutschen Wetterdienst bekomme“, erläutert er. Temperatur und Luftfeuchte, Niederschlagsmengen und Windgeschwindigkeit fließen dort ein.
Genau so wie die Bodenbeschaffenheit und -feuchte, sowie weitere Werte. „Natürlich schaue ich mir auch den Zustand draußen an“, sagt Brett. Wie es um die Pflanzen bestellt ist, spiele eine wichtige Rolle.
32 Jahre Erfahrung aus dem Dienst im Harz
„Die meisten Waldbrände gehen von der Bodenvegetation aus“, erklärt Brett. Beim Einschätzen der Situation helfe ihm letztendlich auch die Erfahrung aus 32 Jahren Dienst im Harz. Zunächst war Brett Oberförster, später im Außendienst tätig und an der Digitalisierung des örtlichen Forstbetriebs beteiligt.
Seit drei Jahren ist er nun Kreisbrandschutzbeauftragter. Die aktuelle Hitzwelle, so Brett, sei dabei die bisher gefährlichste Lage überhaupt. „Sonst haben wir im Jahr drei oder vier meldepflichtige Waldbrände“, berichtet er und schickt hinterher: „Dieses Jahr kann ich schon gar nicht mehr mitzählen.“
Die Zahl der Wildfeuer habe sich vervielfacht - das es noch keinen Brand mit katastrophalen Auswirkungen gegeben habe, sei großes Glück.
Trockene Kiefernwälder sind besonders gefährdet
Grundsätzlich gehört der Harz nicht zu den besonders gefährdeten Regionen. Der Landkreis wird in Waldbrandgefahrenklasse C eingestuft - die niedrigste der drei Klassen. Das gelte aber vor allem für das Berg-, weniger für das Flachland. „Die Fichtenwälder in den hohen Lagen sind nicht so anfällig wie die trockenen Kiefernwälder in den tiefen Lagen“, schildert Brett.
Bei der diesjährigen Rekordhitze ist all das gleichwohl weitgehend Makulatur. Die Situation verschärfe sich mit jeden weiteren trockenen Tag. „Wo es jetzt noch grün ist, wächst nächste Woche schon nichts mehr“, sagt Brett. Schuld daran, wenn es dieser Tage zu Waldbränden komme, sei in den meisten Fällen aber noch immer der Mensch.
Ob entsorgte Flaschen, die zum Brennglas werden oder gar offenes Grillfeuer im Wald - grob fahrlässig, sagt Brett. „Es ist trocken, dann kommt Wind dazu - da reicht der Gedanke an Feuer, und es brennt“, schildert der Brandschutzbeauftragte.
Weggeworfene Zigaretten sind größte Gefahr für Wälder
Die größte Gefahr gehe jedoch von der unachtsam weggeschnipsten Zigarettenkippe aus, auch aus Autofenster oder Zug. Darauf weisen etwa die Harzer Schmalspurbahnen ihre Passagiere laut Brett aktuell verstärkt hin.
Brände sind nicht die einzigen Schäden, unter denen die Waldgebiete im Zusammenhang mit der anhaltenden Hitze leiden. Schädlinge wie Buchdrucker, Borkenkäfer und Eichen-Prozessionsspinner entwickeln sich bei der derzeitigen Witterung prächtig, „Die Bäume sind durch die Trockenheit enorm geschwächt und nicht mehr in der Lage, sie abzuwehren“, sagt Brett.
Er geht davon aus, dass in Zukunft weitere Hitzewellen folgen werden. „Es ist zu befürchten, dass das mit dem Klimawandel zu tun hat“, meint Brett. Das derzeit extreme Ausmaß des Wetters bleibe aber hoffentlich eine Ausnahme. Noch so einen Sommer kann der Brandschutzbeauftragte nicht gebrauchen - und die Wälder im Harz auch nicht. (mz)