Uriges Kochen im "Dutch Oven" Uriges Kochen im "Dutch Oven": Verbrannte Kalorien

Straßberg - „S ist Soljanka, W ist Wildschwein“, sagt Sandra Klauß mehr zu sich selbst, als sie hektisch zwischen Vorratsdosen kramt. Es riecht nach Freiluftabenteuer im Straßberger Bahnhofsviertel: 18 gusseiserne Töpfe haben die „Dutch Oven-Freunde Straßberg“ für ihr erstes großes Schaukochen mit Holzkohlebriketts angefeuert.
Der Dutch Oven - so heißt der gusseiserne Topf - schwappte wie eine Kettenreaktion durch den Harzort. „Wir haben das bei Freunden in Wismar entdeckt und waren sprichwörtlich Feuer und Flamme“, erzählt Maritta Bauch. „Essen passt zu uns“, schiebt sie mit Blick auf ihren Nachnamen lachend hinterher.
Seit 2014 vom Kochvirus infiziert
Als 2014 der 50. Geburtstag von Ehemann Andreas ansteht, sammelt sie alle Freunde ein und beschenkt ihn mit einem großen Set, bestehend aus Smoker und Töpfen.
Der Dutch-Oven-Dominostein nimmt Fahrt auf: Familie Bauch lädt Familie Klauß/Sacks zum Essen ein, die wiederum „infizieren“ weitere Freunde. Nachzuverfolgen ist das alles auch über einen großen „Stammbaum“, der am Samstag das Bahnhofsgebäude ziert.
Inzwischen ist es auch nicht mehr ganz unwahrscheinlich, dass aus den Freunden irgendwann ein echter Verein wird, „gefallen sind diese lauten Gedanken tatsächlich schonmal“, verrät Sandra Klauß.
Die Entschleunigung in der Küche
Was ist denn nun aber so besonders am Abenteuer mit dem gusseisernen Topf? Maritta Bauch muss nicht lange überlegen, bei ihr bleibt der Ofen immer häufiger aus, „weil die Küche sauber bleibt, außerdem muss man nicht ständig gucken und umrühren“.
Also eine Art Entschleunigung? „Absolut“, gibt Andreas Bauch zu, den die langen Garzeiten nicht abschrecken.
Gelegentlich lüften die Outdoor-Köche dennoch ihre pfundigen Töpfe - die Besucher sind neugierig. „Das ist die Gelegenheit, das mal live zu sehen!“
Reinhard Kohl aus Weddersleben ist schließlich so angetan, dass er direkt einen Topf bestellt. Mancher fühlt sich an die berühmten Tupperpartys erinnert, aber das passiert nur am Rande.
Inzwischen sei ihr Kontakt zu Petromax ganz gut, sagt Sandra Klauß. Der Magdeburger Hersteller unterstützte sogar mit ein paar Gerätschaften.
Der letzte Schliff für die Lasagne
Kurz vor Ende der zweistündigen Garzeit bekommt die Schichtlasagne von Matthias Behrendt ihren letzten Schliff - ordentlich Reibekäse - verpasst. „Die kleinen Kalorien verbrennen ganz schnell, denen ist es viel zu heiß hier drin“, scherzt er.
Selbst der Weihnachtsbraten kam bei Behrendts aus dem Dutch Oven, schwärmt Frau Nadine. Ihr zwölfjähriger Sohn Sebastian steuert Hefebrötchen bei – ein Exot unter den deftigen Gerichten.
Mandy und Timo Severin bedienen beide Geschmäcker: Während er Bierfleisch zubereitet, steht sie, die „sonst kein Backtalent“ ist, schon für ihren Schokokuchen in den Startlöchern.
An ihren ersten Versuch mit dem Dutch Oven denken beide mit je einem lachenden und weinenden Auge zurück. „Der Topf war kurz vorm Totalschaden“, erzählt Timo Severin und „das Schichtfleisch ein einziger schwarzer Klumpen“, erinnert sich seine Frau.
Blumenkohlbombe als Premiere
Mittags weicht der Holzkohleduft langsam dem fertiger Speisen. Nacheinander öffnen sich unter lauten „Ohhs“ die Topfdeckel und Fleischklöße, Soljanka, Gyros, Putenkeulen, Kassler mit Sauerkraut und vieles mehr wandert auf die Probierteller.
Britta Hegemann-Klauß ist nervös, ihre Blumenkohlbombe ist ihre Premiere am Dutch Oven. Als jemand um Nachschlag bittet, kann sie es kaum fassen. Auch die Pizzaschnecken von Clara (11) und Leonard (9) nehmen rasant ab. Die Leute schwärmen vom zarten Fleisch und probieren sich munter durch die Töpfe.
Soviel Zufriedenheit hat die Taschen gelockert: Der Verein „Stabkirche Stiege“, der für die Umsetzung und Instandhaltung seines namensgebenden Objektes wirbt, darf sich nun über 700 Euro Spenden freuen. (mz)
