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Unternehmen in vierter Generation Unternehmen in vierter Generation: Sohn übernimmt Taxifirma in Thale

Von Benjamin Richter 06.01.2021, 08:56
Reinhard Heinzig (links) überreicht seinem Sohn und Nachfolger an der Spitze des Familienbetriebs, Marco Heinzig, ein symbolisches Spielzeugtaxi.
Reinhard Heinzig (links) überreicht seinem Sohn und Nachfolger an der Spitze des Familienbetriebs, Marco Heinzig, ein symbolisches Spielzeugtaxi. B. Richter

Thale - Ein kleines gelbes Modellbautaxi hat Reinhard Heinzig zum MZ-Gespräch mitgebracht. Vor der Kamera übergibt er es an seinen Sohn Marco, was keinem von beiden große Mühe bereitet, denn die Miniatur ist federleicht.

Und doch steht sie für etwas ungleich Gewichtigeres: für das Lebenswerk des Vaters, von dem Marco Heinzig zum Jahreswechsel die Geschäftsführung des Familienbetriebs übernommen hat. Damit ist die Firma Taxi Heinzig mit Sitz am Thalenser Bahnhof in die vierte Generation übergegangen, wie der neue Chef betont.

Teamgröße hat sich über die Jahre vervielfacht

Zuvor stand Reinhard Heinzig 29 Jahre lang an der Spitze des Unternehmens - und entwickelte es vom Ein-Mann-Betrieb zum Arbeitgeber für ein inzwischen zwölfköpfiges Team weiter. Zwei Mitarbeiterinnen sitzen im Büro und kümmern sich „ums Schriftliche und Telefonische“, wie der 69-Jährige schildert.

Den überwiegenden Teil der Belegschaft stellen jedoch, klar, die Taxifahrer. „Wir sehen sie aber als Taxi-Chauffeure“, bemüht sich Marco Heinzig um Begriffsklärung. Es reiche nicht, Kunden von A nach B zu bringen und dann die Rechnung zu stellen. „Da trägt man auch mal die Einkaufstaschen mit rein oder hilft Leuten, denen es schwerfällt, beim Einsteigen.“

Freundlichkeit ist garantiert

Dieser Berufsethos drückt sich bei Taxi Heinzig auch im Slogan „... auf die nette Tour!“ aus. Der Kunde sei König und könne mit freundlichen Fahrern rechnen, denn „das steht im Arbeitsvertrag“, bekräftigt Reinhard Heinzig. Zudem zähle das äußere Erscheinungsbild - der Trainingsanzug etwa, in Großstadt-Taxis zahlreich vertreten, sei für die Angestellten bei Heinzig tabu.

Als Reinhard Heinzig den Betrieb von seinen Eltern Helmut und Margarete Heinzig übernahm, bereitete sich Marco Heinzig gerade auf die Prüfung zum Taxischein vor. Mit 18 hatte er ihn in der Tasche - drei Jahre zu früh, wie sich später herausstellte.

Das Mindestalter für den „Personenbeförderungsschein“, so der offizielle Name des Papiers, habe auch damals schon bei 21 Jahren gelegen, doch, mutmaßt Marco Heinzig, sei das auf dem Amt niemandem aufgefallen.

Eine Firmentochter gegründet

Nach ersten Berufserfahrungen als Lkw-Fahrer für andere Firmen gründete er 2001 die Firmentochter Heinzig Transporte und leitete diese bis Oktober 2019, als sie aufgrund der wirtschaftlichen Situation aufgelöst wurde.

„Von daher habe ich auch mit der Buchhaltung schon einiges an Erfahrung gesammelt“, sagt der heute 46-Jährige, der vor 15 Monaten wieder in das Unternehmen des Vaters einstieg und sich auf seine neue Position gut vorbereitet fühlt.

Qualität halten im Jubeljahr

Nach großen Veränderungen wolle er jedoch nicht streben, ergänzt Marco Heinzig, sondern die Arbeit des Betriebs im Jubiläumsjahr - 75 Jahre alt wird die Firma im September - vielmehr in der gleichen Qualität fortführen. Wie schwierig das werde, hänge auch von politischen Entscheidungen in der Corona-Pandemie ab. „Wenn die Grundschulen zu bleiben, müssen wir wieder über Kurzarbeit sprechen“, stellt der neue Chef, auch mit Blick auf die Bund-Länder-Konferenz am Dienstag, in Aussicht.

Der Grund: Die Schülerfahrten machten heute neben dem Krankentransport einen Großteil der Einnahmen von Taxi Heinzig aus. „Da sind in der Früh schon mal fünf Autos allein zu den Schulen unterwegs.“ Der Anteil der Urlauber am bis 2019 stetig gesteigerten Umsatz werde dagegen zusehends geringer, so Reinhard Heinzig. „Die haben inzwischen alle selbst Autos.“

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Statt Kunden früher Kohle und Kulissen

Erich Heinzig gründete im September 1946 das Fuhrunternehmen - mit zwei Lkw, die „schon damals einen Platz im Verkehrsmuseum verdient hätten“, wie in einer Festschrift von 2006 steht. Befördert wurden zunächst noch keine Personen, sondern unter anderem Metallwaren, Umzugsgut, Kohle, Theaterkulissen und Wasser. Den Wechsel hin zur Kundenbeförderung leiteten 1969 Helmut und Margarete Heinzig in die Wege. Sie verkauften die Lastwagen und entgingen der Übernahme durch den „Kraftverkehr“ zu DDR-Zeiten durch eine prozentuale Abgabe der Einnahmen. Reinhard Heinzig, Enkel des Firmengründers, schuf durch eine Lehre als Kfz-Schlosser die Grundlage zur Leitung des Unternehmens, das er im Jahr 1992 als Taxi Heinzig übernahm. In der Folge erweiterte er das Angebot der Firma um Kleintransporte und Kurierfahrten.  (mz)