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Tradition im Harz Tradition im Harz: Brauchtum oder schnelle Entsorgung?

Von Rita Kunze 18.01.2017, 06:45
Das traditionelles Weihnachtsbaumverbrennen
Das traditionelles Weihnachtsbaumverbrennen Lutz Sebastian

Quedlinburg - Wohin mit dem Baum nach Weihnachten?  Einwohner mancher Harzorte haben ihre eigene Lösung gefunden: verbrennen. In Warnstedt und Güntersberge haben Feuerwehr und Faschingsclub die heiße Entsorgung zu kleinen Festen gemacht, die für die Einwohner ein schöner Grund waren, um zusammenzukommen. Aber das Weihnachtsbaumverbrennen ruft auch Kritiker auf den Plan.

Kleingärtner haben ihre Auflagen

Winfried Brandt aus Thale fragt, warum das Verbrennen der Weihnachtsbäume, bei dem starker Qualm aufstieg, gestattet wird, und Kleingärtner im Gegenzug mit den Brenntagen Auflagen zu befolgen haben. Die MZ hat nachgefragt.

Das Landesumweltministerium in Magdeburg erklärt, die Weihnachtsbaum-Verbrennung sei ein Brauchtumsfeuer und damit Sache der Kommune. Die gleiche Antwort gibt auch die Landkreisverwaltung in Halberstadt. Die Städte Harzgerode und Thale haben das in ihren Gefahrenabwehrverordnungen geregelt: Offene Feuer im Freien sind in solchen Fällen  erlaubt, beispielsweise Oster- oder Walpurgisfeuer.

Allerdings dürfe nur trockenes, unbehandeltes Holz verbrannt werden. Nun warnen Ökoverbände immer wieder davor, dass Weihnachtsbäume mit Pestiziden, Herbiziden und Insektiziden belastet sein können.

Herbert Lindner ist gegen das Verbrennen

Skeptisch ist auch der Vorsitzende des Regionalverbandes der Gartenfreunde Quedlinburg, Herbert Lindner. Egal, ob es sich um den obligatorischen Grünschnitt oder ausgediente Weihnachtsbäume handelt: „Vom Grundsatz her sind wir gegen das Verbrennen. Wir verstehen uns als Förderer der Umwelt“, so Lindner.

Kleingärtner im Landkreis Harz hätten das Glück, dass die Enwi den Grünschnitt kostenlos abholt und Container bereit stellt. „In anderen Landkreisen ist das leider nicht so“.

Alles ordnungsgemäß angemeldet

Der Thalenser Ordnungs-Abteilungsleiter Philipp Zedschack sieht keine Probleme darin, das Weihnachtsbaum-Verbrennen als Traditionsfeuer zu benennen. In Warnstedt sei es ordnungsgemäß angemeldet gewesen, und „es bringt dem Ort und der Feuerwehr etwas“. Denn die hatte die Veranstaltung organisiert und sollte auch die Möglichkeit bekommen, um neue Mitglieder zu werben.

Das Knutfest, das in vielen Orten deutschlandweit gefeiert wird, ist übrigens ganz anders als das Original. In Schweden verbrennt man keine Weihnachtsbäume. Beim „Julgransplundring“ werden sie abgeschmückt, und die Kinder dürfen sich Süßigkeiten aus den Ästen und Zweigen pflücken. Ist der Baum geplündert, wird er aus dem Haus gebracht. Zu einer Sammelstelle. Wer ihn einfach so auf die Straße wirft, riskiert Strafen. (mz)