Katzen-Drama in Neudorf Tierschutz in Neudorf und Harzgerode: Katzen-Drama

Neudorf/Harzgerode - Ein kleines Sofa, Kuschelhöhlen, Kratzbäume, Futter, Katzentoiletten; alles ist da - bis auf die vierbeinigen Bewohner. Nur mit Extra-Futter und viel Zuspruch gelingt es Nancy Streit und Andreas Döring, eine der extrem scheuen Katzen anzulocken, die hier Unterschlupf erhalten haben.
Das Schicksal der Tiere, die zu verhungern und an Krankheiten zu sterben drohten, hat Andreas Döring und Nancy Streit bewogen, an die Öffentlichkeit zu gehen. „Wir wollen die Menschen sensibilisieren, verantwortungsbewusster mit den Haustieren umzugehen“, sagt Andreas Döring. „Auch mit denen, die auf der Straße leben. Sie sind ja auch Haustiere“, ergänzt Nancy Streit.
Die Katzen stammen von einen Grundstück in Neudorf
Die Katzen, um die sich die beiden Mitglieder der Tierschutzpartei seit längerem kümmern, stammen aus Neudorf. „Die streunenden Katzen wurden dort auf einem Grundstück gefüttert. Als ich gehört habe, dass das Grundstück zum Verkauf steht, habe ich geahnt, was passiert“, sagt Andreas Döring.
Er wohnt in Neudorf, wo sein Einsatz für den Tierschutz auch bekannt ist. So kümmert er sich unter anderem um Straßenhunde und hat gegen die Entstehung des „Schweinehochhauses“ in Maasdorf bei Köthen protestiert.
Wie Andreas Döring weiter berichtet, zog der Bewohner des Grundstücks weg - ohne sich um die Katzen zu kümmern. „Du bist doch hier der große Tierschützer, mach mal“, habe es geheißen, erzählt Döring.
Er überlegte, für die Katzen auf seinem eigenen Grundstück ein Häuschen zu bauen. „Doch ich habe Hunde.“ Durch Zufall fand er im Gebiet der Stadt Harzgerode ein Grundstück, das schon länger ungenutzt war, und konnte dieses erwerben.
Das Grundstück in Ordnung bringen und sich um die Katzen kümmern - „das lief parallel“, sagt Nancy Streit. „Wir haben die Katzen nach und nach eingefangen und zu einer Tierärztin gebracht. Sie waren alle krank, verwurmt und verfloht“, schildert Döring.
Eine Katze ist an einer Krankheit gestorben
Die Tiere wurden behandelt, kastriert, kamen in ihrem neuen Zuhause zunächst in ein „Krankenzimmer“ und wurden dann Schritt für Schritt an ihre neue Umgebung gewöhnt. Insgesamt waren es 13 Tiere. „Fünf haben wir vermittelt, eine Katze war so krank, dass sie leider gestorben ist, sieben sind noch da“, sagt Döring.
Streunende Katzen, so der Neudorfer, der inzwischen auch aus anderen Ortsteilen der Stadt um Unterstützung gebeten wurde, seien ein bundesweites Problem. Eines, das man nicht sehe, weil Katzen sich verstecken würden.
„Das Problem ist hausgemacht“, so Döring. Er verweist auf Halter, die ihre Freigänger-Katzen nicht kastrieren lassen würden. Und immer wieder würden Katzen, wenn aus dem Jung- ein erwachsenes Tier geworden sei, einfach ausgesetzt. „Aus zwei Katzen werden in zehn Jahren eine Million. Davon verrecken 990.000 elendig, die anderen vermehren sich wieder.“
Gesetz für Freigänger-Katzen ist notwendig
Notwendig sei ein Katzenschutzgesetz, das es in Kommunen wie Düsseldorf bereits gebe, sagen Streit und Döring. Mit einem solchen Gesetz könnten Halter verpflichtet werden, ihre Freigänger-Katzen kastrieren zu lassen.
Und, so die beiden Tierschützer weiter, Kommunen sollten Tierheime unterstützen, die sich um Kastrationen streunender Katzen kümmern. Dazu zählt auch das Tierheim Quedlinburg. Ein Fütterungsverbot für Streuner sei keine Lösung, sagen Streit und Döring.
Das sieht auch Jens Rennecke, der sich um in Not geratene Wildtiere kümmert, so. „Die Katze ist der gefährlichste Fressfeind aller Singvögel.“ Fütterungsverbote würden dieses Problem noch verschärfen. Kastrationen und mehr Verantwortungsbewusstsein für Haustiere - „das ist auch Wildtierschutz“, so Rennecke.
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Freilebende Katzen und deren Kastration sind auch in anderen Orten ein Thema.
Das Tierheim Aschersleben hat angekündigt, in diesem Winter keine freilebenden Katzen mehr kastrieren zu lassen. Der Tierschutzverein Aschersleben begründet seine Entscheidung mit der fehlenden Rechtssicherheit. Hintergrund sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die beiden Vereinsvorsitzenden. Eine Frau hatte Anzeige erstattet, weil ihre Katze ohne ihre Zustimmung kastriert worden war.
In der Stadt Falkenstein/Harz wird derzeit eine Neuregelung der Gefahrenabwehrverordnung diskutiert. Mit dieser soll auch eine Neuregelung zur Katzenhaltung festgelegt werden: So sollen Halter, die ihren Tieren Freilauf gewähren, die Katzen künftig kastrieren lassen. Bei Zuchttieren soll es Ausnahmeregelungen geben. In Ermsleben gibt es einen Verein, der sich darum kümmert, dass freilebende Katzen kastriert werden.
In der Stadt Düsseldorf gibt es eine Verordnung zum Schutz freilebender Katzen. Diese verpflichtet Katzenhalter, ihre Tiere kennzeichnen und registrieren zu lassen. Können Halter nicht sicherstellen, dass ihre Tiere keinen unkontrollierten freien Auslauf haben, müssen sie diese fortpflanzungsunfähig machen lassen. Stellt die zuständige Behörde Freigängerkatzen fest, die nicht gekennzeichnet, registriert und kastriert sind, darf sie dieses durchführen lassen. Ist dafür ein Betreten von Privat- oder Betriebsgelände erforderlich, ist der Eigentümer zur Unterstützung verpflichtet.
In Sachsen-Anhalt gibt es bislang keine „Katzenschutzverordnung“. Das Umweltministerium will einen Gesetzesvorschlag vorlegen, mit dem die Zuständigkeit für die Thematik auf die Landkreise und kreisfreien Städte übertragen werden soll.
Infos zur Katzenkastration auf der Internetseite des Tierschutzvereines/Tierheims Quedlinburg https://tsv-qlb.jimdo.com unter „Wissenswertes“. (mz)
