„Ich habe noch ein Fünkchen Hoffnung“ Suche nach dem Vater in Harzgerode läuft weiter
Welche Lücken Mike Rietzschel nach dem ersten Aufruf in seiner Lebensgeschichte schließen konnte.

Harzgerode/Strassberg/MZ - Nein, aufgeben wolle er nicht, „Ich habe noch ein Fünkchen Hoffnung“, sagt Mike Rietzschel, dessen größter Wunsch im alten Jahr nicht mehr Erfüllung gegangen ist. Der 48-Jährige aus Dresden sucht weiterhin seinen leiblichen Vater, den er in oder um Harzgerode vermutet.
Weder dessen Namen kennend noch im Bilde darüber, ob der überhaupt weiß, dass er einen Sohn hat, wandte sich Rietzschel Mitte Dezember an die Öffentlichkeit. Er setzte darauf, dass sich, wenn sich schon nicht sein Vater melden würde, vielleicht irgendjemand an irgendetwas erinnert, ihm einen Hinweis gibt, der ihn auf die Spur bringen könnte, um das Geheimnis seiner Wurzeln zu lösen. Mutter und Oma, die es kannten, haben es ihm trotz mehrerer Nachfragen nie verraten – beide sind mittlerweile tot. Kontakt zu anderen Verwandten mütterlicherseits hatte er keinen (die MZ berichtete).
Viel Zuspruch
Reaktionen auf den in der MZ erschienenen Beitrag gab es einige. Und auch wenn sie ihn nicht zu seinem Vater führten – dankbar ist Rietzschel trotzdem über den Zuspruch und darüber, dass so viele ihn unterstützen wollten. In ihren Nachrichten schlüsselten sie auf, wer zur Familie seiner verstorbenen Mutter Helga, einer geborenen Gierschner, gehört – sie hatte mehrere Geschwister –, in der Hoffnung, dass die ihm weiterhelfen können. Sie nannten Straßberg als den Ort, aus dem die Familie stammt – nicht Harzgerode –, verwiesen auf möglicherweise hilfreiche Kommentare in den sozialen Medien, und brachten die Möglichkeit ins Spiel, ja auch mithilfe von DNA-Datenbanken nach dem genetischen Vater oder anderen Verwandten suchen zu können, wenn der Aufruf nicht zum Erfolg führt. Eine Option, die er bisher noch überhaupt nicht in Betracht gezogen habe, sagt Rietzschel, den die Ungewissheit darüber, wer sein Vater ist, zunehmend mitnimmt. Aber vielleicht die letzte Chance?
Denn die Lage ist zugegebenermaßen verzwickt. Nicht nur, dass Rietzschel, der als Pflegekind bei seiner „Stiefoma“ - der Mutter von Helgas Lebenspartner - aufwuchs, ohne jeglichen Anhaltspunkte nach jemandem sucht, vielmehr „könnte sich derjenige, wenn er nicht weiß, dass er Vater ist, ja auch gar nicht bei mir melden, selbst wenn er es wollte“.
Tante bringt Licht ins Dunkel
„Ich würde mir wirklich für ihn wünschen, dass sich da noch was tut“, sagt auch Rietzschels Tante, die Älteste der Geschwister. Sie hatte sich nach Erscheinen des Beitrags telefonisch bei der MZ gemeldet – und danach länger mit ihrem Neffen telefoniert. Zwar konnte sie ihm auch nicht sagen, wer sein Vater ist, aber sie wollte dennoch Licht ins Dunkel bringen und wenigstens einige andere Lücken in seiner Lebensgeschichte schließen, ihm zum Beispiel erklären, warum er im Harz geboren wurde und nicht in Sachsen. Zum Zeitpunkt seiner Geburt – Rietzschel kam am 14. Januar 1973 in Quedlinburg zur Welt – war seine Mutter nicht wie bisher von ihm angenommen auf Heimatbesuch, sondern sie lebte nach Informationen der Tante noch hier, genauer in Straßberg. Der Umzug ins sächsische Freital, er erfolgte erst danach.
Und dann brach auch der Kontakt zur Familie im Harz ab. Lange habe man nichts voneinander gehört, erst viel später wieder zusammengefunden, erklärt die Tante von Mike Rietzschel. Über ihre Schwester Helga sagt sie: „Sie hatte kein einfaches Leben.“ 2014 starb die mit nicht mal 61 Jahren. Das Geheimnis um die Vaterschaft nahm sie mit ins Grab. „Es ist emotional eine schwierige Situation“, sagt Rietzschel. Das Telefonat mit seiner Tante aber habe ihm viel gegeben, erklärt er, „ich wusste ja nur Bruchstücke meines Lebens“.
Wunsch bleibt bestehen
Und vielleicht waren das ja auch noch nicht alle Puzzleteile, die sich fügen sollten. Der Wunsch seinen Vater kennenzulernen, besteht für Mike Rietzschel weiter. Der soll in Harzgerode oder einem seiner heutigen Ortsteile leben oder gelebt haben. Seine Oma, Helgas Mutter, will ihn dann und wann beim Einkaufen gesehen haben.
Wer mit Mike Rietzschel in Kontakt treten möchte oder Hinweise hat, kann sich an die Redaktion wenden: E-Mail [email protected], Telefon/WhatsApp 01609/7 94 77 76. Nachrichten beziehungsweise Kontaktdaten werden umgehend weitergeleitet.