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St. Marien in Harzgerode St. Marien in Harzgerode: Der Kirchturm kränkelt

Von Susanne Thon 24.09.2019, 11:56
Pfarrer Cord Exner erklärt das Vorhaben. Die Zeit ist nicht spurlos an der St.-Marien-Kirche in Harzgerode vorbeigegangen.
Pfarrer Cord Exner erklärt das Vorhaben. Die Zeit ist nicht spurlos an der St.-Marien-Kirche in Harzgerode vorbeigegangen. Marco Junghans

Harzgerode - Alte Glocken raus, neue rein. Das war der Plan, den die evangelische Kirchengemeinde St. Marien Harzgerode verfolgt hat. Doch ganz so einfach wird es nicht. Denn die Gutachten der Holzschutzexperten und Statiker sprechen eine deutliche Sprache: Von Fäulnisbildung sei darin die Rede und Schimmelbefall, erklärt Jürgen Bentzius, der Mitglied im Gemeindekirchenrat und Vorsitzender des Bauausschusses der rund 600 Mitglieder starken Kirchengemeinde ist.

Die Folgen sind gravierend: Bevor die Glocken überhaupt erneuert werden können, muss der Kirchturm saniert werden.

„Das hat uns kalt erwischt“, sagt Jürgen Bentzius, Mitglied im Gemeindekirchenrat

Damit habe - in dem Umfang - niemand gerechnet, „das hat uns kalt erwischt“, sagt Bentzius. Gut anderthalb Millionen Euro werde alles kosten, schätzt er. Mit Geld aus verschiedenen Fördertöpfen und Eigenkapital will die Kirchengemeinde das Mammutprojekt stemmen.Erste Anträge sind gestellt.

30.000 Euro wurden bereits in die vorbereitenden Arbeiten gesteckt, dazu gehörten Untersuchungen und das Anbringen sogenannter Rissmonitor. Sie messen Verformungen.

Die Sanierung soll, wenn es nach Bentzius und seinen Mitstreitern geht, im kommenden Jahr beginnen und 2024 mit dem Einbau der neuen Glocken abgeschlossen werden.

Er spricht von drei Abschnitten; davon, dass man sich von oben nach unten vorarbeiten wolle. Allein der erste Bauabschnitt schlägt mit rund 520.000 Euro zu Buche.

St. Marien in Harzgerode: Konstruktion der Turmhaube muss gesichert werden

Zunächst ist die marode Turmhaube dran. Die Konstruktion muss gesichert, Balken müssen ausgetauscht werden, und auch das Schieferdach wird in dem Zuge neu eingedeckt. „Wenn wir einmal rangehen, dann gleich richtig“, sagt Pfarrer Cord Exner.

Weiter soll es dann in der Türmerwohnung gehen. Noch bis in die 1950er Jahre war sie bewohnt. Baulich ist seitdem nichts passiert. In den beiden Etagen haben sich die Böden an einigen Stellen gesenkt. Und auch um das Geschoss, in dem sich der Glockenstuhl – also die Holzkonstruktion, die die Glocken trägt – befindet, steht es nicht viel besser. Wände, Decke und das Tragwerk selbst müssen saniert werden.

St. Marien in Harzgerode: Der Erste Weltkrieg hat die Probleme beschert

Schuld sind da vor allem nachträglich vorgenommene Veränderungen und Einbauten. „Im Grunde hat uns der Erste Weltkrieg die Probleme beschert“, sagt Exner. Während des Krieges, 1916, wurden nämlich die alten Bronzegussglocken beschlagnahmt und ausgebaut. Zwar bekam die Kirche zehn Jahre später neue Glocken als Ersatz, aber aus Stahlguss. Um denselben Ton zu erzeugen, waren sie viel größer und schwerer als ihre Vorgänger. Und was am Tragwerk nicht passte, wurde eben kurzerhand passend gemacht, die Balken wurden ausgeschlagen.

Weil abzusehen ist, dass die Glocken Risse bekommen und unbrauchbar werden - Bentzius erwähnt Stahlfraß -, wollte sie die Kirchengemeinde ersetzen. „Das Kirchengeläut darf nicht verstummen.“ Bis 2024 will sie aber nicht auf ihre neuen Glocken warten.

„Wir sind in Gesprächen mit Glockenbaumeistern“, sagt Bentzius. Er rechnet mit Kosten von 65.000 Euro. 30.000Euro wurden ihm zufolge für die Glocken schon gespendet. Und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung schießt 35.000 Euro dazu. „Wir wollen den Guss vorziehen“, sagt Bentzius, auch wenn es bis zum Einbau des Geläuts noch dauere.

Die Harzgeröder sollen das Ziel vor Augen haben. Die Glocken könnten aufgestellt werden und drumherum verschiedene Spendenaktionen stattfinden. Denn auch wenn die Sanierung gefördert wird, muss die Kirchengemeinde, die eng mit den Behörden und der Stadtverwaltung zusammenarbeitet, einen Teil des Betrages aufbringen. Und das wolle man unbedingt - „bei allen Rückschlägen, die wir erlebt haben“, so Bentzius.

Denn neben der Kirche mit Fürstenstuhl, Fürstengruft und Emblemata-Sammlung berge auch der Turm Einmaliges, wie er sagt, mit Türmerwohnung, Apotheken- und Turmuhrmuseum. Zudem sprächen die Besucherzahlen der Kirche für sich: 15.000 kämen pro Jahr. „Wir wollen die Kirche als einzigartigen, geschichtsträchtigen und symbolischen Ort erhalten“, so Bentzius.

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Wer die Kirchturmsanierung unterstützen möchte, kann spenden: Evangelische Kirchengemeinde St. Marien Harzgerode, Iban DE 41 8105 2000 0319 7441 32. (mz)