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Solidarische Landwirtschaft Solidarische Agrargemeinschaft in Wasserleben im Landkreis Harz: die Mitglieder Erzeuger und Verbraucher zugleich

Von Felix Fahnert 03.02.2019, 09:56
Fachgespräch auf dem Acker: Die Initiatorinnen Katja Feldmer und Tina Siebeck mit Landwirt und Paul Barner.
Fachgespräch auf dem Acker: Die Initiatorinnen Katja Feldmer und Tina Siebeck mit Landwirt und Paul Barner. Marco Junghans

Wasserleben - Regional, saisonal, ökologisch - das sind Attribute, die man in Bezug auf Lebensmittel in diesen Zeiten immer häufiger hört. Eine neue landwirtschaftliche Initiative in Wasserleben will genau das in die Tat umsetzen, und zwar mit einem alternativen, gemeinschaftlichen Konzept. Denn im Februar soll hier mit dem „Quellenhof“ eine so genannte solidarische Landwirtschaft gegründet werden.

„Es war mir schon immer wichtig, was ich zu mir nehme und wo die Produkte herkommen“, sagt Katja Feldmer. Sie gehört zu den drei Initiatoren des neuen, basisdemokratischen Betriebs, der sich derzeit in der Gründung befindet und ab Februar auf viele engagierte Mitglieder hofft.

Gemeinschaft ist verantwortlich für Anbau, Ernte und alle Risiken

Denn es geht dabei nicht nur um gesunde Ernährung - die solidarische Landwirtschaft stellt gewissermaßen ein alternatives Modell des Wirtschaftens dar. Die Mitglieder und der Hof bilden eine Gemeinschaft, die für den Anbau, die Ernte und auch alle damit verbundenen Risiken verantwortlich ist.

Die klassische Struktur des landwirtschaftlichen Erzeugers und des privaten Verbrauchers wird damit aufgebrochen. Denn wenn man so will, sind die Mitglieder Erzeuger und Verbraucher zugleich - und können solidarisch mitbestimmen, was im Betrieb passiert. „Jeder soll sich so einbringen, wie er kann“, sagt Katja Feldmer.

Mitglieder zahlen eine Einlage und Monatsbeiträge

Wer Mitglied des „Quellenhof“ ist, muss dabei einen einmaligen Einlagebetrag und anschließend einen Monatsbeitrag zahlen - beides wird in einer gemeinsamen Sitzung festgelegt wird. Wenn die Gesamtsumme der Aufwendungen bestimmt ist, ergeben sich die jeweiligen Beiträge. „Es wird alles transparent offengelegt“, erklärt Feldmer.

Jedes Mitglied kann später einmal wöchentlich seinen Ernteanteil anholen - oder die Abholung gemeinschaftlich organisieren. Zusätzlich können Mitglieder bei den Arbeiten auf dem Acker oder bei der Organisation mitwirken - dies ist jedoch keine Pflicht. In einem Schreiben des Quellenhofs ist deshalb auch von „aktiven“ und „nicht-aktiven“ Mitgliedern die Rede.

Auf drei Hektar Fläche soll es losgehen

„Im September des letzten Jahres haben wir beschlossen, dass wir das machen wollen“, sagt Katja Feldmer. Gemeinsam mit der befreundeten Tina Siebeck, ebenfalls seit jeher naturverbunden, und dem Gemüsebauer Paul Barner startete sie die Vorbereitungen. „Es ist natürlich gut, jemanden dabei zu haben, der das von der Pieke auf gelernt hat“, sagt sie zu Barner, über den auch die Ackerfläche zur Verfügung gestellt wurde. Zunächst auf drei Hektar soll der solidarische Landwirtschaftsbetrieb in Wasserleben realisiert werden.

Ein Ziel: Schutz der regionalen Landwirtschaft

Solche „SoLaWis“, wie sie die Mitglieder häufig bezeichnen, gibt es in immer mehr Regionen Deutschlands. „Es geht nicht nur darum, zu wissen, wo das Essen herkommt, sondern auch darum, die regionale Landwirtschaft an sich zu schützen“, erklärt Feldmer.

Dabei will man ganz bewusst eine Alternative zur industriellen Landwirtschaft sein, und „unabhängig von der Globalisierung“ agieren, wie Katja Feldmer betont. Doch bei der Idee geht es keineswegs nur um die Landwirtschaft selbst. Vielmehr sollen hierdurch Menschen zusammengebracht werden. „Wir wollen den Ort zum Gemeinschaftsort machen“, sagt Feldmer.

Außerdem soll hier auch Bildungsarbeit geleistet werden. Man wolle dadurch Kindern die Landwirtschaft wieder näher bringen. „Die haben häufig gar keinen Bezug mehr dazu“, erklärt Feldmer. Hierzu will man mit den Schulen in der Region zusammenarbeiten und Projekte initiieren.

Erste offizielle Veranstaltung am 16. Februar

Am 16. Februar findet nun die erste offizielle Veranstaltung statt - ein Info-Nachmittag vor Ort, der allerdings auch irgendwie den Start in den aktiven Betrieb einläutet. Denn hier können potenzielle Mitglieder ihren Beitritt erklären, zudem werden die finanziellen Beiträge festgelegt.

„50 Mitglieder als Start wären gut“ sagt Initiatorin Katja Feldmer. Im Landkreis Harz ist der „Quellenhof“ der erste solidarische Landwirtschaftsbetrieb. „Die nächsten sind in Halle.“

Derzeit laufen die letzten Vorbereitungen für den Start - und Feldmer gibt zu, durchaus ein bisschen aufgeregt zu sein. „Wir haben jetzt auch einen Verein gegründet“, berichtet sie. Er soll die nötige Rechtsform für die Solidargemeinschaft bieten.

Was die Mitglieder des neuen Landwirtschaftsbetriebs angeht, gibt es im Grunde keine Beschränkungen. Man sei für alle Altersklassen offen. „Wir wollen generationsübergreifend arbeiten“, sagt Feldmer. Und auch Entfernungen von 40, 50 oder mehr Kilometern seien kein Problem. Es müsse dann eben nur die Abholung der Ernteanteile organisiert werden.

Für die erste Zeit ist der Anbau von Gemüse geplant, zudem soll es sechs Kühe und später auch 120 Hühner auf dem „Quellenhof“ geben. „Geplant ist ein Hühnermobil“, sagt Katja Feldmer zu deren Haltung. Außerdem wolle man ein Jurte-Zelt auf dem Gelände bauen.

Welches Gemüse denn als erstes angebaut und dann auch geerntet werden kann, das kann Katja Feldmer aber noch nicht sagen. „Das entscheiden natürlich auch die Mitglieder.“ Es soll ja schließlich alles schön basisdemokratisch bleiben.

››Quellenhof Solidargemeinschaft Wasserleben, Triftweg 5, 38871 Wasserleben. Info-Nachmittag mit Beitrittsmöglichkeit vor Ort am 16. Februar um 14 Uhr. Infos gibt es auch unter

www.quellenhof-wasserleben.de (mz)