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Schweine auf Wohngrundstück Schweine auf Wohngrundstück: Frist des Kreises abgelaufen - was passiert nun?

Von Benjamin Richter 01.08.2019, 07:56
Tierfreund Jens Rennecke hat die Wildschweine Willi und Berta selbst großgezogen.
Tierfreund Jens Rennecke hat die Wildschweine Willi und Berta selbst großgezogen. Julius Rennecke

Thale - Wie geht es weiter für Willi und Berta? Die beiden Wildschweine, die auf einem Wohngrundstück in Thale leben, dürfen dort nicht länger bleiben, so viel steht fest. Am Mittwoch verstreicht nun die Frist, die die Bauaufsicht des Landkreises Tierhelfer Jens Rennecke Anfang Juni eingeräumt hatte, um sich um ein neues Zuhause für die Tiere zu kümmern. Doch die Suche gestaltet sich schwieriger als gedacht.

Über die Nachricht, dass Mitarbeiter des Landkreises seine Wildschweine weder erschießen noch freilassen oder umsiedeln würden, freute sich Rennecke am Vormittag des 5. Juni - und mit ihm rund 30 Unterstützer, die sich die Morgenstunden auf dem Grundstück um die Ohren geschlagen hatten.

Für um sechs Uhr hatten sich die Behördenvertreter angekündigt, kurz vor zehn Uhr trafen sie in Begleitung der Polizei ein. Verhandelt wurde recht emotional über den Maschendrahtzaun hinweg, der das Gelände der Schweine begrenzt - Rennecke hatte sich zu seinen Tieren gestellt. Das kann er, weil die Tiere ihm vertrauen.

Bekannter von Rennecke hatte Grundstück an der Sargstedter Warte als Ausweichquartier für die Schweine vorgeschlagen

Der Mitarbeiter der Bauaufsicht beharrte erst darauf, dass die Wildschweine an dem Tag umgesiedelt werden müssten. Als ein Bekannter von Rennecke ein Grundstück an der Sargstedter Warte am Huy ins Spiel brachte, wo die Schweine künftig leben könnte, gewährte die Behörde dem Tierschützer eine Frist von acht Wochen.

Acht Wochen, in denen Rennecke, wie er schildert, Immobilien im Internet gesucht, Grundstücke gesichtet und viele, viele Telefonate geführt habe. Doch das Ergebnis fällt mau aus: Das Gelände an der Sargstedter Warte könne er sich nicht leisten, und anständige Alternativen gebe es kaum. „Nach dem Behördenbesuch Anfang Juni hat sich der Preis eben mal verdoppelt“, sagt Jens Rennecke mit Blick auf das Grundstück in Sargstedt.

„Der Halter hat aber nie mit mir Kontakt aufgenommen“, erklärt Immobilienmakler Roman Schwarz

Roman Schwarz, der das rund zweieinhalb Hektar große Grundstück für die Harzer Volksbank & Sallier Immobilien GmbH vermarktet, wehrt sich gegen diese Behauptung. „Wir haben das Objekt immer für 249.000 Euro angeboten“, erklärt er - eine Senkung des Preises auf 130.000 Euro, wie von Rennecke beschrieben, habe es nie gegeben.

„Darüber hinaus habe ich davon gehört, dass diese Tiere derzeit illegal gehalten werden“, merkt Schwarz an. „Der Halter hat aber nie mit mir Kontakt aufgenommen.“

Rennecke ist indes weiter auf der Suche nach einem Stück Land, das infrage kommt. Viele Kriterien muss es nicht erfüllen: Es sollte, so der Tierhelfer, nur außerhalb von Wohngebieten liegen, und im Umkreis von einem Kilometer sollte es ein Gebäude geben, in dem man „hausen“ kann.

Für Willi und Berta ist Rennecke bereit, auch selbst umzuziehen. „Ich kann sie ja nicht ganz alleinlassen“, stellt er klar. „Dann kann ja jeder mit ihnen treiben, wozu er gerade Lust hat.“

Jens Rennecke will den Tieren zuliebe auch selbst umziehen

Nur Strom, so das dritte Kriterium, sollte es auf dem Grundstück auch geben. „Sonst kann man das Frostfutter nirgends lagern“, zeigt Rennecke auf. Vier Gelände in Thale seien deshalb weggefallen. Nun hat er noch ein Areal an der Gersdorfer Burg bei Quedlinburg im Auge. „Aber die Immobilienbetreuer haben sich nicht mehr gemeldet“, beklagt der Thalenser. „Ich habe zweimal aufs Band gesprochen - keine Antwort.“

Was passiert, wenn Rennecke kein Grundstück findet? „Das Bauordnungsamt arbeitet derzeit noch an einem Plan für das weitere Vorgehen“, teilt Landkreis-Sprecherin Franziska Banse mit. Die Behörde, ergänzt sie, habe zuletzt nichts mehr von dem Halter der Wildschweine gehört: „Seitens Herrn Rennecke gibt es keine Hinweise, die seine Anstrengungen untermauern würden.“ (mz)