Tourismus kontra Naturschutz in Schierke Schierke: Seilbahn im Harz muss verlegt werden

Schierke/Magdeburg - Sachsen-Anhalts wichtigstes touristisches Projekt ist in seiner bisherigen Planung mit geltendem Recht nicht vereinbar. Die Seilbahn, die nahe dem Brocken die Wintersportgebiete Schierke (Landkreis Harz) und Braunlage (Niedersachsen) verbinden soll, verläuft über einem streng geschützten Moorwald. Erstmals haben sämtliche Ministerien anerkannt, dass dort jegliche Überbauung unzulässig ist.
Bislang hatten das Wirtschafts- und das Verkehrsministerium stets auf eine noch nicht abgeschlossene Prüfung durch das Landesamt für Umwelt verwiesen. Das ist jetzt vorbei. „Die Trasse überspannt eindeutig ein geschütztes Moorgebiet und das darf nach Gesetz nicht sein“, sagte Landesentwicklungsminister Thomas Webel (CDU) der MZ am Donnerstag. „Jeder, der dagegen klagt, würde recht bekommen.“ Der Erkenntnisgewinn beruht auf einer präzisen Karte, die auf Drängen von Staatskanzleichef Rainer Robra (CDU) erstellt wurde. Ende Februar versammelte Robra Staatssekretäre der drei befassten Ministerien, um für die festgefahrenen Planungen einen Ausweg zu suchen.
Um das Großprojekt dennoch zu retten, soll die Trasse leicht verlegt werden. Es geht um lediglich 40 Meter – auch nach dieser Variante ginge sie durch FFH-Gebiet, aber nicht durch den Moorwald. Die durch den Bau angerichteten Schäden ließen sich dort kompensieren, sagte Robra, etwa durch eine Verbesserung der Wasserrückhaltung. Das Wirtschaftsministerium soll nun den Investor von der Änderung überzeugen. Der hat bereits vorsichtig optimistische Signale ausgesandt. Hilfreich könnte sein, dass Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) gewillt ist, die Mehrkosten für die Umplanung mit Steuergeld zu fördern.
Um das Seilbahnprojekt nun auf den Weg zu bringen, braucht es noch einige Zeit. Staatskanzleichef Robra kündigt an, das Land werde erst dann grünes Licht geben, wenn sämtliche offenen Fragen geklärt sind. „Das kann bis zu vier Monate dauern.“
Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) zeigte sich überrascht von der Entwicklung. „Ich weiß von keiner Einigung und von keinem Kompromiss“, sagte sie der MZ. Tatsächlich belegt das Sitzungsprotokoll des Schierke-Krisentreffens in der Staatskanzlei, dass Dalberts Staatssekretär Klaus Reda anwesend war, aber weiterhin Bedenken wegen der Zerstörung von Moorwald anmeldet. Die „aufgeworfenen Fragen“ sollten später geklärt werden, heißt es in dem Papier. (mz)