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Migration in Thale Migration in Thale: 28-Jähriger ist der Kümmerer

Von Tim Fuhse 22.06.2018, 09:56
Ansprechpartner beim Thema Zuwanderung: Stefan Blasek vor dem Büro der Migrationshilfe im Thalenser Sozialzentrum Bode.
Ansprechpartner beim Thema Zuwanderung: Stefan Blasek vor dem Büro der Migrationshilfe im Thalenser Sozialzentrum Bode. Tim FuHse

Thale - An den Anruf und die leidvollen Worte einer Thalenserin kann er sich noch genau erinnern.

Sie sprach von Kindern, die durch die Wohnung flitzten und geräuschvolle Telefonate in der Küche führten - die neuen Nachbarn aus Syrien seien einfach zu laut.

„Wir haben dann alle zu uns ins Büro eingeladen“, sagt Stefan Blasek. Nachbarn zusammenzubringen, ist mittlerweile so etwas wie sein Steckenpferd geworden, denn seit bald drei Jahren leitet der 28-Jährige die Migrationshilfe im Thalenser Sozialzentrum Bode.

Dieser Zweig des Vereins unterstützt Zuwanderer dabei, in Thale Fuß zu fassen.

Migration in Thale: Koordinieren und organisieren

Eine vielfältige Aufgabe: Blasek hilft den Migranten dabei, Wohnung oder Ausbildungsplatz zu finden, unterstützt auch beim Beantragen von Sozialleistungen.

Zudem koordiniert er das Engagement von 15 Ehrenamtlichen - und schlichtet bei zwischenmenschlichem Knatsch wie dem Nachbarschaftsdisput.

„Kontakt herstellen, Vorurteile abbauen“, bringt er seinen Ansatz auf den Punkt.

Migration in Thale: Einfach so reingerutscht

Wichtig sei, dass es mit der Migrationshilfe einen Ansprechpartner gebe - für die rund 70 Menschen, die in den letzten Jahre nach Thale zugewandert sind, genauso wie für ihre alteingesessenen Mitbürger.

Geplant war die Karriere als Kümmerer nicht. „Ich bin da so reingerutscht“, blickt Blasek zurück.

Nach dem Abitur in Aschersleben sei er zunächst nach Berlin gezogen und habe dort allerhand ausprobiert: Mathe-Kurse an der Uni und eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann, auch Handwerk und Gastronomie.

„Mir fällt gar nicht mehr ein, wo ich überall reingeschnuppert habe“, meint der 28-Jährige und lacht.

Migration in Thale: Monate im Camp verbracht

Im August 2015 begegnete Blasek - zurück nach sechs Jahren Hauptstadt - dann auf der Straße einer Freundin, die auf dem Weg zu einem runden Tisch war.

Dass morgen 80 Asylsuchende nach Quedlinburg kämen, habe sie erzählt. Er sei mitgegangen und habe erfahren, dass in der neuen Erstaufnahmeeinrichtung Hilfe gebraucht werde.

„Die nächsten beiden Monate habe ich fast durchgehend in dem Camp verbracht“, sagt Blasek.

Dort habe ihn die Herzlichkeit der Geflüchteten beeindruckt, derjenigen, „die fast alles verloren hatten“.

Als ihm kurz darauf die Stelle in Thale angeboten wurde, sagte Blasek zu.

In den letzten drei Jahren habe er vor Ort viele Bürger getroffen, die sich ebenfalls mit Herzblut für die Belange der Zuwanderer einsetzten.

Migration in Thale: Integration ist keine Einbahnstraße

Andere würden ihnen vor allem mit Erwartungen gegenüber treten, viel Druck machen. „Sie sagen dann: Du musst dich hier anpassen und so leben, wie wir das wollen“, berichtet Blasek.

Er selbst ist anderer Meinung: Integration sei keine Einbahnstraße. Zudem könne nicht alles sofort funktionieren.

„Beim ersten Kontakt werden Vorurteile aber schnell aufgebrochen“, weiß der Migrationshelfer.

Migration in Thale: Problem Lautstärke hatte sich geklärt

Auch der deutsch-syrische Zwist um die Lautstärke habe sich zügig geklärt. Die Nachbarn schließen ihr Küchenfenster beim Telefonieren nun einfach und für die tobenden Kinder habe die Frau Verständnis.

Mittlerweile gehen sie oft gemeinsam mit ihrer Enkelin auf den Spielplatz. (mz)