Maschinenhersteller Krebs und Aulich Maschinenhersteller Krebs und Aulich: Motoren für die Nasa

Wernigerode - Wer einen Herzschrittmacher hat oder nicht möchte, dass Daten auf der EC-Karte in der Geldbörse gelöscht werden, sollte dem großen Zylinder mit den starken Magneten nicht zu nahe kommen, warnt Produktionsleiter Peter Herold.
Es handelt sich um einen Rotor, ein Bauteil für einen Generator, der von Krebs und Aulich produziert wird. Das Unternehmen eröffnete am Donnerstag seinen neuen Standort am Neustadter Ring in Wernigerode.
Zuvor hatte Krebs und Aulich seinen Sitz im Blankenburger Ortsteil Derneburg - in einem ehemaligen Bauernhaus in der Innenstadt.
Dort wurde es mit der Zeit zu eng, und der 1997 gegründete Elektromotoren-Hersteller baute in Wernigerode neu. Und mittlerweile hat sich mit Zahl der Mitarbeiter auf rund 100 verdoppelt.
Antriebe auch für Spiegel an Satelliten
Bekannt ist das Unternehmen vor allem, weil es Antriebe für die US-amerikanische Raumfahrtorganisation Nasa liefert. „Es sind kleine Maschinen, mit denen etwa Spiegel in Satelliten verstellt und Arme ausgefahren werden“, berichtet Herold.
Die Motoren - sie haben Größe und Form eines Teelichts - „müssen nicht viel leisten, aber gewisse Anforderungen erfüllen“ - etwa an die Zuverlässigkeit im All.
Motoren für Prüfstände
Die beiden Hauptstandbeine des wachsenden Unternehmens sind allerdings Motoren für Prüfstände und die Fertigung von Generatoren.
Diese sind, sehr vereinfacht, mit dem Dynamo am Fahrrad zu vergleichen: mit Magnet und Kupferspule. Der sogenannte Rotor rotiert in dem unbeweglichen Stator. Es entsteht Energie.
In der Produktionshalle am neuen Standort wird aktuell ein rot lackierter Wasserkraftgenerator hergestellt. Wer mit einer Wassermühle Strom erzeugen will, braucht eine solche Anlage.
Die von Krebs und Aulich seien sehr leise. „Und bei richtiger Drehzahl kann man die Energie direkt ins Netz mit seinen 50 Hertz speisen“, erklärt Produktionsleiter Herold.
Bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute
Die Wasserkraftgeneratoren seien „ein bisschen gemütlicher“ im Vergleich zu den Prüfstand-Antrieben, die in Wernigerode produziert werden.
Herold erläutert die Kraft anhand von Zahlen: Die Motoren rotieren mit bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute, und innerhalb von nur einer halben Sekunde können sie die Dreh-Richtung ändern.
Die Antriebe werden weltweit auf Prüfständen vieler Automobilhersteller verwendet. Diese testen etwa ihre Motoren und Getriebe. „Man kann zum Beispiel den Nürburgring simulieren“, erläutert Herold.
Das Unternehmen profitiert davon, dass zunehmend auf Elektromobilität gesetzt wird.
Damit Fahrzeuge eine gewisse Leistung erreichen, können die Hersteller entweder die Drehzahl oder das Drehmoment erhöhen. Für Letzteres wird viel Metall benötigt, das Fahrzeug wird schwerer.
Darum ist es sinnvoller, die Drehzahl des Motors zu erhöhen. Und zum Testen werden die speziellen Antriebe aus Wernigerode genutzt.
OB Gaffert froh über wirtschaftliche Entwicklung
Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) kam zur Eröffnung des neuen Unternehmenssitzes. Beim offiziellen Empfang, an dem Mitarbeiter und viele Gäste teilnahmen, sagte er: „Wernigerode ist als touristische Stadt schlechthin bekannt. Aber es ist auch ein Wirtschaftsstandort.“
Er sei froh über die wirtschaftliche Entwicklung: Die Arbeitslosenquote liege mittlerweile bei 3,3 Prozent - „bayerische Verhältnisse“.
„Allerdings werden in nahezu allen Bereichen Fachkräfte gesucht, von der Industrie bis zur Harzer Schmalspurbahn.“
Dass es schwer ist, neue Mitarbeiter zu finden, bestätigte Produktionsleiter Herold. Derzeit suche Krebs und Aulich etwa Zerspanungsmechaniker, bildet aber auch selber aus.
Eine positive Entwicklung
Auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann stand auf der Gästeliste. „Krebs und Aulich hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Das kann man vor allem auch an der Zahl der Beschäftigten ablesen“, sagte er. (mz)