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"Unheimlicher Glücksfall" Lukas Wachsmann übernimmt Forstrevier Scharfenstein Nationalpark Harz Ilsenburg: Zwischen Brockenbahn und Kolonnenweg

Von Ingo Kugenbuch 30.01.2020, 09:56
Lukas Wachsmann erklärt, wieso mitten im Fichtenwald eine Birke wächst. In Hintergrund ist der Eckerstausee zu sehen.
Lukas Wachsmann erklärt, wieso mitten im Fichtenwald eine Birke wächst. In Hintergrund ist der Eckerstausee zu sehen. Ingo Kugenbuch

Ilsenburg - Als Lukas Wachsmann als kleiner Junge aus seinem Fenster in Schöppenstedt (Landkreis Wolfenbüttel) schaute, sah er bei gutem Wetter den Brocken. „Ich wollte in den Wald, am liebsten in den Harz“, sagt Wachsmann, wenn man ihn heute nach seinem beruflichen Traum fragt.

Den hat sich der 25-Jährige nun erfüllt: Lukas Wachsmann ist seit Jahresbeginn der neue Chef im Forstrevier Scharfenstein im Nationalpark Harz bei Ilsenburg. Das Gebiet reicht von Ilsenburg bis zur Eckertalsperre und fast bis zum Brocken. Die Grenze ist dort, wo die Brockenbahn kurz unterhalb des Gipfels über den ehemaligen Kolonnenweg - den Hirtenstieg - schnauft.

Wachsmanns Bachelorarbeit beschäftigte sich mit Wild, Wölfen und jungen Bäumen

Für Wachsmann ist das Thema Nationalpark Harz vertraut. Bereits während seines Forststudiums und seines Vorbereitungsdienstes in Göttingen war er öfter zu Lehrveranstaltungen und Exkursionen hier. Seine Bachelorarbeit befasste sich mit einem Thema, das im Harz bald auch interessant werden könnte:

Er untersuchte auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow im Fläming, ob Hirsche und Rehe weniger an jungen Bäumen fressen, wenn auch Wölfe in dem Gebiet unterwegs sind. Später leitete er ein Jugendwaldheim in Mecklenburg-Vorpommern.

„Es ist ein unheimlicher Glücksfall, dass ich in meinem Alter schon ein Revier übernehmen kann“, sagt Wachsmann. Normalerweise würden Förster erst mit etwa 30 Jahren in eine solche Position kommen. Aber es gebe auch in diesem Bereich Nachwuchssorgen, sagt Wachsmann.

Lukas Wachsmann freut sich, mit 25 Jahren bereits sein eigenes Forstrevier zu übernehmen

So würden bald drei weitere Nationalpark-Reviere frei, weil die Kollegen in den Ruhestand gingen, berichtet er. „Ich habe mir jedenfalls gedacht: Bewirb dich, dann kommst du raus aus dem Büro.“ Der 25-Jährige, der ganz zünftig einen grünen Filzhut mit Sauenbart trägt, hat neben Erfahrungen auch sprachlich etwas aus Mecklenburg mitgebracht: An das Ende eines Satzes setzt er gern ein bestätigendes „Näch?“.

Auf der Suche nach einem Fotomotiv bekommt man ein Gefühl für die Größe - etwa 1.700 Hektar - und die Schönheit von Wachsmanns Revier: Mit dem grauen VW Caddy geht es durch das Tal der rauschenden Ilse und das Sandtal, dann links hoch zum Scharfenstein.

Neben dem Berg, der dem Revier seinen Namen gibt, steht eine Hütte der Nationalparkranger. Hier kann man ein Würstchen essen, Kaffee oder Bier trinken. Linkerhand beginnt der Plattenweg zum Brocken.

Für uns geht es jedoch weiter nach rechts zur Eckertalsperre - einem der schönsten Orte im gesamten Harz. Wenn es hier klar ist, sieht man über dem sich ins Tal schmiegenden Stausee den Brocken thronen. Am Ufer stehen - noch - gesunde Fichten. Kanada in Deutschland.

Viele Bäume im Nationalpark werden dem Borkenkäfer und der Trockenheit zum Opfer fallen 

Doch Wachsmann weiß, dass auch diese Bäume irgendwann dem Borkenkäfer und der Trockenheit zum Opfer fallen werden. Stören ihn die toten Fichten, die allenthalben im Nationalpark und auch in seinem Revier zu finden sind, nicht? „In der Kernzone des Parks setzen wir darauf, dass sich die Natur selbst erneuert“, sagt er.

„Und bis ich in Rente gehe, dauert es ja noch eine Weile...“ Für ihn hat der Amoklauf der Borkenkäfer eher eine ganz praktische Bedeutung: An den Wanderwegen muss er die toten Bäume entfernen lassen, damit sie nicht den Besuchern des Nationalparks auf den Kopf fallen. (mz)