Landesgartenschau 2022 Landesgartenschau 2022 : Ballenstedter Konzept mit Mängeln

Ballenstedt - Die Landesgartenschau von Sachsen-Anhalt geht 2022 in den Saalekreis nach Bad Dürrenberg. Dies hat das Magdeburger Kabinett am Dienstagmittag beschlossen. Das Konzept „Salzkristall und Blütenzauber“ – Wir machen mit! konnte die Auswahlkommission und diese letztlich die Landesregierung überzeugen.
„Die Mitbewerber Ballenstedt, Blankenburg und Dessau konnten sich mit ihren Konzepten nicht durchsetzen“, sagte der Quedlinburger Landtagsabgeordnete der CDU, Ulrich Thomas, der Mitteldeutschen Zeitung.
„Die Ballenstedter sollten aber nicht den Kopf in den Sand stecken“, sagte Thomas und forderte die Stadt auf, sich für die nächste Landesgartenschau 2026 zu bewerben – allerdings mit einem „verfeinerten“ Konzept.
Nachhaltigkeit ist nicht ganz klar definiert
Gerade bei der Nachhaltigkeit, also bei der weiteren Nutzung der Flächen nach der Laga, konnte das Ballenstedter Konzept die Bewertungskommission, die aus neun Mitgliedern aus Fachverbänden und Ministerium besteht, nicht überzeugen, sagte Thomas.
So beispielsweise, was dann mit dem Objekt „Großer Ziegenberg“, der einstigen Nationalpolitischen Erziehungsanstalt der Nazis (Napola) und späteren SED-Bezirksparteischule, geschehen soll.
Insgesamt hätten sich sieben der neun Mitglieder für Bad Dürrenberg und zwei für Dessau ausgesprochen. Ballenstedt und Blankenburg gingen leer aus. „Die Bewertungspunkte lagen aber dicht beieinander“, sagte Thomas.
So erreichte Bad Dürrenberg 2.540 Punkte der Auswahlkriterien, Blankenburg erhielt 2.433, Dessau 2.417 und Ballenstedt 1.919. Dazu gehörten beispielsweise Flächengröße, Gebäude und Nachnutzungskonzepte des Laga-Geländes.
Ulrich Thomas: Keiner soll den Kopf hängen lassen
Laut Thomas brauche aber von den unterlegenen Mitbewerbern keiner den Kopf hängen lassen. Die Landesregierung habe signalisiert, dass sie die Umsetzung von „Bausteinen aus den Konzepten“ fördern möchte. In Ballenstedt betreffe dies den Schlossgarten und die Roseburg.
„Für Bad Dürrenberg ist das eine Riesenchance“, sagte Ballenstedts Bürgermeister Michael Knoppik (CDU), der Ballenstedt nicht als Verlierer sieht: „Jetzt sind wir an dem Punkt, zu Plan B zu greifen.“
Es sei klar, dass sich das Laga-Konzept nicht in allen Facetten umsetzen lasse, sondern nur bestimmte Projekte. Beispielsweise der Schlosspark, bei dem es inzwischen einen „Sanierungsstau“ von fünf bis sechs Millionen Euro gebe.
„Wir wollen auch die Verbindungskorridore zwischen Schlosspark, Roseburg und Großem Ziegenberg angehen“, so Knoppik weiter, der betonte, dass die Stadt auch künftig mit dem Planer Frank Schröder zusammenarbeiten will, der das Laga-Konzept für Ballenstedt erstellt hat.
Großer Ziegenberg bleibt nach wie vor ein Problem
Was aber mit dem Großen Ziegenberg werden soll, bleibt unklar. „Damit wird es nicht einfacher als in den vergangenen Jahren“, sagte der Bürgermeister, auch wenn es „verschiedene lose Gespräche“ gegeben habe, die Knoppik nicht näher benennen will.
Probleme seien die Größe des Geländes und „eine gewisse Zurückhaltung“ wegen seiner Vergangenheit.
Die Aufnahme des Großen Ziegenbergs in das Laga-Konzept habe aber gezeigt, dass man sich objektiv damit auseinander setzen könne.
Landkreis und Land müssen sich einbringen
Der Landkreis und das Land seien gefragt, Ideen mit zu entwickeln, so Knoppik, der deutlich machte: „Ich erwarte, dass sich das Land mit einbringt.
Der Große Ziegenberg steht mitten in Sachsen-Anhalt.“ Eine Nutzung als „Schule welcher Art auch immer“ sei denkbar.
Neue Bewerbung wird nicht ausgeschlossen
Eine nochmalige Laga-Bewerbung Ballenstedts will Knoppik nicht ausschließen, zumal dann womöglich einige Projekte schon umgesetzt werden konnten.
Durch die große Bürgerbeteiligung seien viele verschiedene Ideen zusammengetragen worden, „die wir mit einfließen lassen können und die wir ohne die Bürgerbeteiligung nicht gehabt hätten.“
Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) gratulierte bereits dem Amtskollegen Christoph Schulze als Bürgermeister der Ausrichterstadt der Landesgartenschau 2022.
Dennoch zeigte sich Breithaupt etwas enttäuscht: „Natürlich hätte ich mir die Gartenschau hier mitten im Harzkreis bei uns in Blankenburg gewünscht. Wir haben nach über zweijähriger Vorbereitungszeit und unter reger Beteiligung der Bevölkerung ein überzeugendes Konzept zur Entwicklung unserer Stadt entstehen lassen.“
Damit einher sei ein Ruck durch die Stadt gegangen – der Förderverein wurde gegründet, Kräfte wurden mobilisiert. Hunderte Blankenburger seien mit Engagement dabei gewesen.
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Landesgartenschauen fördern die Gartenkultur, den Tourismus sowie den Landschafts-, Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz. Die Ausrichterstadt kann zeigen, wie eine nachhaltige Stadt- und Tourismusentwicklung umgesetzt werden kann. Deshalb werden geschaffene Anlagen langfristig genutzt und verbessern die Erholungsmöglichkeiten, das Stadtklima und die Lebensbedingungen für Touristen und die Bevölkerung.
Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt solche Vorhaben und stellt Geld bereit, um die Attraktivität von Städten und Gemeinden durch die Schaffung einer grünen Infrastruktur zu verbessern, moderne Verkehrskonzepte umzusetzen, Maßnahmen des Klima- und Denkmalschutzes und der Erhaltung der Biodiversität zu erreichen. Dadurch würden Impulse ausgelöst, um die regionalen Wirtschaft anzukurbeln, Jobs zu schaffen und den Tourismus zu beleben.
Die erste Landesgartenschau fand 2004 in Zeitz statt, die zweite wurde 2006 in Wernigerode ausgetragen. In Aschersleben wurde 2010 die dritte Landesgartenschau präsentiert.
2015 beteiligte sich Havelberg an der Bundesgartenschau Havelregion. Die für 2015 geplante Landesgartenschau wurde daraufhin auf das Jahr 2018 verschoben und wird in Burg stattfinden. (mz)
