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Meisterschaft Kunstflug-Meisterschaft am Flugplatz Asmusstedt bei Ballenstedt: Wolken bremsen Wettbewerb der Piloten

Von Benjamin Richter 19.07.2019, 07:56
Das Warten auf besseres Flugwetter überbrücken die Piloten auf dem Flugplatz Ballenstedt mit Fachsimpeleien.
Das Warten auf besseres Flugwetter überbrücken die Piloten auf dem Flugplatz Ballenstedt mit Fachsimpeleien. Jürgen Meusel

Ballenstedt - Prüfend blickt Hans-Peter Etter zum Brocken. Vom Ballenstedter Flugplatz aus zeichnet sich die Kuppe recht deutlich vor dem wolkenverhangenen Himmel ab. „Dann kann es am Nachmittag hoffentlich losgehen“, wagt der Schweizer Hobbypilot eine zuversichtliche Prognose.

Bis Mittwochmittag hatten die 36 Teilnehmer der offenen deutschen Meisterschaft im Motorkunstflug auf diesen Moment warten müssen und konnten nicht abheben, obwohl die Tanks voll und die Maschinen seit Tagen startklar waren.

Bei tief hängenden Wolken genehmigen die Wertungsrichter keine Starts – einwandfreie Sicht ist dann nicht möglich

Denn der Brocken war am Montag und Dienstag von Ballenstedt aus gar nicht oder nur zum Teil sichtbar. „Das bedeutet, dass die Wolken niedriger als 950 Meter hängen“, erläutert Uwe Suthau. Etwa 975 Meter beträgt der Höhenunterschied zwischen der Spitze des Brockens und dem Fluggelände in Ballenstedt.

Damit die Wertungsrichter – Suthau ist einer von ihnen – die Kunststücke der Piloten in der Luft einwandfrei sehen können, müssen die Wolken mindestens 1400 Meter über dem Boden ziehen. „Das hängt mit den Maßen der Box zusammen“, legt Suthau dar.

Die erfahrenen Piloten dürfen tiefer fliegen als die Piloten der einfachsten Kategorie „Sportsmen“

Die Box ist der Raum, in dem sich Piloten während ihres Programms bewegen dürfen. In Ballenstedt ist sie ein imaginärer Würfel mit einem Kilometer Kantenlänge, der auf dem Boden, auf dem Acker zwischen Asmusstedt und Badeborn, mit hellen Tüchern markiert ist.

Die Box schwebt jedoch sozusagen in der Luft: „Flieger in der einfachsten Kategorie, die Sportsmen, dürfen nicht niedriger als 400 Meter fliegen“, erklärt Suthau die Regeln. Für sie hängt die Box also zwischen 400 und 1400 Metern Höhe. Die Mindestflughöhe sinkt in den Kategorien, in denen die erfahreneren Piloten antreten, und liegt in der schwierigsten Klasse Unlimited nur bei 100 Metern.

Bereits am Sonntag waren die Teilnehmer angereist, hatten den fünf Wertungsrichtern mitgeteilt, welche Figuren sie fliegen möchten, und die Startreihenfolge ausgelost. Doch am Montagmorgen, beim Briefing vor dem ersten Wettkampftag, zeichnete sich bereits ab, dass es mit dem Fliegen erst mal nichts werden würde.

„Wenn man zur Besprechung mit den Piloten aufbricht und schon beim Blick aus dem Fenster einen bedeckten Himmel sieht, dann weiß man, man kann den Kaffee auf dem Tisch stehen lassen und später weiter trinken“, schildert Suthau, der in der Wettbewerbswoche im Wohnmobil am Flugplatz übernachtet.

„So ist man einfach näher dran.“ Bis zum Dienstagmorgen hatte sich das Bild nicht gebessert, und so wurde den Piloten zuerst einmal eine Fähigkeit abverlangt - Geduld.

Am Montag und am Dienstag gab es wegen des ungünstigen Wetters keine Wettkämpfe

Im Gegensatz zum Montag beschlossen die Schiedsrichter am Dienstag bereits in den Vormittagsstunden, den Wettkampftag abzublasen. „So hatten die Piloten wenigstens Gelegenheit, sich die Gegend anzuschauen, etwa die Quedlinburger Altstadt, und mussten nicht auf dem Platz rumhängen“, sagt Suthau.

Hans-Peter Etter, der am Sonntag von der Schweizer Seite des Bodensees in knapp drei Stunden nach Ballenstedt flog, zog in den freien Stunden einen Spaziergang in der Harzer Natur vor. „Die Landschaft hier um die Gegensteine ist faszinierend“, stellt er fest. „Es sieht fast aus wie in der Serengeti, es fehlen nur ein paar Gnus.“

Die Wanderstiefel durften die Piloten am Mittwoch schließlich doch noch gegen das Cockpit ihrer Schulter- und Doppeldecker eintauschen: Die Wolken waren auf die nötige Höhe geklettert. Nach dem Mittagessen erhoben sich die ersten Teilnehmer in die Luft. Der erste Durchgang, in dem alle 36 Piloten einmal in die Box durften, dauerte bis in den Donnerstagvormittag. An ihn schloss sich der zweite Durchgang an, in dem die Wertungsrichter den Piloten Flugfiguren vorgeben, die nicht in der Ausschreibung standen. „Ich gehe davon aus, dass wir drei Wertungsdurchgänge fliegen können“, erklärt Jürgen Leukefeld, Vorsitzender des ausrichtenden Vereins German Aerobatics, am Donnerstag gegenüber der MZ. Bis Samstagvormittag bleibt den Piloten dafür Zeit, bevor der Wettbewerb mit der Kategorie „Final Freestyle“ und waghalsigen Sturzflügen zu Ende geht. (mz)

Pilot Hans-Peter Etter ist aus der Schweiz mit seinem Flugzeug vom Typ Decathlon nach Ballenstedt geflogen.
Pilot Hans-Peter Etter ist aus der Schweiz mit seinem Flugzeug vom Typ Decathlon nach Ballenstedt geflogen.
Jürgen Meusel
Wertungsrichter Uwe Suthau (li.) und Chefwertungsrichter Gerd Hellmann.
Wertungsrichter Uwe Suthau (li.) und Chefwertungsrichter Gerd Hellmann.
Meusel