Kreativität im Haar: Kreativität im Haar: "Ich habe meine Leidenschaft gefunden"

Halberstadt - „Ich war schon ziemlich nervös, als es an die Prüfungen ging“, erinnert sich Madelin Heuer. „Die Theorie von Mathe bis Sozialkunde, das ähnelte etwas einer Klassenarbeit, aber in reichlich einer Stunde war das erledigt.“ Doch um Friseurin zu werden, bedarf es natürlich besonders Können rund um den Kopf.

„Im ersten Praxisteil ging es um die Klassiker, so im Sinne von Mode: Ein Fasson-Schnitt, dazu kam ein Bombage.“ Bombage? Madelin Heuer erklärt schmunzelnd: „Das ist in etwa eine Elvis-Presley- oder James-Dean-Frisur. Die Seiten sind schmal nach hinten zu föhnen. Der Hinterkopf sollte etwas voller sein.“ Für Frauen legte sie dann eine Dauerwelle. Außerdem war ein klassischer Damenhaarschnitt gefragt.

Doch die 20-Jährige liebt an ihrem Beruf, dass sie sich einfach kreativ ausleben kann. „Dass es immer was Neues gibt, man sich inspirieren lassen und Ideen mit Menschen zusammen umsetzen kann“, charakterisiert sie ihr Verständnis vom Handwerksberuf. „Deshalb lag mir auch der zweite Teil der praktischen Prüfung. Da geht es ja um das Modische.“ Dabei gestalte sich alles „nicht so einheitlich wie früher, man kann mal was probieren.“

Es geht um Muster, die ins Haar geschnitten werden, um Cuts und Haarfarben, „aber wir haben auch interessante Styling-Techniken gelernt. Die konnte man dann zur Prüfung unter Beweis stellen.“

Aber die Facharbeiter-Abschlüsse standen wie überall durch Corona nicht unter dem besten Stern. „Den ersten Teil absolvierten wir in Quedlinburg, denn unsere Kreishandwerkerschaft erstreckt sich ja von Halberstadt über Quedlinburg bis zum Salzland. Zum modischen Teil ging es dann nach Halberstadt in Karinas Haarhütte, deren Inhaberin in der Prüfungskommission des Friseurhandwerkes sitzt.“

Kreativ ganz frei austoben möchte sich Madelin Heuer. „Da wird es schon schwierig, ausreichend Modelle zu finden“, gesteht die Friseurin. „Nicht jeder will seine Haare über Monate wachsen lassen und dann abgeben.“

Etwas überrascht war die Halberstädterin schon, als sie den Anruf erhielt, sie sei in ihrer Profession Kammersieger aus dem Handwerkskammerbezirk Magdeburg. Sie sagt über sich, dass sie Selbstdisziplin habe. So fiel es ihr nicht schwer, all die Dinge in der Ausbildung zu verstehen.

Anja Gildemeister, Sprecherin der Handwerkskammer Magdeburg, bedauert, dass die traditionelle öffentliche Ehrung der Kammer-, Landes- und Bundessieger aus Sachsen-Anhalt 2020 leider der Pandemie zum Opfer fiel. So gab es die Ehrung der Sieger erstmalig virtuell durch den Zentralverband des Deutschen Handwerks als Live-Stream.

Madelin Heuer denkt, „ich habe meine Leidenschaft gefunden. Schon zu Realschulzeiten fanden die Praktika in Friseursalons statt, ich bin dann aber erstmal in die soziale Richtung geschwenkt, weil immer über geringes Entgelt geredet wurde, dann aber doch ins Handwerk gegangen.“ Ende August hat sie ihre Ausbildung beendet, im Oktober dann in den Halberstädter Friseursalon „Mitte“ gewechselt, wo sie im Team von Ladeninhaberin Sina Deutsch eine Bereicherung ist.

„Ich möchte mich immer wieder weiterentwickeln, viel ausprobieren, weiterhin mit Spaß und Leidenschaft arbeiten und mich kreativ ausleben“, schaut sie voraus.

Dazu gehört auch, dass sie hofft, als Kammersiegerin ein Stipendium der Handwerkskammer zu bekommen. „Damit möchte ich abgesichert im Oktober 2021 meine Ausbildung zur Friseur-Meisterin beginnen.“ (mz)