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Versteigerung Koffer von Louis Vuitton kommt in Quedlinburg unter den Hammer

Warum die Rarität wohl die Reise nach Amerika antreten wird.

Von Uwe Kraus Aktualisiert: 07.05.2022, 13:43
Auktionshaus-Inhaber Henry Thurisch mit dem  „Malle à Chapeau“ von Louis Vuitton, der jetzt versteigert wird.
Auktionshaus-Inhaber Henry Thurisch mit dem „Malle à Chapeau“ von Louis Vuitton, der jetzt versteigert wird. Foto: Auktionshaus

Quedlinburg/MZ - Hat sich Henry Thurisch, Inhaber des Kunst- und Auktionshauses Quedlinburg, verschätzt, als er vor wenigen Wochen im MZ-Gespräch mit Blick auf die 70. Auktion am heutigen Sonnabend, 7. Mai, vermutete „Ich denke, um die spiritusgetriebene Eisenbahn wird es Bietergefechte geben“? In den vergangenen Tagen überschlugen sich eher die Mitteilungen, die das Los mit der Nummer 251 betreffen.

Dabei handelt es sich um ein Exemplar des legendären „Malle à Chapeau“, einem Reisekoffer von Louis Vuitton. Es dürfte fast genau 100 Jahre alt sein. Der große Übersee-Hutkoffer besteht aus Holz, Stoff, Metall und Leinen, innen prangt ein Aufkleber „Louis Vuitton“ mit der Firmenadresse, daneben die gestempelte Modellnummer.

Koffer stand auf dem Dachboden

Bereits am berühmten Muster erkennt man die Herkunft aus dem Hause Louis Vuitton. Die Beschreibung des Loses verweist aber auch auf „beriebene Partien des Bezugs, Riss mittig im Holz und im Leinenbezug des Deckels, Korrosionsspuren an den Nieten“ sowie rückseitig partielle Risse im Leinen. Trotzdem gibt es bereits seit Tagen großes Interesse besonders aus den USA an dem 54 mal 75 mal 48 Zentimeter großen Stück, das auf vier Rollen unterwegs ist.

Henry Thurisch weist auf das berühmte „LV-Muster“ innen und außen hin, für das es eine Fan-Szene gibt. „Das hat uns ja erst auf die Spur gebracht. Der Koffer stammt aus unserer Region. Er stand recht unscheinbar auf dem Dachboden, als das Beräumungsteam kam.“

„Für die elegante Frau, die sich um ihren Komfort sorgt“

Wie beliebt der Koffer seit 100 Jahren ist, zeigt eine Anzeige, die im Mai 1924 in der in Paris herausgegebenen Modezeitschrift für Frauen, „Femina“, veröffentlicht wurde: „Damenhüte-Koffer von Louis Vuitton verfügen über ein leichtes, schnelles und einfaches Verpackungssystem, das in 90 verschiedenen Modellen genutzt wird, um alle modischen Anforderungen zu erfüllen, von der extraleichten tragbaren Schachtel bis zum großen Modell mit 40 Hüten. Hergestellt nach den Herstellungsprinzipien, die den Ruf der Marke Louis Vuitton begründet haben, sind sie eine absolute Garantie für den Schutz ihres zerbrechlichen und luxuriösen Inhalts. Für die elegante Frau, die sich um ihren Komfort sorgt, unverzichtbar.“

Die damalige PR-Abteilung definierte die Zielgruppe genau: „Für unsere eleganten Modernen, die Hüte in allen Formen tragen, groß oder klein, hoch oder flach, weich oder hart, aus Stroh, Rosshaar, Stoff oder Filz, mit Bändern, Spitze, Samt, Blumen oder Federn besetzt, müssen wir ein leichtes, einfaches Modell haben, ein schnelles und praktisches System, mit dem alle einen Hut aufsetzen können, ohne befürchten zu müssen, dass er bei der Ankunft beschädigt wird.“

Mindestgebot liegt bei 2.200 Euro

Henry Thurisch ergänzt am Freitag: „Damals über den Atlantik zu schippern, das dauerte seine Zeit. Wer dann noch jeden Tag den Hut wechseln wollte, für den war der Koffer ideal.“ Darum verwundert es den Auktionshaus-Chef nicht, dass seit Tagen Anfragen aus Amerika in Quedlinburg auflaufen. „Da geht es schon um Details wie die Versandmöglichkeiten.“

Gilt das Mindestgebot von 2.200 Euro schon als recht anspruchsvoll, stehen trotzdem bereits reichlich Bieter in Lauerstellung. „Eine teure Kiste“ wurde diese Woche schon despektierlich kommentiert.

„Auf unserer amerikanischen Plattform liegen wir derzeit bei 3.300 Euro“, heißt es am Freitagmittag. „Obwohl ein kleiner Einsatz für Accessoires oben im Koffer fehlt, tippe ich, dass sich der Preis noch verdoppelt, wir also bei einem Zuschlag um die 7.000 Euro landen“, so Chef-Auktionator Henry Thurisch im MZ-Gespräch.

Gegen 13 Uhr wird man das am Samstag im Auktionshaus wissen, in dem gewöhnlich um die 100 Bieter präsent sind. Dann könnte der Hammer für das Koffer-Los 251 gefallen sein.