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Natur und Landwirtschaft Kindergarten Ermsleben bekam Garten geschenkt

Kindergarten- und Hortkinder haben jetzt eine eigene Parzelle. „Die Kinder lernen anders, wenn es aus eigenem Antrieb kommt.“

Von Rita Kunze Aktualisiert: 28.05.2021, 16:00
Kita-Leiterin Claudia Galle erklärt den Kindern die Pflanzen, die in ihrem neuen Garten wachsen.
Kita-Leiterin Claudia Galle erklärt den Kindern die Pflanzen, die in ihrem neuen Garten wachsen. (Foto: Kunze)

Ermsleben/Ballenstedt - Es sind nur ein paar Schritte, bis die Mädchen und Jungen aus der Ermslebener Kindertagesstätte „Gänseblümchen“ in ihrem Garten angekommen sind: Hinter dem Kita-Gebäude befindet sich in Sichtweite die Kleingartensparte, zu der die Parzelle gehört, in der sie Obst und Gemüse pflanzen und ernten können. Frische Erdbeeren und Kohlrabi liefern ihnen schon die vier Hochbeete auf dem Kita-Gelände, doch der Garten bietet viel mehr Möglichkeiten.

Vor allem ist er ein großer Raum für Entdeckungen. „Am ersten Tag konnten wir hier nicht viel machen, die Kinder waren nur mit Gucken beschäftigt“, sagt Einrichtungsleiterin Claudia Galle. Danach machten sich die Kinder mit den Pflanzen vertraut, die in einem Garten wachsen, und begannen, Unkraut zu jäten. Dabei entdeckten sie ein paar Kartoffeln, die noch in der Erde steckten. Jetzt liegen sie auf dem Tisch in der kleinen Laube.

Das Gartenhäuschen ist renovierungsbedürftig und soll zunächst auf Vordermann gebracht werden, bevor es an die eigentliche Gartengestaltung geht. Es soll als Aufenthaltsraum dienen, in dem die Kinder auch essen können, und bei schlechtem Wetter Schutz bieten.

„Wir haben durch die Nutzung der Hochbeete gemerkt, mit wie viel Interesse und Freude die Kinder da rangehen.“

Claudia Galle, Leiterin des Kindergartens „Gänseblümchen“ in Ermsleben

Das Ehepaar, das den Garten zuvor bewirtschaftet hatte, überließ ihn der städtischen Einrichtung - und dazu auch Gartengeräte, darunter ein Rasenmäher.

„Die Idee mit dem Garten kam aus dem Team“, sagt Claudia Galle. „Viele Einrichtungen haben den Wald direkt vor der Tür, wir nicht. Aber wir haben durch die Nutzung der Hochbeete gemerkt, mit wie viel Interesse und Freude die Kinder da rangehen.“

Mit kleinen Experimenten entdecken die Mädchen und Jungen die Welt. Bohnen wurden in Gläsern zum Keimen gebracht und so ihr Wachstum und ihre Entwicklung sichtbar gemacht - was zur Frage führte, wie Pflanzen eigentlich „trinken“.

Die Antwort wurde für die Kinder sehr plastisch gegeben: „Wir haben weiße Tulpen in Wasser mit Lebensmittelfarbe gestellt und es so den Kindern anschaulich erklärt“, erzählt die Einrichtungsleiterin davon, wie sich eins aus dem anderen ergibt. Denn daraus sei ein Wasser-Projekt entstanden, weil es wieder viele Fragen gab. Ein erfolgreiches Konzept in der Kita: „Die Kinder lernen anders, wenn es aus eigenem Antrieb kommt“, sagt sie.

So soll es auch beim Garten sein. „Die Kinder sind neugierig ohne Ende“, beschreibt Claudia Galle die Freude der Mädchen und Jungen über das Neuland, das es für sie künftig zu entdecken gibt. Nicht nur im Kindergarten. „Wir wollten auch, dass der Hort etwas davon hat“, erzählt Claudia Galle weiter, und so werde der Garten jeden Tag von einer anderen Gruppe aus der Kita und vom Hort genutzt.

Kinder sollen Obst und Gemüse schätzen lernen, indem sie es selbst anbauen

Der Garten soll weitgehend naturbelassen werden. Es gibt dort eine große Rasenfläche, im vorderen Bereich sind Blumenbeete angelegt, ein paar Sträucher und Bäume werden im Sommer Früchte tragen. Auch hinter der Laube gibt es Obstgehölze, mit denen für vitaminreiche Leckereien gesorgt ist. Ziel sei es, dass die Kinder das Obst und Gemüse schätzen lernen, indem sie es selbst anbauen. So sollen sie auch lernen, sich gesund zu ernähren. Viele würden wenig Obst essen, sagt die Einrichtungsleiterin. „Viele haben viel Weißbrot und Schokolade in ihren Brotdosen.“

In der Kita wird auf Zucker weitgehend verzichtet. Der Tee, den die Kinder trinken, ist ungesüßt, alternativ gibt es Wasser. Einmal in der Woche gibt es außerdem verdünnten Apfelsaft.

Zugleich wird dafür gesorgt, dass die Kinder sich an der frischen Luft bewegen - mit dem Garten gibt es dafür jetzt ein zusätzliches Angebot. Claudia Galle ist froh, dass sie Unterstützung von der Gemeinde als Träger und von Vereinen bekommt: „Allein würden wir das nicht schaffen.“ (mz)