Hightech made im Harz Hightech made im Harz: Körperkameras für Polizei kommen aus Blankenburg

Blankenburg - Immer häufiger sind Polizisten oder Sicherheitsleute beim Einsatz den Attacken anderer ausgesetzt. „Es herrscht weniger Respekt. Die Hemmschwelle, Ordnungskräfte einfach anzugreifen, sinkt“, sagt Christoph Pinta.
Er ist Marketingleiter der „NetCo Professional Services GmbH“ in Blankenburg, die die Körperkameras - auch Bodycam genannt - herstellt, die von Polizisten in Sachsen-Anhalt in einem Pilotprojekt getestet werden.
Hightech made im Harz: Der einzige Produzent in Deutschland
„Um kritische Situationen bei Einsätzen zu dokumentieren, tragen in Sachsen-Anhalt derzeit die Beamten in Halle, Magdeburg und Dessau-Roßlau in einer zweijährigen Testphase diese Körperkameras“, berichtet Pinta.
Das Besondere: Während in einigen anderen Bundesländern neben dem Harzer Produkt auch verschiedene Modelle aus dem Ausland getestet würden, „nutzen die Sachsen-Anhalter allein unser Wissen und Können“, erklärt Pinta.
Und: Sein Unternehmen sei der einzige Bodycam-Produzent in Deutschland, der die Sicherheitsbehörden ausstattet. „Dabei können wir mit einigen Vorteilen gegenüber den Mitbewerbern punkten.“
Hightech made im Harz: Die Bedienung ist ganz einfach
Der Experte nennt unter anderem die einfache Bedienung mittels nur zwei Knöpfen und das mit 2,8 Zoll größte Farbdisplay aller Anbieter - mit Berührungsfläche, dem so genannten Touchscreen.
„Die Person gegenüber kann sich dadurch selbst im Bild sehen“, erklärt der Blankenburger. „Dies soll zur Deeskalation der Situation beitragen.“
Weil sich Entwicklung und Einsatz im Gegensatz zu Briten oder Amerikanern in Deutschland noch in den Kinderschuhen befindet, „werden zunächst nur geringe Stückzahlen gefertigt“, erläutert André Fritzsche, der Vertriebsleiter.
„Bis auf die Gehäuse, die wir beziehen, ist das gesamte Innenleben Eigenproduktion“, ergänzt Pinta, „also alles, was die Kamera eigentlich ausmacht.“
Hightech made im Harz: Datenschutzrichtlinien sind das Problem
Eines der Probleme, mit denen die Blankenburger zu kämpfen haben, sind die deutschen Datenschutzrichtlinien, zumal es durch das föderale System noch unterschiedliche Auslegungen in den einzelnen Bundesländern gibt.
Pinta: „Wir können aber die dazugehörige Software an die jeweils geltenden lokalen Anforderungen anpassen und damit diesen Auflagen gerecht werden.“
Eine Verschlüsselung des Materials sowie das Übertragen und Laden über Basisgeräte, die so genannten Dockingstations, sorgen dafür, dass die Daten und Kameras nicht manipuliert und nur durch dafür Berechtigte genutzt und ausgewertet werden können.
Christoph Pinta: „Damit ist auch die Nutzung als Beweismittel vor Gerichten gewährleistet.“
Hightech made im Harz: Datensicherung mit Zugangscode
Die Sicherung der Aufnahmen könne dabei sowohl sofort - als Live-Übertragung -, aber auch später an der Ladestation erfolgen.
„Bekommt jeder Polizist einen eigenen Zugangscode, können sich sogar mehrere eine Kamera teilen, ohne dass der Datenschutz verloren geht.“ Dies mache den Einsatz der NetCO-Geräte besonders sparsam, beispielsweise beim Schichtdienst.
Die Geräte der Blankenburger ermöglichen den Nutzern zudem eine Voraufzeichnungszeit. „Beim Start sind bereits je nach Einstellung bis zu zwei Minuten per Video und Ton erfasst, bevor es zu einem möglichen Angriff kommt.
„Oft kann dadurch geklärt werden, wie eine Konfliktsituation zuvor entstanden ist“, sagt der 29-Jährige.
Hightech made im Harz: Kamera soll auch abschreckend wirken
Die nur 200 Gramm schweren Bodycams an der Kleidung der Ordnungshüter sollen einerseits Angreifer abschrecken, zumal diese leicht zu erkennen sind. Auf der anderen Seite sollen die Träger auch gegen ungerechtfertigte Vorwürfe geschützt werden. Fritzsche blickt schon voraus und ist sich sicher: „Bodycams werden in Zukunft in noch vielen weiteren Bereichen Einzug halten, in denen Menschen aufeinandertreffen.“
(mz)