Hexentanzplatz Thale Hexentanzplatz Thale: Runden für den guten Zweck

Thale - Während andere Städte Weihnachten glänzen, scheint in Thale Walpurgis den Veranstaltungston anzugeben.
Der Walpurgismarkt als verlängerter Arm der Walpurgisnacht lockt am Wochenende - das Wetter hat sicher einen extra Schub gegeben -zahlreiche Besucher auf die Flaniermeile zwischen Flohmarkt im Park, Steinbachstraße und Rathausbühne.
Tänzchentee und Sängerin Tanja Lasch fungieren Samstag als musikalische Zugpferde, während am Riesenrad Runden für den guten Zweck gedreht werden müssen.
Hexentanzplatz Thale: Die Wette mit Hexen und Teufeln
Wetteifer – der fängt ja wie Walpurgis auch mit W an – besitzen die Thalenser, sie sind es nicht anders gewohnt, reichlich. Schausteller Frank Domke hat gewettet, dass die Stadt keine 192 Hexen und Teufel mobilisieren kann, die sein Riesenrad füllen.
Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU), der seine Einwohner zu Wettzwecken schon in diverse Märchenkostüme überreden konnte, schlägt wieder selbstbewusst ein.
Als Belohnung winken 600 Euro Spende für den SV Germania Neinstedt. „Die investieren wir in den Bau einer behindertengerechten Toilette“, so Vereinschefin Eva Tiedtke.
Die koste in Summe 17.000 Euro und sei bitternötig, denn rund die Hälfte der 200 Mitglieder sei darauf angewiesen und müsse bisher mehrere Hundert Meter Weg zur Stiftung auf sich nehmen.
Hexentanzplatz Thale: Es wird sorgfältig durchgezählt
50 Germanier vom Trainer bis zur Jugend haben sich angekündigt. Kurz vor 13 Uhr - zur vollen Stunde soll die Wette abgenommen werden - sieht es beinahe so aus, als würden die 32 Gondeln nicht komplett gefüllt werden.
Damit nichts schiefgeht, zählen Domkes Angestellte sorgfältig ab – je sechs Leute sollen es pro Gondel sein.
Gerade die Teufel beweisen Einfallsreichtum – Hörner aus Plastik, Plüsch und Flitter, andere nur aufgemalt oder auf ein Basecap genäht; dazu Hexen mit und ohne Zinkennase, Buckel oder Warze. Selbst Tiedtkes 78-jährige Mutter wagt sich zur 50-Meter-Höhenfahrt.
Hexentanzplatz Thale: Die Wette ist erfüllt
Während die erste Mannschaft nach der Wette für ihr Heimspiel Teufelshörner gegen Trikots tauscht, kommen die „Strolche“ um Trainer Mario Rollhaus direkt von einem Sieg im Pokalwettkampf.
Auch Allrodes Ortsbürgermeister Wolfgang Kurch steht kostümiert und mit Familie an, „wir würden wir uns ja auch über Unterstützung freuen, wenn eine Wette zu unseren Gunsten ansteht“.
Schnell ist klar - das reicht. Etwa 230 Mythen- und Märchengestalten dürften es gewesen sein.
Domke, der seine Niederlage unter Applaus in bester Schaustellermanier mit Humor nimmt, lässt sich zu einem großen Vergleich hinreißen, als Germania-Kassenwart Uwe Fiebig den unscheinbaren gelben Umschlag annimmt: „Thale, das ist besser als bei ABBA – ihr seid die Hauptstadt Hexenhausens!“
Hexentanzplatz Thale: Kettensägen-Schnitzer kommen weltweit
Am Rande des Markttreibens rotieren derweil beim 8. Harzer Kettensägen-Schnitzsymposium Sägeblätter. 16 Künstler aus Deutschland, Estland, Litauen, Polen und Russland formen grobe Holzklötze zu filigranen Kunstwerken.
„Wir sind wie ein Kettensägenzirkus“, verrät Roger Malter aus der Eifel, bei dem eine Eulenbank entsteht.
Vom Brennholz kommt er vor 16 Jahren zur Kettensäge und seitdem durch die Welt: „USA, Kanada, Namibia - ich hab mein Bett auf der ganzen Welt stehen.“
Ein paar Arbeitsplätze weiter hat Polin Bogumila Canibol, eine von nur drei Frauen hier, ihren Späneteppich ausgebreitet. Hier kommt „ein Engel für die Krippe in Thale“ langsam zum Vorschein. Als sie 1999 ihr erstes Kunstwerk - ein Gesicht - schnitzt, benutzt sie noch ein Messer.
Das habe einige Schrammen und Löcher in der Hose gegeben. 2011 steigt sie auf die Motorvariante um und steckt sogar ihren Mann Ireneusz an, der nebenan schnitzt.
Walpurgis ist auch auf der Holzmeile Mode – ein paar Hexen mit finsterem Blick schielen schon am Sonntag Richtung Hexentanzplatz. (mz)

